Neue Bücher — Verfcßiedencs
Künftler und Kunftbiftoriker, leider jedoch dureß-
einandergemengt, in einer Regifterfolge. Dies
feßeint mir ein Mißgriff. Der Herausgeber weift
wobt im Vorwort darauf bin, daß eine doppette
Aufführung von Daten vermieden und die Be-
nutzbarkeit des (Herkes dadurch erleichtert wer-
den fotite, doch kann ich ibm hierin nicht folgen.
!m Gegenteit, es wäre wünfebenswert gewefen,
auch die Künftter nach den einzelnen Hauptfparten
zu trennen. Es ift jetzt überhaupt nicht mög-
lich, ficb fcbnell eine Überficbt über die lebenden
Bildhauer, Maler, Architekten oder Kunftbiftoriker
zu verfebaffen. Dergleichen dürfte beim Aus-
ftellungswefen und im Verlagsbetrieb häufig
notwendig fein. Die Entlaftung des Bandes ift
pcber gering, denn Doppeikünftler oder Kunft-
biftoriker, die daneben in höherem Maße kunft-
ausübend find, find feiten. Übrigens könnten
dann kurze Verweifungen eintreten.
Einen allzu breiten Raum nehmen in dem
Buch die beamteten Künftler, Fach- und Zeichen-
lehrer ein, deren Bildungsgang, (Herke und
Ordensauszeichnungen für uns doch von ge-
ringem Intereffe find. Demgegenüber pnd die
jungen Künftler, welche die heutige Entwicklung
tragen, alfo für die Kunftwelt ungleich mehr
bedeuten, knapp mit ihren Adreffen vertreten.
Bildhauer wie Fiori, Haller, Karfcb, Cotila Albert,
Autes, (Hell Habicht fehlen.
Bei der Auswahl der Kunftbiftoriker fällt eine
feltfame Syftemloßgkeit auf. Bei einem feßr
jungen füddeutfeben Mufeumsaffiftenten werden
wir über fämtlicbe Stationen feiner Hniverßtäts-
ftudien unterrichtet, mehrere Konfervatoren an
der Münchener Pinakothek, bedeutende Kenner
ihrer Spezialgebiete, fehlen ganz. (Heiter fehlt
eine lange Reihe von Kunftfcbriftfteliern, die
wohl nicht beamtet, aber von großer publizi-
ftifeßer (Hirkfamkeit feit langen Jahren überall
zu lefen find. Ihre Namen und Adreffen find
für Redaktionen und Verleger wichtig. Eine
Durcbficbt der Hauptkunftzeitfcbriften hätte den
Herausgeber hier orientieren können.
Alfred Kuhn.
Der erfte Band einer febr tiefgründig, ja er-
feböpfend gedachten Monographie überdas ganze
Gebiet der (Handmalerei bringt zunäcbft die
tbeoretifeben Grundlagen; in einer Einteilung,
die ebenfo klar ift wie die Diktion, und die die
Zweiheit der Elemente „(Hand" und „Bild" in
den Mittelpunkt der Hnterfucbung rückt, um ihrer
Syntßefe, der befonderen Stiliftik des Fresko
den Hauptteil des gewichtigen Bandes zu wid-
men. Die Ausftattung ift febr opulent, febönes
Papier und Druck, Klarheit und überrafebende
Fülle der Abbildungen, deren Hälfte aus inftruk-
tiven (wenn auch mitunter etwas meebaniftifeben)
Hilfskonftruktionen desVerfaffersbeftebt. Höcßft
brauchbar wird das Buch befonders noch durch
drei forgfältige Regifter und eine Literaturüber-
ficht, die beinahe unüberfebbar, ficber erfeßöp-
fend ift. Aber nicht nur demKunftforfcßer: vor
allem auch dem praktifeben Architekten und
Maler wird es von hohem Nutzen fein. P. F. S.
Verfcbiedenes
Die neuentdeckten Fresken von
Mantegna und Bramante in Rom
Im Palazzo di Venezia fteben Baugerüfte.
Diefer fcbickfalreicbe Bau wird, nachdem er
wieder den Herrn gewechfelt hat, auch m neuem
Gewände erfebeinen, wenn er wieder allgemein
zugänglich fein wird: die großen Prachträume
des Palaftes follen nach Jahrhunderten der Ver-
änderung und Verunftaltung zu neuer urfprüng-
licher Herrlichkeit erfteben. Es handelt ficb um
die Sala regia und die Sala del Mappamondo,
die heute fchon wieder in ihrer impofanten Raum-
form genoffen werden können. Ihre Abmeffungen
find gewaltig und bekunden die monumentale
Gefinnung des Bauherrn, Pauls II., der 1455 den
Bau des Palaftes begann und damit in Rom eine
neue Pbafe der Baukunft einleitete. Aus alten
Plänen war bisher nur die Lage diefer Pracht-
räume bekannt, über ihr Ausfeben aber und
ihre Dekoration febien undurchdringliches Dunkel
gebreitet. In der ftattlichen von Dvorak unter
Mitarbeit von Philipp Dengel und Hermann Egger
herausgegebenen Monographie über den Palazzo
di Venezia ((Hien 1909) berichtet Dengel, daß er
an den (Händen Hnterfucßungen über alte Fresken
angeftellt habe, die aber ergebnislos verliefen.
„Es kamen nur neuere Malereien aus dem An-
fänge des 18. Jahrhunderts zumVorfcßein." Her-
manin, der noch einmal in der Richtung forfeßte,
ßat eine glücklichere Hand gehabt und in ver-
dienftvoller Arbeit den alten Freskenfcßmuck ßer-
ausgefcßält. Erft ein Ceil der (Hände zeigt heute
wieder das urfprünglicße Ausfeben, während die
größere Fläche noch entweder unter dem Ver-
putz fteckt oder Malereien fpäterer Zeit aufweift.
Denn Dengels Beobachtung war feßon richtig,
aber wenn er weiter gefeßürft hätte, wäre er
zu anderen Refultaten gekommen, da nicht we-
niger als vier Schichten übereinander fitzen. Zu-
näcbft wurden allerdings wenig wertvolle Ma-
lereien, Landfcßaften des Ercoline dei Colonni
aufgedeckt. Hnter diefen fpätbarocken Dekora-
tionen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts
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Künftler und Kunftbiftoriker, leider jedoch dureß-
einandergemengt, in einer Regifterfolge. Dies
feßeint mir ein Mißgriff. Der Herausgeber weift
wobt im Vorwort darauf bin, daß eine doppette
Aufführung von Daten vermieden und die Be-
nutzbarkeit des (Herkes dadurch erleichtert wer-
den fotite, doch kann ich ibm hierin nicht folgen.
!m Gegenteit, es wäre wünfebenswert gewefen,
auch die Künftter nach den einzelnen Hauptfparten
zu trennen. Es ift jetzt überhaupt nicht mög-
lich, ficb fcbnell eine Überficbt über die lebenden
Bildhauer, Maler, Architekten oder Kunftbiftoriker
zu verfebaffen. Dergleichen dürfte beim Aus-
ftellungswefen und im Verlagsbetrieb häufig
notwendig fein. Die Entlaftung des Bandes ift
pcber gering, denn Doppeikünftler oder Kunft-
biftoriker, die daneben in höherem Maße kunft-
ausübend find, find feiten. Übrigens könnten
dann kurze Verweifungen eintreten.
Einen allzu breiten Raum nehmen in dem
Buch die beamteten Künftler, Fach- und Zeichen-
lehrer ein, deren Bildungsgang, (Herke und
Ordensauszeichnungen für uns doch von ge-
ringem Intereffe find. Demgegenüber pnd die
jungen Künftler, welche die heutige Entwicklung
tragen, alfo für die Kunftwelt ungleich mehr
bedeuten, knapp mit ihren Adreffen vertreten.
Bildhauer wie Fiori, Haller, Karfcb, Cotila Albert,
Autes, (Hell Habicht fehlen.
Bei der Auswahl der Kunftbiftoriker fällt eine
feltfame Syftemloßgkeit auf. Bei einem feßr
jungen füddeutfeben Mufeumsaffiftenten werden
wir über fämtlicbe Stationen feiner Hniverßtäts-
ftudien unterrichtet, mehrere Konfervatoren an
der Münchener Pinakothek, bedeutende Kenner
ihrer Spezialgebiete, fehlen ganz. (Heiter fehlt
eine lange Reihe von Kunftfcbriftfteliern, die
wohl nicht beamtet, aber von großer publizi-
ftifeßer (Hirkfamkeit feit langen Jahren überall
zu lefen find. Ihre Namen und Adreffen find
für Redaktionen und Verleger wichtig. Eine
Durcbficbt der Hauptkunftzeitfcbriften hätte den
Herausgeber hier orientieren können.
Alfred Kuhn.
Der erfte Band einer febr tiefgründig, ja er-
feböpfend gedachten Monographie überdas ganze
Gebiet der (Handmalerei bringt zunäcbft die
tbeoretifeben Grundlagen; in einer Einteilung,
die ebenfo klar ift wie die Diktion, und die die
Zweiheit der Elemente „(Hand" und „Bild" in
den Mittelpunkt der Hnterfucbung rückt, um ihrer
Syntßefe, der befonderen Stiliftik des Fresko
den Hauptteil des gewichtigen Bandes zu wid-
men. Die Ausftattung ift febr opulent, febönes
Papier und Druck, Klarheit und überrafebende
Fülle der Abbildungen, deren Hälfte aus inftruk-
tiven (wenn auch mitunter etwas meebaniftifeben)
Hilfskonftruktionen desVerfaffersbeftebt. Höcßft
brauchbar wird das Buch befonders noch durch
drei forgfältige Regifter und eine Literaturüber-
ficht, die beinahe unüberfebbar, ficber erfeßöp-
fend ift. Aber nicht nur demKunftforfcßer: vor
allem auch dem praktifeben Architekten und
Maler wird es von hohem Nutzen fein. P. F. S.
Verfcbiedenes
Die neuentdeckten Fresken von
Mantegna und Bramante in Rom
Im Palazzo di Venezia fteben Baugerüfte.
Diefer fcbickfalreicbe Bau wird, nachdem er
wieder den Herrn gewechfelt hat, auch m neuem
Gewände erfebeinen, wenn er wieder allgemein
zugänglich fein wird: die großen Prachträume
des Palaftes follen nach Jahrhunderten der Ver-
änderung und Verunftaltung zu neuer urfprüng-
licher Herrlichkeit erfteben. Es handelt ficb um
die Sala regia und die Sala del Mappamondo,
die heute fchon wieder in ihrer impofanten Raum-
form genoffen werden können. Ihre Abmeffungen
find gewaltig und bekunden die monumentale
Gefinnung des Bauherrn, Pauls II., der 1455 den
Bau des Palaftes begann und damit in Rom eine
neue Pbafe der Baukunft einleitete. Aus alten
Plänen war bisher nur die Lage diefer Pracht-
räume bekannt, über ihr Ausfeben aber und
ihre Dekoration febien undurchdringliches Dunkel
gebreitet. In der ftattlichen von Dvorak unter
Mitarbeit von Philipp Dengel und Hermann Egger
herausgegebenen Monographie über den Palazzo
di Venezia ((Hien 1909) berichtet Dengel, daß er
an den (Händen Hnterfucßungen über alte Fresken
angeftellt habe, die aber ergebnislos verliefen.
„Es kamen nur neuere Malereien aus dem An-
fänge des 18. Jahrhunderts zumVorfcßein." Her-
manin, der noch einmal in der Richtung forfeßte,
ßat eine glücklichere Hand gehabt und in ver-
dienftvoller Arbeit den alten Freskenfcßmuck ßer-
ausgefcßält. Erft ein Ceil der (Hände zeigt heute
wieder das urfprünglicße Ausfeben, während die
größere Fläche noch entweder unter dem Ver-
putz fteckt oder Malereien fpäterer Zeit aufweift.
Denn Dengels Beobachtung war feßon richtig,
aber wenn er weiter gefeßürft hätte, wäre er
zu anderen Refultaten gekommen, da nicht we-
niger als vier Schichten übereinander fitzen. Zu-
näcbft wurden allerdings wenig wertvolle Ma-
lereien, Landfcßaften des Ercoline dei Colonni
aufgedeckt. Hnter diefen fpätbarocken Dekora-
tionen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts
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