Sammlungen — Ausheilungen
Sinne der neuen geit", deren Auswirkungen an
dem Sammlungstgp der gukunft, der einmai kom-
men muß, ihre Notwendigkeit erhärten werden.
Eintrittsgeld der Berliner Mufeen
Die Berliner Mufeen beabfichtigen vom 1. April
an ein Eintrittsgeid von M. 2.— zu ergeben; nur
an den Sonntagen [oben fie zur unentgeldbchen
Befichtigung geöffnet fein. Es ift ganz unver-
ftändiid), daß entgegen ailenBeftrebungen unferer
Eage, die Mufeen immer mehr zur künftlerifchen
Volkserziehung ßeranzuzießen und die Schätze
unferer Sammlungen zum geiftigen Allgemeingut
aller Volksfd)id)ten zu machen, ein folcßerPlan
überhaupt erwogen werden kann. Unfere Mufeen
würden gerade von denen gemieden werden,
denen fie Anregung und Erhebung bieten follen.
Die Begründung, daß mit den aus den Eintritts-
geldern eingenommenen Beträgen, Mittel zur
FJerfteliung von Führern und Katalogen aufge-
bracht werden follen, erfcßeint uns als eine Me-
thode, da man den Bock zum Gärtner fetzt.
Denn was follen die billigen Kataloge, wenn fie
niemand benützt? Dem ficherlich recht unan-
genehmen Mangel an Führern ließe [ich wohl
auf andere Kleife fteuern. Aber man verfperre
nicht den weniger Bemittelten, unter denen fich
zahllofe Kunfthungrige und die dankbarften
Mufeumsbefucher befinden, durch eine neue un-
gerechtfertigte Bildungsfteuer die Stätten unferer
Kunft, die Allgemeinheit der Nation find. K. S.
FJagen i. (H.
Dr. Karl (Hit h hat die Leitung desFolk wang-
Mufeums übernommen. Es fteht zu hoffen,
daß dadurch wieder mehr Abwechflung in das
Kunftleben diefer hartnäckig verfchloffenen Stadt
kommt, das leider durch die Erkrankung und
Abwefenheit von Dr. Karl Ernft Ofthaus in letzter
geit ftark zurückgegangen ift. Geplant find neben
den laufenden Aushebungen folche aus Mufeums-
befitz unter Ausnutzung des reichen Original-
materials von Aufnahmen des Folkwang-Ver-
lages, und zwar u. a. nach folgenden Gefichts-
punkten: Afien, Exoten, Kleinplaftik, Kultgerät
aus aller Kielt, dekorative Kunft, magifche Kunft,
bürgerliche und revolutionäre Kunft.
Dr. ülith iß feit elf Jahren mit den reich-
haltigen Schäden des Mufeums vertraut.
(Heim ar
Das ehemalige Refidenzfcfdoß wird zu einem
neuen Mufeum ausgeftaltet. Neben den foge-
nannten Dichterzimmern follen die Repräfenta-
tionsräume des Schloffes mufeaien gwecken
dienftbar gemacht werden und hier fob vor-
nehmlich die geit Kleimars unter Karl Auguft in
Erfcheinung treten. Ein Plan, der bei dem reichen
Kunfterbe in wundervoller Form ausgeführt wer-
den kann und für den der neue Mufeumsdirektor
Dr. Köhler, dem diefe Aufgabe anvertraut wurde,
der gegebene Mann ift.
Ausheilungen
Berliner Ausheilungen
Eine kleine Senfation, eine traurige und er-
hebende Erinnerungsftunde an ein früh vollendetes
Ealent und eine Enttäufchung — diefe drei
Empfindungsmomente charakterifieren das mo-
mentane Berliner Ausftellungsbild.
In der Akademie der Künfte lockt eine
merkwürdige gwitterfchau unter dem Eitel „Farbe
und Mode" das mondäne Berlin an. Man geht
der „Mode" wegen hin. ftaunt über die Pracht
der „Farbe" und wundert fich über die fafchings-
artige Veränderung, die den ehrwürdigen Räumen
der Akademie widerfahren ift. Die Kiinftler find
zur Ausgeftaltung der Mode eingeladen worden
und haben fich in mannigfaltiger Kleife diefer
eigenartigen Aufgabe unterzogen, gunächftgaltes,
die Räume für den neuen gweck zu formen und
zu fchmücken. E. R. Kleiß eröffnet den Reigen;
er hat den Eingangsraum in ein Farbenfpektrum
verwandelt, das den Auftakt zu den beiden
Sälen bildet, in denen bunte Seiden- und (Kob-
knäuel ein luftiges Spiel treiben, garte deko-
rative Raumbilder geben die KJandmalereien
von Georg KI. Rößner und Ernft Scherz, wäh-
rend Cäfar Klein mit feiner „Eraveftie auf Mode
und geit" dem Befchauer ein luftiges Rätfel
aufgibt, ln dem Mittelfaale, dem „Saale der
fchönen Frauen" find fodann die Modebilder
bekannter Künftler vereint, die, fämtlich in
gleichem Format, einen mehr oder weniger ge-
lungenen Mannequin darftellen. Es kommt darauf
an, von welchem Gefichtspunkte aus man die
Beurteilung diefer Schönheitsgalerie gelten laffen
will, ob vom Standpunkte des Modefalons,
deffen Name neben dem des Künftlers prangt,
oder von dem des bildhaften Eindruckes, den
wir von dem Gemälde alsKunftwerk empfangen.
So fei es denn von vornherein gefagt, daß der
Gefamteindruck der ift, daß fich diefe beiden
Betrachtungsmomente durchaus divergent gegen-
überftehen. Klalter Bondg und Ernft FJeiiemann
dürften wohl des Lobes der Schneider gewiß
fein, Spiro undOrbkerfcheinenals gewiffenßafte
Ateberchroniften, Röhricht und Rößner wirken
elegant. Die meiften haben fich aber die Auf-
gabe viel zu fchwer gemacht und wollten viel
zu viel geben. Leo von Königs dunkle Frauen-
187
Sinne der neuen geit", deren Auswirkungen an
dem Sammlungstgp der gukunft, der einmai kom-
men muß, ihre Notwendigkeit erhärten werden.
Eintrittsgeld der Berliner Mufeen
Die Berliner Mufeen beabfichtigen vom 1. April
an ein Eintrittsgeid von M. 2.— zu ergeben; nur
an den Sonntagen [oben fie zur unentgeldbchen
Befichtigung geöffnet fein. Es ift ganz unver-
ftändiid), daß entgegen ailenBeftrebungen unferer
Eage, die Mufeen immer mehr zur künftlerifchen
Volkserziehung ßeranzuzießen und die Schätze
unferer Sammlungen zum geiftigen Allgemeingut
aller Volksfd)id)ten zu machen, ein folcßerPlan
überhaupt erwogen werden kann. Unfere Mufeen
würden gerade von denen gemieden werden,
denen fie Anregung und Erhebung bieten follen.
Die Begründung, daß mit den aus den Eintritts-
geldern eingenommenen Beträgen, Mittel zur
FJerfteliung von Führern und Katalogen aufge-
bracht werden follen, erfcßeint uns als eine Me-
thode, da man den Bock zum Gärtner fetzt.
Denn was follen die billigen Kataloge, wenn fie
niemand benützt? Dem ficherlich recht unan-
genehmen Mangel an Führern ließe [ich wohl
auf andere Kleife fteuern. Aber man verfperre
nicht den weniger Bemittelten, unter denen fich
zahllofe Kunfthungrige und die dankbarften
Mufeumsbefucher befinden, durch eine neue un-
gerechtfertigte Bildungsfteuer die Stätten unferer
Kunft, die Allgemeinheit der Nation find. K. S.
FJagen i. (H.
Dr. Karl (Hit h hat die Leitung desFolk wang-
Mufeums übernommen. Es fteht zu hoffen,
daß dadurch wieder mehr Abwechflung in das
Kunftleben diefer hartnäckig verfchloffenen Stadt
kommt, das leider durch die Erkrankung und
Abwefenheit von Dr. Karl Ernft Ofthaus in letzter
geit ftark zurückgegangen ift. Geplant find neben
den laufenden Aushebungen folche aus Mufeums-
befitz unter Ausnutzung des reichen Original-
materials von Aufnahmen des Folkwang-Ver-
lages, und zwar u. a. nach folgenden Gefichts-
punkten: Afien, Exoten, Kleinplaftik, Kultgerät
aus aller Kielt, dekorative Kunft, magifche Kunft,
bürgerliche und revolutionäre Kunft.
Dr. ülith iß feit elf Jahren mit den reich-
haltigen Schäden des Mufeums vertraut.
(Heim ar
Das ehemalige Refidenzfcfdoß wird zu einem
neuen Mufeum ausgeftaltet. Neben den foge-
nannten Dichterzimmern follen die Repräfenta-
tionsräume des Schloffes mufeaien gwecken
dienftbar gemacht werden und hier fob vor-
nehmlich die geit Kleimars unter Karl Auguft in
Erfcheinung treten. Ein Plan, der bei dem reichen
Kunfterbe in wundervoller Form ausgeführt wer-
den kann und für den der neue Mufeumsdirektor
Dr. Köhler, dem diefe Aufgabe anvertraut wurde,
der gegebene Mann ift.
Ausheilungen
Berliner Ausheilungen
Eine kleine Senfation, eine traurige und er-
hebende Erinnerungsftunde an ein früh vollendetes
Ealent und eine Enttäufchung — diefe drei
Empfindungsmomente charakterifieren das mo-
mentane Berliner Ausftellungsbild.
In der Akademie der Künfte lockt eine
merkwürdige gwitterfchau unter dem Eitel „Farbe
und Mode" das mondäne Berlin an. Man geht
der „Mode" wegen hin. ftaunt über die Pracht
der „Farbe" und wundert fich über die fafchings-
artige Veränderung, die den ehrwürdigen Räumen
der Akademie widerfahren ift. Die Kiinftler find
zur Ausgeftaltung der Mode eingeladen worden
und haben fich in mannigfaltiger Kleife diefer
eigenartigen Aufgabe unterzogen, gunächftgaltes,
die Räume für den neuen gweck zu formen und
zu fchmücken. E. R. Kleiß eröffnet den Reigen;
er hat den Eingangsraum in ein Farbenfpektrum
verwandelt, das den Auftakt zu den beiden
Sälen bildet, in denen bunte Seiden- und (Kob-
knäuel ein luftiges Spiel treiben, garte deko-
rative Raumbilder geben die KJandmalereien
von Georg KI. Rößner und Ernft Scherz, wäh-
rend Cäfar Klein mit feiner „Eraveftie auf Mode
und geit" dem Befchauer ein luftiges Rätfel
aufgibt, ln dem Mittelfaale, dem „Saale der
fchönen Frauen" find fodann die Modebilder
bekannter Künftler vereint, die, fämtlich in
gleichem Format, einen mehr oder weniger ge-
lungenen Mannequin darftellen. Es kommt darauf
an, von welchem Gefichtspunkte aus man die
Beurteilung diefer Schönheitsgalerie gelten laffen
will, ob vom Standpunkte des Modefalons,
deffen Name neben dem des Künftlers prangt,
oder von dem des bildhaften Eindruckes, den
wir von dem Gemälde alsKunftwerk empfangen.
So fei es denn von vornherein gefagt, daß der
Gefamteindruck der ift, daß fich diefe beiden
Betrachtungsmomente durchaus divergent gegen-
überftehen. Klalter Bondg und Ernft FJeiiemann
dürften wohl des Lobes der Schneider gewiß
fein, Spiro undOrbkerfcheinenals gewiffenßafte
Ateberchroniften, Röhricht und Rößner wirken
elegant. Die meiften haben fich aber die Auf-
gabe viel zu fchwer gemacht und wollten viel
zu viel geben. Leo von Königs dunkle Frauen-
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