Ausheilungen
barocker Geftaltungskraft und gotifcher Inbrunft.
Strömendes Barock zeigen zwei weiße Engels-
figuren mit mächtigen Fiügeln aus dem Kliener
Umkreis. Von Kieinpiaftiken fei eine Pieta er-
wähnt, die bei adern barocken Schwung ernft-
haften und lebendigen Schmerzensausdruck trägt.
Streben nach känftlerifcher Leiftung, nach
werklicher Qualität foll im Sinne unferer 3eit
in dem auf der eigentlichen Meffe von der Ar-
beitsgemeinfchaft des Deutfchen Klerkbundes für
den Mittelrhein neu gefchaffenen „Baus Klerk-
bund" von Fri^ Voggenberger erfüllt werden.
Der Neubau, der äußerlich in anfpruchslofer
Klürde auftritt, ohne dabei die Primitivität eines
Ausftellungsbaues zu verleugnen, liegt breitge-
ftreckt mit leicht gewölbtem, flachem Dach zwi-
schen den älteren Bäufern der Meffe. Er ift von
praktifcher und gefälliger Überßcht. Das Unter-
gefchoß aus dunkelgrauem Schlackenbeton trägt
mit guter Klirkung das frontal fchlicht geglie-
derte, rotbraune Dachgefchoß. Kleine, bazard-
hafte Fenfternifchen zeigen lockende, leuchtende
und ftumpfe Farben ausgeftellt, feidene und
wollene Tücher, Geräte und Porzellane. Im
Innern ift alles licht und hell, die Klände weiß,
die Decken in fanft ovalen Klölbungen.
Daß manche zur Schau geteilten Erzeugniffe
nicht die angeftrebte Qualität bieten, ift Sache des
Klerkbundes, deffen Firmenmitglieder die Schau
beftreiten. Als erfreuliche Eindrücke feien vor
allem die Textil- und Tapetenbranche hervor-
gehoben. Die Liskerwerkftätten (Naumburg-
Saale), der öfterreichifche und bayrifche Klerk-
bund, die Frankfurter oberheffifcheLeineninduftrie
von Kleinberger und Marx, das Tapetenhaus
Gutheim (Frankfurt) bringen Stoff- und Farben-
ftellungen von vorbildlicher Delikateffe. Etwas
ermüdend wirkt die Fülle der bizarren, farbigen
Keramik, wie ße durch die Kliener Klerkftätten
beeinflußt wurde. Auch in der Ausftellung der
Kliener Klerkftätten überwiegt die allerdings
preziös keramifche Spielerei. Dagegen ßnd hier
wieder die gebatikten und gedruckten Stoffe von
fubtilem Reiz.
Als leßteröffnete Kunftfchau von befonderer Ein-
heitlichkeit und Echtheit fei die anfpruchslofe Aus-
ftellung heffifcher Keramik im Kunftgewerbe-
mufeum genannt. Diefeprimitiven,farbenfrohen
Töpfereien wirken neben den überraffinierten
und etwas publikumsfücbtigen Erzeugniffen der
Großinduftrie in der Meffe mit glücklicher, faft
frommer Qandwerklichkeit. Die neuen Arbeiten
von Bans Duldner (Münfter im Taunus), die ganz
fcßlicht in der Form nur den Farbfluß ausnü^en,
beftehen die Nacßbarfcbaft der altheffifchen, da-
neben ausgeftellten Gefcbirre aus dem tüfto-
596
rifchen Mufeum. Konrad Bauers (Lauterbach)
gelb und braun geftreiftes Gefäß, feine farbig-
drolligen Figürchen fchließen fid) der Tradition
der altheffifcßen „Dippenmänner" an. Georg
Nicolays Arbeiten find von mehr artiftifcher
Baltung. Safcha Schwabacher.
CBemnit^
Die Galerie Gerftenberger veranftaltet zur
3eit eine Bans Meid-Ausftellung, die nach
Umfang und Anlage ein außergewöhnliches Er-
eignis darftellt. In diefer Gefchloffenheit ift das
Klerk des vortrefflichen Graphikers feiten gezeigt
worden. Die ganze Entwicklung des Künftlers
in den Jahren von 1909 bis 1921 zieht an Band
der Radierungen und Lithographien an dem Auge
des Betrachters vorüber und zu den einzelnen
Arbeiten der verfchiedenen Jahre gefellen pch
jene Mappenwerke und Einzeldrucke aus der
Bibel, die nicht zuleßt den Ruf diefes Künftlers
begründet haben. Die Ausftellung ift mit fehr
viel Liebe zufammengeftellt und darf als ein
Ereignis angefprochen werden, das auch über
Chemnit; hinaus Bedeutung hat. n.
Kaffel
Das Beffifche Landesmufeum veranftal-
tete im September unter dem Namen „China
in Europa" eine Ausftellung von europäifchem
Kunftgewerbe des 18. Jahrhunderts, das unter
oftafiatifchem Einfluß entftanden ift.
Das ftarke Intereffe, das unfere 3eit diefen
„Chinoiferien" erneut entgegenbringt und die
große 3al)I derartiger Arbeiten, die fich in den
Schlöffern Beffens beßnden, rechtfertigen die auf
das 3nftandekommen diefer Schau verwandte
Mühe.
Das hohe Niveau der Ausftellung wurde be-
ftimmt durch die aus den ehemaligen Königlichen
Schlöffern leihweife zur Verfügung gepeilten
Möbelftücke, darunter namentlich Lackarbeiten
von außerordentlicher Schönheit, zum Teil be-
zeichnete und mit feinfter Bronzemontierung
verfehene Stücke. Den Beftänden des Landes-
mufeums wurden Porzellane, Fayencen, Gläfer,
Goldfcbmiedearbeiten u. a. entnommen. Durch
Abbildungen, Aufnahmen und Stiche wurde der
3ufammenhang der ausgeftellten Gegenftände,
die ja nur heffifchem Befi§ entnommen waren,
mit dem gefamten, vom fernen Often beein-
flußten Kunftfchaffen des 18. Jahrhunderts her-
gefteilt.
Leihgaben aus Privatbepß bekundeten das
Intereffe, das die kulturfreundlichen Kreife Beffens
diefer eigenartigen Veranftaltung entgegen-
brachten. J. KI. Berrer.
barocker Geftaltungskraft und gotifcher Inbrunft.
Strömendes Barock zeigen zwei weiße Engels-
figuren mit mächtigen Fiügeln aus dem Kliener
Umkreis. Von Kieinpiaftiken fei eine Pieta er-
wähnt, die bei adern barocken Schwung ernft-
haften und lebendigen Schmerzensausdruck trägt.
Streben nach känftlerifcher Leiftung, nach
werklicher Qualität foll im Sinne unferer 3eit
in dem auf der eigentlichen Meffe von der Ar-
beitsgemeinfchaft des Deutfchen Klerkbundes für
den Mittelrhein neu gefchaffenen „Baus Klerk-
bund" von Fri^ Voggenberger erfüllt werden.
Der Neubau, der äußerlich in anfpruchslofer
Klürde auftritt, ohne dabei die Primitivität eines
Ausftellungsbaues zu verleugnen, liegt breitge-
ftreckt mit leicht gewölbtem, flachem Dach zwi-
schen den älteren Bäufern der Meffe. Er ift von
praktifcher und gefälliger Überßcht. Das Unter-
gefchoß aus dunkelgrauem Schlackenbeton trägt
mit guter Klirkung das frontal fchlicht geglie-
derte, rotbraune Dachgefchoß. Kleine, bazard-
hafte Fenfternifchen zeigen lockende, leuchtende
und ftumpfe Farben ausgeftellt, feidene und
wollene Tücher, Geräte und Porzellane. Im
Innern ift alles licht und hell, die Klände weiß,
die Decken in fanft ovalen Klölbungen.
Daß manche zur Schau geteilten Erzeugniffe
nicht die angeftrebte Qualität bieten, ift Sache des
Klerkbundes, deffen Firmenmitglieder die Schau
beftreiten. Als erfreuliche Eindrücke feien vor
allem die Textil- und Tapetenbranche hervor-
gehoben. Die Liskerwerkftätten (Naumburg-
Saale), der öfterreichifche und bayrifche Klerk-
bund, die Frankfurter oberheffifcheLeineninduftrie
von Kleinberger und Marx, das Tapetenhaus
Gutheim (Frankfurt) bringen Stoff- und Farben-
ftellungen von vorbildlicher Delikateffe. Etwas
ermüdend wirkt die Fülle der bizarren, farbigen
Keramik, wie ße durch die Kliener Klerkftätten
beeinflußt wurde. Auch in der Ausftellung der
Kliener Klerkftätten überwiegt die allerdings
preziös keramifche Spielerei. Dagegen ßnd hier
wieder die gebatikten und gedruckten Stoffe von
fubtilem Reiz.
Als leßteröffnete Kunftfchau von befonderer Ein-
heitlichkeit und Echtheit fei die anfpruchslofe Aus-
ftellung heffifcher Keramik im Kunftgewerbe-
mufeum genannt. Diefeprimitiven,farbenfrohen
Töpfereien wirken neben den überraffinierten
und etwas publikumsfücbtigen Erzeugniffen der
Großinduftrie in der Meffe mit glücklicher, faft
frommer Qandwerklichkeit. Die neuen Arbeiten
von Bans Duldner (Münfter im Taunus), die ganz
fcßlicht in der Form nur den Farbfluß ausnü^en,
beftehen die Nacßbarfcbaft der altheffifchen, da-
neben ausgeftellten Gefcbirre aus dem tüfto-
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rifchen Mufeum. Konrad Bauers (Lauterbach)
gelb und braun geftreiftes Gefäß, feine farbig-
drolligen Figürchen fchließen fid) der Tradition
der altheffifcßen „Dippenmänner" an. Georg
Nicolays Arbeiten find von mehr artiftifcher
Baltung. Safcha Schwabacher.
CBemnit^
Die Galerie Gerftenberger veranftaltet zur
3eit eine Bans Meid-Ausftellung, die nach
Umfang und Anlage ein außergewöhnliches Er-
eignis darftellt. In diefer Gefchloffenheit ift das
Klerk des vortrefflichen Graphikers feiten gezeigt
worden. Die ganze Entwicklung des Künftlers
in den Jahren von 1909 bis 1921 zieht an Band
der Radierungen und Lithographien an dem Auge
des Betrachters vorüber und zu den einzelnen
Arbeiten der verfchiedenen Jahre gefellen pch
jene Mappenwerke und Einzeldrucke aus der
Bibel, die nicht zuleßt den Ruf diefes Künftlers
begründet haben. Die Ausftellung ift mit fehr
viel Liebe zufammengeftellt und darf als ein
Ereignis angefprochen werden, das auch über
Chemnit; hinaus Bedeutung hat. n.
Kaffel
Das Beffifche Landesmufeum veranftal-
tete im September unter dem Namen „China
in Europa" eine Ausftellung von europäifchem
Kunftgewerbe des 18. Jahrhunderts, das unter
oftafiatifchem Einfluß entftanden ift.
Das ftarke Intereffe, das unfere 3eit diefen
„Chinoiferien" erneut entgegenbringt und die
große 3al)I derartiger Arbeiten, die fich in den
Schlöffern Beffens beßnden, rechtfertigen die auf
das 3nftandekommen diefer Schau verwandte
Mühe.
Das hohe Niveau der Ausftellung wurde be-
ftimmt durch die aus den ehemaligen Königlichen
Schlöffern leihweife zur Verfügung gepeilten
Möbelftücke, darunter namentlich Lackarbeiten
von außerordentlicher Schönheit, zum Teil be-
zeichnete und mit feinfter Bronzemontierung
verfehene Stücke. Den Beftänden des Landes-
mufeums wurden Porzellane, Fayencen, Gläfer,
Goldfcbmiedearbeiten u. a. entnommen. Durch
Abbildungen, Aufnahmen und Stiche wurde der
3ufammenhang der ausgeftellten Gegenftände,
die ja nur heffifchem Befi§ entnommen waren,
mit dem gefamten, vom fernen Often beein-
flußten Kunftfchaffen des 18. Jahrhunderts her-
gefteilt.
Leihgaben aus Privatbepß bekundeten das
Intereffe, das die kulturfreundlichen Kreife Beffens
diefer eigenartigen Veranftaltung entgegen-
brachten. J. KI. Berrer.