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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 7
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0250

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Ausweitungen

Halent an ficß unverkennbar ift. Merkwürdig
gut fcßneiden auf diefer Ausftellung im ganzen
die weiblichen Vertreter der Malkunft ab, die,
fo wiH es fcßeinen, ißren männiicben Kollegen
an innerer Ehrlichkeit und Befcßeidung auf
das ißrem (Hefen Naheliegende bei weitem über-
legen find. So find die Stilleben von Lotte
Gleicßmann-Giefe bei ailer Sachlichkeit doch
von jener (Härme tieferen Gefühls durchftrömt,
die das Reichen der Perfönlichkeit weift, fo
ähnlich die köftlicßen Hntergiasmalereien von
Käthe Steinig naiv und echt als Ausdruck
eines in feiner Befchränkung außerordentlich
fympatßifch berührenden Caientes. Auch die
wenigen Proben, die man hier zum erftenmal
von llfe Qindenberg fieht, weifen auf eine
malerifche Begabung hin, die zu den fchönften
Hoffnungen berechtigt. — Mit diefen Anmer-
kungen ift das (Hefentliche gefagt. Denn für
die (Hertung der in diefem Kreife latenten künft-
lerifchen Kräfte ift es natürlich belanglos, zu
erwähnen, daß die Ausftellung auch fonft noch
gute Durchfchnittsware enthält und daß neben
diefer einige Bilder der Paula Moderfoßn
und ein halbes Dußend Klees (beide aus Fjan-
noverfchem Privatbefiß) den Maßftab kritifeßer
Leiftung abgeben, der heute Veranlagungen
diefer und ähnlicher Art gegenüber der einzig
mögliche ift. Biermann.
Frankfurt a. M.
Hnter dem Begriff einer Kunftgemeinfchaft
haben fich das graphifche Kabinett I. B. Neu-
mann. Berlin, und Zinglers Kabinett für Kunft-
und Bücherfreunde, Frankfurt a. M., zufammen-
getan, um die erfte große Ausftellung von Max
Beckmann nach dem Kriege zu zeigen. Diefe
wird in der Zeit vom 9. April bis 8. Mai im
Frankfurter Kunftverein ftattfinden und das ge-
famte (Herk des Künftlers (Gemälde, Zeichnungen
und Graphik) aus den Jahren 1915 — 1921 zum
erftenmal gefcßloffen der Öffentlichkeit vorführen.
Für die wenigen, die bisher Gelegenheit hatten,
einzelne (Herke diefes unerhört eigenwilligen
Calentes zu fehen, befteht kein Zweifel, daß die
Ausftellung, über die an diefer Stelle noch zu
fprechen ift, eine große Überrafcßung bringen
wird. — Für die gleiche Zeit hat Zinglers
Kabinett eine Ausftellung der neueften Arbeiten
von Heinrich Campendonk vorbereitet.
Krefeld
Der Verein „Neue Kunft", der feit Jaßres-
frift erfolgreich für die Förderung der am Nieder-
rhein tätigen jungen Kräfte eintritt, hat zurZeit
im Kaifer-(Hilßelm-Mufeum eine Ausftellung ein-
ßeimifeßer junger Kunft im Zufammenßang mit

einigen (Herken führender Perfönlicßkeiten in
Deutfcßland veranftaltet. Die hier vertretenen
Künftler find entweder gebürtige Krefelder oder
aber am Niederrhein anfäffig, und wenn man
auch in der Ausftellung felbft weniger den lokalen
oder den örtlich begrenzten Geift entdecken kann,
fo begegnen fiel) doch die (Herke auf der Grund-
lage einer neuen Gefinuung. Heinrich Nauen
ift als Eßrengaft cßarakteriftifcß vertreten. Neben
ißm fieht man Bilder von Campendonk, H-
Dieckmann und Helmut!) Macke, in deren
Arbeiten irgendwie noch entfernt der Einfluß
von Cßorn-Prikker weiter lebt, der einmal ent-
feßeidend in die künftlerifcße Entwicklung am
Niederrßein eingegriffen hat. Die jüngfte Gene-
ration wird durch Friß Höhnen und Heinz
Kamps zukunftsftark vertreten. Hnter den ein-
ßeimifeßen Künftlern find fodann noch Bert-
lings, R. Zimmer mann und die Bildßauerin
Helene v. Beckerath zu nennen, die ißrerfeits
das Gefamtbild erfreulich abrunden. Im ganzen
umfaßt die Ausftellung etwa 40 Gemälde und
zahlreiche graphifche und plaftifcße Arbeiten. In
dem Katalog find graphifche Blätter von Cam-
pendonk, Hubnen, Dieckmann und Kamps re-
produziert.
M ü n cß e n
fMocforne Oo/one 77zonn/z<2Hsor) — P/bsH'/ren
von E7/so5e?/z v. Asseb fDr. IVg/zmoe/ß.
Ift es Fatum oder nur verhängnisvoller Zufall,
daj5 foviele von den Vorkämpfern für die neue
Kunft vor ißrer Vollendung ßinweggerafft wur-
den: die einen auf dem Scßlacßtfelde, andere
im Krankenbette, alle — noch im Hngeftüm groß-
gefinnter Jugend — jäß erlöfcßend? Eugen
v. Kaßler war einer von diefen; er ftarb 1911 —
ein 28jäßriger. Aus Prag kommend, hat er fieß
in München und Paris fpielend dieAtelierweis-
ßeiten einer überreifen Malkultur angeeignet.
Dann entdeckte er im Orient den Orient feiner
Seele. Heimgekeßrt wirkte feine Seßnfucßt nach
dem Morgenland den Ceppicß feiner Bilder. Es
ift nießt fo, daß ißn als Koloriften das Farbig-
Malerifcße des Vorwurfs gereizt hätte, vielmehr
fo, daß er, um fein Erlebnis: Orient zu geftalten,
feine Koloriftik ins Exotifcß-Cropifcße getrieben
ßat. Das Motiv felbft wird faft gleichgültig; ob
er eine orientalifcße Landfcßaft, einen Bazar,
die Scßeßerezade oder nur ein Stilleben malt:
das Orientalifcße diefer Farbenkunft liegt immer
jenfeits des Stoffes.
Eugen v. Kaßler ßat einen Schüler gehabt
A. (Heisgerber — deffen Namen den feinigen
übertönte. Die Gedäcßtnisausftellung bei Cßann-

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