Ausheilungen
deutfcße Kunft, wie Barlad), Feininger, Heckei,
Itten, Kird)ner, Klein, Kokofcßka, Leßmbruck,
Marc, Meidner, Meid, Nolde, Pecßftein, dazu
Mund), Picaffo als gewordene Notwendigkeit
davon abbebt. Den Kliener Verßältniffen, in
denen man ein gemächliches Fortfcßreiten mit
allmählichen 3ugeftändniffen einem unficßer
[d)einenden Vorwärtsftürmen vorzieht, mag es
auch entfprecßen, wenn Perfönlid)keiten wie Paul
Klee, George Grosz, Campendonk, Kandinfkg,
Arcßipenko aus der Vorführung ausgefcßaltet
bleiben. Doch fteßt nach einer Andeutung des
Katalogs zu hoffen, daß auf folcbe Lücken in
den Beftänden noch Bedacht genommen wird;
allmählich fcbeinen fid) ja auch in Klien Mög-
lichkeiten dazu zu bieten. Klas nun die bei-
gefügte neue öfterreid)ifd)e Graphik anlangt, fo
ftammt fie größtenteils freilich aus der 3eit vor
dem Umfturz, in der doch noch einiger 3ug zu ver-
fpüren war. Mit dem AusfcßeidenKokofcßkasund
dem Gode Scßieles begann dann die Stagnation,
die im Grunde bis heute anhält, und die gegen-
über derRegfamkeit des Auslandes, wie fie diefe
dankenswerten Neuerwerbungen widerfpiegeln,
Öfterreich nur den bedrückenden Groß läßt, einige
Galente, aber keine Führer zu haben. 3- C.
Ausheilungen
^annoverfdje Seze[[ion
Der Kreis fortfd)rittlich gefinnter Künftler in
Hannover ftellt zum vierten Male in der Keftner-
Gefelifchaft aus und wiederum erweift es [ich,
daß diefe kleine Gruppe an ficb kaum repräsen-
tativ genug wirken könnte, wenn fie nicht von
außerhalb kräftige und beachtliche Unterftüßung
herbeigeholt hätte. Das Bild diefer Ausftellung
ift aber troßdem im ganzen kaum mehr als guter
Durchfchnitt. Schon daßGleicbmann undBurcßarß
diesmal fehlen, muß als bedeutende Lücke no-
tiert werden. Erfaß dafür find bis zu einem ge-
wiffen Grade die auswärtigen Gäfte zumal aus
Hamburg, die einer Einladung der Keftner-Ge-
fellfcßaft felbft gefolgt find. Unter diefen fteben
Aßlers-Heftermann zufammen mit feiner
Gattin Povorina-Heftermann, die als Ruffin
fid) der Kleltanfcßauung Chagalls befonders
nähert, an erfter Stelle. Daneben die begabte
Anita Ree, künftlerifcß eine echte frauliche
Begabung und ähnlich Dorothea Maeßel-
Joßannfon. Aus Bremen haben Diez Edzard,
der Maler und fein Bruder, der Bildhauer Kurt
Edzard, ebarakteriftifebe Proben ihres Schaffens
beigefteuert und auch Franz Radziwill, der
ebenfalls auf der ruffifeßen Ausftellung der Ga-
lerie Garvens vertreten ift, fehlt ebenfowenig
unter den jungen Niederfachfen. Im ganzen ge-
feßen, bringen indes diefe niederfächfifcßen
Künftler außer der bereits zum Geil wohlbe-
kannten und gewürdigten Qualität ihrer Arbeiten
keine befondere Note in das allgemeine Bild
von gutem Durchfchnitt hinein, aus dem dies-
mal auch Kurt Scßwitters nicht allzu gewalt-
fam ßervorftießt, obwohl das Publikum noch
immer kopffcßüttelnd vor der feltfamen Akro-
batik diefes hämmernden, klebenden und pin-
felnden Meifters verweilt, der mit einigen neuen
Merzbildern wieder einmal die höhere Äftßetik
der Müllkaftenabfälle böcbft talentvoll demon-
ftriert. Für Hannover beginnt felbft Anna Blume
langfam den prickelnden Reiz jener denPhilifter
aufregenden Neuheit zu verlieren, die anderswo
noch immer zu bluffen vermag und neuerdings
fogar mufeumsfäbig geworden ift, was immer-
hin zu denken gibt. Von der älteren, meift
recht gemäßigten Garde der Fjannoverfcßen Se-
zeffioniften wären zu nennen Seiffert-KIat-
tenberg, Auguft Heitmüller mit feiner be-
gabten Gattin Leni 3inrmermann-Heit-
müller, der die kleinformatigen Aquarelle viel
beffer liegen als die nur dekorativ empfundenen
Gemälde; ferner Klilßelm Plünnecke, der fein
Beftes immer noch als Radierer gibt, und Bern-
hard Dörries, ein ehrlicher, handwerklich feßr
begabter Maler, deffen nach rückwärts gerichtete
Kunftweife (Leibl-Fjolbein) doch nicht mehr als
einen bleichfücßtigen Eklektizismus bekundet.
Burger-Müßlfelds ganz abftrakt gewordene
Malweife fießt zu feßr nach fremdem Rezept
aus, um zu überzeugen, und die Arbeiten des
Hannoveraners Kurt Qenfel, der zum erften-
mal an die Öffentlichkeit tritt, fcbeinen innerlich
viel zu wenig gefeftigt, um über den angenehmen
Afpekt hinaus zu feffeln. Eine feßr freundliche
Begegnung vermitteln dagegen die neuen Arbeiten
von Otto Fjoßlt, der fid) feit einem Jahre in
dem oberbagrifeßen Prien niedergeiaffen bat und
hier — wie es feßeint — in der Einfamkeit feinen
eigenen Stil zu finden beginnt. Seine feinen,
auch in ihrem farbigen Aufbau durchaus apart
anfpreeßenden kleinen Stilleben find durch das
Läuterungsbad des Kubismus hindurch gegangen,
äußerft ftraff in der inneren Architektonik und
von einem unzweideutigen Gefühl für das Kiefen
der Dinge erfüllt. Diefer Künftler bedeutet auf
jeden Fall eine neue Hoffnung. Hier tritt das
perfönlicß Schöpferifcße jedenfalls viel über-
zeugender zutage als auf den Bildern des Harn-
burger Ericß Hartmann, der nod) zu feßr als
Adept feines Freundes Burcßarß erfeßeint, ob-
wohl auch hier das malerifcße und konftruktive
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deutfcße Kunft, wie Barlad), Feininger, Heckei,
Itten, Kird)ner, Klein, Kokofcßka, Leßmbruck,
Marc, Meidner, Meid, Nolde, Pecßftein, dazu
Mund), Picaffo als gewordene Notwendigkeit
davon abbebt. Den Kliener Verßältniffen, in
denen man ein gemächliches Fortfcßreiten mit
allmählichen 3ugeftändniffen einem unficßer
[d)einenden Vorwärtsftürmen vorzieht, mag es
auch entfprecßen, wenn Perfönlid)keiten wie Paul
Klee, George Grosz, Campendonk, Kandinfkg,
Arcßipenko aus der Vorführung ausgefcßaltet
bleiben. Doch fteßt nach einer Andeutung des
Katalogs zu hoffen, daß auf folcbe Lücken in
den Beftänden noch Bedacht genommen wird;
allmählich fcbeinen fid) ja auch in Klien Mög-
lichkeiten dazu zu bieten. Klas nun die bei-
gefügte neue öfterreid)ifd)e Graphik anlangt, fo
ftammt fie größtenteils freilich aus der 3eit vor
dem Umfturz, in der doch noch einiger 3ug zu ver-
fpüren war. Mit dem AusfcßeidenKokofcßkasund
dem Gode Scßieles begann dann die Stagnation,
die im Grunde bis heute anhält, und die gegen-
über derRegfamkeit des Auslandes, wie fie diefe
dankenswerten Neuerwerbungen widerfpiegeln,
Öfterreich nur den bedrückenden Groß läßt, einige
Galente, aber keine Führer zu haben. 3- C.
Ausheilungen
^annoverfdje Seze[[ion
Der Kreis fortfd)rittlich gefinnter Künftler in
Hannover ftellt zum vierten Male in der Keftner-
Gefelifchaft aus und wiederum erweift es [ich,
daß diefe kleine Gruppe an ficb kaum repräsen-
tativ genug wirken könnte, wenn fie nicht von
außerhalb kräftige und beachtliche Unterftüßung
herbeigeholt hätte. Das Bild diefer Ausftellung
ift aber troßdem im ganzen kaum mehr als guter
Durchfchnitt. Schon daßGleicbmann undBurcßarß
diesmal fehlen, muß als bedeutende Lücke no-
tiert werden. Erfaß dafür find bis zu einem ge-
wiffen Grade die auswärtigen Gäfte zumal aus
Hamburg, die einer Einladung der Keftner-Ge-
fellfcßaft felbft gefolgt find. Unter diefen fteben
Aßlers-Heftermann zufammen mit feiner
Gattin Povorina-Heftermann, die als Ruffin
fid) der Kleltanfcßauung Chagalls befonders
nähert, an erfter Stelle. Daneben die begabte
Anita Ree, künftlerifcß eine echte frauliche
Begabung und ähnlich Dorothea Maeßel-
Joßannfon. Aus Bremen haben Diez Edzard,
der Maler und fein Bruder, der Bildhauer Kurt
Edzard, ebarakteriftifebe Proben ihres Schaffens
beigefteuert und auch Franz Radziwill, der
ebenfalls auf der ruffifeßen Ausftellung der Ga-
lerie Garvens vertreten ift, fehlt ebenfowenig
unter den jungen Niederfachfen. Im ganzen ge-
feßen, bringen indes diefe niederfächfifcßen
Künftler außer der bereits zum Geil wohlbe-
kannten und gewürdigten Qualität ihrer Arbeiten
keine befondere Note in das allgemeine Bild
von gutem Durchfchnitt hinein, aus dem dies-
mal auch Kurt Scßwitters nicht allzu gewalt-
fam ßervorftießt, obwohl das Publikum noch
immer kopffcßüttelnd vor der feltfamen Akro-
batik diefes hämmernden, klebenden und pin-
felnden Meifters verweilt, der mit einigen neuen
Merzbildern wieder einmal die höhere Äftßetik
der Müllkaftenabfälle böcbft talentvoll demon-
ftriert. Für Hannover beginnt felbft Anna Blume
langfam den prickelnden Reiz jener denPhilifter
aufregenden Neuheit zu verlieren, die anderswo
noch immer zu bluffen vermag und neuerdings
fogar mufeumsfäbig geworden ift, was immer-
hin zu denken gibt. Von der älteren, meift
recht gemäßigten Garde der Fjannoverfcßen Se-
zeffioniften wären zu nennen Seiffert-KIat-
tenberg, Auguft Heitmüller mit feiner be-
gabten Gattin Leni 3inrmermann-Heit-
müller, der die kleinformatigen Aquarelle viel
beffer liegen als die nur dekorativ empfundenen
Gemälde; ferner Klilßelm Plünnecke, der fein
Beftes immer noch als Radierer gibt, und Bern-
hard Dörries, ein ehrlicher, handwerklich feßr
begabter Maler, deffen nach rückwärts gerichtete
Kunftweife (Leibl-Fjolbein) doch nicht mehr als
einen bleichfücßtigen Eklektizismus bekundet.
Burger-Müßlfelds ganz abftrakt gewordene
Malweife fießt zu feßr nach fremdem Rezept
aus, um zu überzeugen, und die Arbeiten des
Hannoveraners Kurt Qenfel, der zum erften-
mal an die Öffentlichkeit tritt, fcbeinen innerlich
viel zu wenig gefeftigt, um über den angenehmen
Afpekt hinaus zu feffeln. Eine feßr freundliche
Begegnung vermitteln dagegen die neuen Arbeiten
von Otto Fjoßlt, der fid) feit einem Jahre in
dem oberbagrifeßen Prien niedergeiaffen bat und
hier — wie es feßeint — in der Einfamkeit feinen
eigenen Stil zu finden beginnt. Seine feinen,
auch in ihrem farbigen Aufbau durchaus apart
anfpreeßenden kleinen Stilleben find durch das
Läuterungsbad des Kubismus hindurch gegangen,
äußerft ftraff in der inneren Architektonik und
von einem unzweideutigen Gefühl für das Kiefen
der Dinge erfüllt. Diefer Künftler bedeutet auf
jeden Fall eine neue Hoffnung. Hier tritt das
perfönlicß Schöpferifcße jedenfalls viel über-
zeugender zutage als auf den Bildern des Harn-
burger Ericß Hartmann, der nod) zu feßr als
Adept feines Freundes Burcßarß erfeßeint, ob-
wohl auch hier das malerifcße und konftruktive
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