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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 4
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0155

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Vermiedenes

Der Kunftmarkt

aufzuzeicßnen. IJier fpricßt der Freund und
Kenner eines Landes, dem Spannien [eit iangem
zum Erlebnis wurde. Im ganzen ein merk, das
in gleicher Kleife dem Verleger wie dem Autor
Ehre macht. B.
Vermiedenes
Die ver[d)wundenen Bilder des
Meifters von Großgmain
Es hat vielleicht einen gweck an die[er Stelle
auf Vorgänge im Kun[thandel des Salzburger
Gebiets binzuweifen, die [owohlinkün[tleri[cher
wie in wirtfcßaftlicßer IJinficßt eine [chwere Schä-
digung der deutfcßen Intere[[en bedeuten. Seit
ca. einem haiben Jahr [ind die wertvollen Altar-
gemälde desMeifters von Großgmain, über welche
ich [einerzeit in den Monatsheften für Kunft-
wiffenfchaft berichtet habe, aus der Großgmainer
Kirche verfcßwunden, ohne daß es mögiich wäre,
eine Aufklärung darüber zu erlangen, wohin fie
gebracht worden find. Jede Auskunft wird von
der zuftändigen Stelle in der fchroffften Kleife ab-
gelehnt. gugleicß mit diefen Bildern find andere,
im Inventar der öfterreichifchen Kunftdenkmäler
verzeichnete Bilder aus der Kirche entfernt wor-
den. Diefe Gatfache erfcheint bedenklich, wenn
man fie zufammenhält mit dem erft jeßt bekannt
gewordenen Verkauf des berühmten Judith-
Gobelins aus dem Stifte Nonnberg. Diefer Go-
belin ift „zwecks Sanierung der fchlechten Fi-
nanzlage nach Spanien" verkauft worden. Aus
der Pfarrkirche in Obertrum ift ein Renaiffance-
ofen verkauft worden, „damit das Pfarrhaus die
durch Brand verurfachten Schäden wieder gut
machen kann". Die guftimmung der weltlichen
und kirchlichen Behörden zum Verkauf des Judith-
Gobelins nach Spanien wird dadurch begründet,
daß hier weder für Salzburg noch für Öfterreich
ein lokalhiftorifches oder ein künftlerifcßeslnter-
effe in Frage komme! Daß die Gefehlte der
Judith gerade für Salzburg allerdings kein „lokal-
hiftorifches" Intereffe hat, ift nicht zu leugnen,
über den künftlerifcßen Klert des Gobelins dürften
aber die Sachverftändigen doch anderer An-
ficht fein.
Im Falle der Großgmainer Bilder kann aber
nicht einmal für die oberften weltlichen und
kirchlichen Behörden ein gweifel befteßen, daß
fie fowohl für Großgmain wie für Öfterreicß, ja
für die gefamte deutfcheKunftgefcßicßte, einfeßr
tiefgehendes Intereffe befi^en, und eswärewün-
feßenswertj wenn die deutfeße Kunftwelt mög-
licßft bald eine Aufklärung über den Verbleib
der Bilder des Meifters von Großgmain erhalten
könnte. Robert me ft.

Der Kun ft markt
Vom amerikanifdjen Kunftmarkt
Der amerikanifeße Kunftßandel bat feit Beginn
diefer Saifon mit einer Depreffion zu kämpfen,
wie feit vielen Jahren nicht. Der „Käuferftreik",
der das ganze Land als nur zu verftändiieße
Reaktion gegen die ftändig fteigenden Preife
für alles und jedes ergriffen, macht fieß auch
auf dem Kunftmarkt auf das deutlicßfte bemerk-
bar. Keine neuen Sammler von irgendwelcher
Bedeutung find erfeßienen, wiewohl Amerika
von „Neureichen", „Schiebern" und ähnlichen
FJerrfcßaften ebenfo überfeßwemmt ift wie die
europäifeßen Länder. Diefe Klaffe von Leuten
wird erft langfam lernen, daß auch für fie ein
„noblesse oblige" der Kunft gegenüber befteßt,
und zwar erft dann, wenn es ißr aufdämmern
wird, daß fie auf diefe Kleife fieß gefellfcßaft-
licß auf eine höhere Stufe zu feßwingen ver-
mag. Aber auch die alten Sammler, felbft die
ganz großen, die gewaltigen Multimillionäre,
ßnd zur geit jedem Kaufen abßold und da andrer-
feits das Angebot — von privater Seite wie auf
Auktionen — ein ftetig fteigendes ift, fo ift es
nießt zu verwundern, daß dieFJändier, felbft die
bedeutendften, in feßwerer Sorge find. Ein Fjaus
wie Kleinberger z. B. zieht fieß in feinem
feßönen FJeim in der fünften Avenue auf die
oberen Stockwerke zurück und vermietet den
anderen Geil an eine Juwelenfirma. Alle Lager
find überfüllt und nießt nur mit Kleinmeiftern
[ämtlicßer Schulen, und noch meßr mit Kland-
teppießen und Ähnlichem, darunter Stücken aller-
erften Ranges, fondern auch mit den wenigen
großen Meiftern, jenen Meiftern, die man an
den Fingern feiner zwei Fjände abzäßlen kann,
und die hier für die „großen" Sammler faft allein
in Betracht kommen; bei denen auch allein
eigentlich, was man fo nennt, „anftändig" ver-
dient werden kann. Eine ganze Anzahl von
Rembrandts, Gerborcßs, Frans Fjals und
andere warten vergeblich der Käufer. Ja, es
ift fo weit gekommen, daß große Fjäufer felbft
die beften merke diefer Meifter, um die fie fidß
früßer fo feßr bemühten, nießt meßr ankaufen,
fondern nur noch gegen eine verhältnismäßig
kleine Kommiffion plus Steuer, welch letztere
fieß doch reeßt fcßädlich für den Fjandel erweift,
als Agenten übernehmen wollen. Das gefeßaß
z. B. jüngft im Falle zweier ganz füperber Bilder
von Frans Qals. Kein (üunder daßer, daß
unter diefen ümftänden die Preife felbft für
folcße KIerke um ein ganz Bedeutendes gefallen
find, oft um die FJälfte, wenn nießt gar meßr.

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