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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 17
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Hetzer, Theodor: Zur Gründung der Staatlichen Bildstelle
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0524

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Sammlungen

Beitreibungen wenig anzufangen, weii dabei
altes auf die Art der Aufnahme ankommt, d. h-
auf den Standpunkt, von dem fie gemacht ift.
Alle diefe hier aufgezählten Punkte follen
nicht ein Programm fein, worauf die Bildftelle
fich endgültig feftlegt; vielmehr wollen fie nur
dazu dienen, derDiskuffion über dasEhema be-
ftimmte handhaben zu bieten. Die Bildftelle wird
auch jeden anderen Vorfchlag, der ihr gemacht
wird, forgfältig auf feine Durchführbarkeit prüfen.
Der Gedanke der Bildftelle hat vielfach Anklang
gefunden; worauf cs aber jet^t ankommt, jft nicht
eine allgemeine Einverftändniserklärung, fondern
tatkräftige Mitarbeit, damit der als gut und not-
wendig erkannte Plan auch mit Erfolg verwirk-
licht werde. Die Bildftelle hofft auf das Be-
ftimmtefte, daß alle, die es angeht, auf Mittel
und (Hege finnen, ihre eigenen Vorteile und
(Hünfche mit den Intereffen der Kliffenfchaft
und der Allgemeinheit in Einklang zu bringen.
Schwierigkeiten werden unvermeidlich fein; wer
es aber ernft meint, wird fie zu überwinden
wiffen. Eheodor Fjeßer.
Sammlungen
Ein f)of]ändifd)es Mufeum
ln Utrecht wurde das neue gentral-Mufeum
eröffnet, das vier Sammlungen enthält und zwar
Stedelijk Mufeum, Mufeum Kunftliefde, Pro-
vinciaal Utrechtfeh Genootfchap und Aarts-
bisschoppelijk Mufeum. Das 3entral-Mufeum
wurde untergebracht in dem alten Beginenhaus
Sankt Agnes, das zu dem neuen 3weck um-
gebaut wurde. Der Gedanke, die vier zerftreuten
Sammlungen unter ein Dach zu bringen, ift un-
bedingt anerkennenswert, die Art und (Ueife,
wie es gemacht wurde, zeugt von einem lächer-
lichen Dilettantismus. Anftatt den Umbau und
die Einrichtung einem Fachmann anzuvertrauen,
der fich fämtliche Erfahrungen auf mufeums-
technifchem Gebiet (namentlich im Auslande) zu-
nutze gemacht hätte, hat die Utrechter Stadt-
verwaltung alles dem Archivar Dr. Mr. S. Müller
Fzn. überlaffen. Diefe Kirchturmpolitik hat fich
bitter gerächt. DieLichtverl)ältniffe find miferabel,
es gibt fogar einen Raum, der überhaupt kein
Licht hat (ein Interieur aus dem Ende des 18. Jahr-
hunderts ift nur mit künftlichem Licht zu ge-
nießen). Die Größenverhältniffe der einzelnen
Räume entfprechen faft nirgends den ausgeftellten
Gegenftänden. Das Mufeum ift für denBefucher
abfoiut unüberficßtlich, man findet den Kleg nicht
von felbft, wie es in allen neuen Mufeen doch
derFail ift. Die Aufteilung derwundervolien alten
Schäle fpottet einfach jeder Befchreibung. Sie ift
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anfeheinend bewußt fgftemlos. Es gibt keine Ma-
terialgruppen, keine Aufteilung der 3eit nach-
Alles fteht und liegt und hängt kunterbunt durch-
einander. Eine herrliche frühgotifche Fjolzfkulptur
fteht friedlich neben einer minderwertigen Re-
naiffancepuppe. 3wifchen den wie von einem
Schuljungen arrangierten mittelalterlichen Elfen-
beinfehni^ereien findet man einen kleinen d)ine-
fifchen Bonzen, den ein kindliches Gemüt viel-
leicht für einen katholifchen Fjeiligen hielt, weil
ereineGebetfchnur in derFjand hielt. Die vielen,
vielen Eichenholzfchni^ereien hat man ohneRück-
ficht auf die Beleuchtung, Fmbfch in Reih and
Glied aufgeftellt gegen einen notabene gelb-
braunen Rupfen. Nein, es ift alles fo gefchmacklos,
fo häßlich, fo elend ftümperhaft und vor allem
fo hoffnungslos verpfufcht, daß es keinen 3weck
hat, mit der Kritik fortzufahren. Man könnte
ein Buch darüber fchreiben. Utrecht hat fich
fchrecklich blamiert mit feinem 3entral-Mufeum.
Bt.
Deutfd)e Kunft für Amerika
Als erfte öffentliche Sammlung in Amerika hat
kürzlich das Mufeum von Detroit eine vorzüg-
liche Auswahl moderner deutfeher Bilder erwor-
ben und zwar (Herke von Pechftein, Kokofchka,
Fjeckel, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Otto Müller und
Partikel,ferner einePlaftikvonGeorgKolbe, „Auf-
erftehung". Der Präfident des Mufeums — an-
geregt durch ähnliche Ulerke in Berliner Privat-
befit$ - hat perfönlich die Auswahl diefer Bilder
getroffen und fich dabei fachkundigem Rate an-
vertraut. Für die Sache der jungen deutfehen
Kunft ift die hier mitgeteilte tatfache nicht zu
unterfchä^en und eine heiifame Lehre für die
fuperklugen Literaten, die bereits die Eodes-
ftunde des Expreffionismus prophezeit haben, n.
Paris
Im Louvre ift das kürzlich zum Preife von
800000 Franken neu angekaufte Klerk von De-
lacroix, „Le Bücher deSadanapal", in der neu
geordneten „Salle des Etats" aufgehängt worden,
an Stelle von Ingres' langweiligem Riefenfchinken
unter dem Eitel „Fjomere deifie", der im Vorraum
Aufnahme gefunden hat. — Durch Schenkung
kam ein Paftellporträt Muffets von der Fjand
des Ch-Landelle in die gleiche Sammlung. —
Als Vorbereitung zu dem in Kürze ftattfindenden
internationalen Kongreß für Kunftge-
f ch i ch t e hat das Mufeum der dekorativen Künfte
eine fehr fehenswerte Ausftellung von Photo-
graphien hiftorifcher Bauten Frankreichs ver-
anftaltet, insgefamt etwa 1200 Nummern, unter
denen natürlich die durch den Krieg zerftörten
wertvollen Denkmäler nicht fehlen. r.
 
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