Neue Bücher
fucht verbindet, bat Gräber feine Arbeit be-
gonnen, die er ausdrücktich nicbt für die Kunft-
geiebrten, fondern für Kiinftier und unzünftige
Kunftfreunde getätigt bat, obwob! gerade diefes
Bucb in mancher Beziehung auch für die Kliffen-
fcbaft a!s vorbildlich angefprocben werden darf.
Aber ihren tieferen Klert hat die Veröffentlichung
doch durch die Catfache, daß ein Künftler von
der Modernität der Empfindung, der inneren
Größe feiner Geficbte, der gefcßloffenen Derbheit
feiner ganz auf Rhythmus und Symmetrie auf-
gebauten figürlichen Kompofitionen — wie fie dem
lange geit hindurch nicht nach Gebühr gewür-
digten Piero eigen find, riefengroß über unferer
geit fteßt, die künftterifcb nicht fo einfach, felbft-
verftändlich und diszipliniert erfcbeint. Die
Künftler müffen einmal an Qand der 80 großen
Cafeln das Klerk diefes Meifters durcßmeffen,
das leider nur zum Geil auf uns gekommen ift.
(üieviel von dem, was die Gegenwart preift,
wird neben einem Piero della Francesca ernft-
iicb dann überhaupt noch befteben? Kläre der
Geift diefes Meifters nicht ein Geil von unferem
Geifte (und gerade dem Kiefen des Deutfcben
fteht er als Künftler fo feltfam nahe), ein folcher
Gradmeffer beftünde vielleicht nicht zurecht. (Heil
ficb hier aber unvergängliche Größe fo feltfam
nah mit dem Klollen unferer geit berührt, foll
diefem jeßt wieder als Bahnbrecher über die
Jahrhunderte hinaus entdeckten Genius gegen-
über folche Kritik doppelt wertvoll fein. FJans
Gräber aber, dem Schweizer Kunftgelebrten,
der feinCbema aus rein künftlerifcber Einteilung
heraus, me fterhaft erfeböpfte, wollen wir doppelt
danken, wenn er eines Gages diefem für unfere
Verhältniffe leider recht teueren Klerk zum Preife
von M. 400.— bald eine zweite volkstümlichere
Ausgabe folgen ließe. Er würde damit unend-
lich viel Segen ftiften können. B.
In einer populär gedacbtenMonograpbieFeuer-
baebs aus Briefen und Auffä^en, die durch eine
kurze Lebensbefcbreibung von Karl Quenzel ver-
bunden find (auch einige Briefe des Vaters und
Großvaters find abgedruckt),trittdas fchickfalhafte
Bild des febwer mit ficb und anderen kämpfen-
den Menfcben und Künftlers Feuerbach zutage.
Das Buch verzichtet auf eine eingehende, formal-
analytifcbe Behandlung des Oeuvre und feiner
Stellung in der Kunftgefcbicbte. Der Verfaffer
deutet nur immer wieder zum Beweis, daß Feuer-
bach kein Klaffizift ift, auf die Briefftellen hm.
in denen der Maler von feiner Liebe zum Le-
bendigen, von feiner Sebnfucbt nach Frifcbe und
Nahrhaftigkeit des Ausdrucks, von der Unent-
behrlichkeit des lebenden Modells für feine
Arbeit fpriebt. Der klaffende Gegenfaß zwifeben
den mächtig empfundenen, lebensfprühenden
Entwürfen und kleineren Bildern und den über-
reifen und oft faft erftarrten, großen Klerken
wird nicht berührt. Quenzel febeint nicht zu
fühlen, daß felbft der Klaffizismus Goethes, den
er zum Vergleich heranzieht, nicht Naturver-
leugnung bedeutet, daß klaffifebe Kunftübung
Kenntnis und Durchdringung der Naturform vor-
ausfeßt. Klir feben Feuerbach, der den bod)-
gefpannten Idealismus des Vaters und Großvaters
geerbt hat, deffen Gefcbmack von Jugend auf
am klaffifeben Ideal gefchult ift, prädefliniert zu
der abgewogenen Formenfpracbe feiner Bilder.
DerMeifter, der felbft in einem feiner Briefe vom
fchrecklichen Idealismus der Deutfcben fpriebt,
dämpft doch die leidenfcbaftlicbe Bewegung
feiner großen Natur um der edlen, „noblen"
Linie willen. — Das Buch gibt 21 Kunftbeiträge
der wichtigften KJerke in leider auf fchlechtem
Papier unzulänglichen Reproduktionen. S. Sch-
In der für diefen Verlag traditionellen Soli-
dität und Großartigkeit der Ausftattung ift bei
Ernft Klasmuth das oben genannte Buch er-
febienen, auf das ganz befonders bmgewiefen
werden muß, da es ein rühmenswertes Beifpiel
darftellt deffen, was deutfeber Idealismus ge-
paart mit deutfeber Verlegerkraft trob Kriegs-
wirren und Papiernot noch immer zu leiften im-
ftande find. In nicht weniger als 393 meifter-
baften Abbildungen, die in einer Liefe und
Gonigkeit auf dem holzfreien Kunftdruckpapier
erfebeinen, wie wir es lange nicht mehr gewohnt
waren, wird der deutfebe Brunnen der Ver-
gangenheit gezeigt. Eine kurze gedrängte Ein-
leitung führt das Bilderwerk ein, das ficb in zwei
Ffauptabfcbnitte gliedert: I. Vom deutfcben Brun-
nen felbft, 1. Der Schöpf- undgiebbrunnen, 2. Die
Pumpe, 3. Lauf- und Springbrunnen, 4. Be-
fondere Brunnenarten.
II. 1. Der deutfebe Brunnen im Rahmen feiner
ftädtebaulichen Umgebung, 2. Der deutfebe
Brunnen im Volksleben. Ganz befonders ge-
lungen febeint mir der zweite Abfcbnitt zu fein,
in welchem Städteaufnahmen von einer male-
rifchen Schönheit gegeben werden, an denen die
moderne Städtebauerei noch vieles lernen kann.
Ein forgfältiger Quellennachweis und ein gutes
Regifter machen auch die konfultative Benutzung
des Buches leicht möglich und reihen es würdig
den großen Architekturpublikationen des hoch-
verdienten Verlages ein. Alfred Kuhn.
Nach fiebenjäbriger Paufe erfcbeint ein neuer
Dreßler, aber in wefentlidt) anderem Gewände.
Aus dem einen Band find deren drei geworden,
wovon der zweite vorliegt. Er bringt die
Der Cicerone, XHI. ]ai)rg., peft 5
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fucht verbindet, bat Gräber feine Arbeit be-
gonnen, die er ausdrücktich nicbt für die Kunft-
geiebrten, fondern für Kiinftier und unzünftige
Kunftfreunde getätigt bat, obwob! gerade diefes
Bucb in mancher Beziehung auch für die Kliffen-
fcbaft a!s vorbildlich angefprocben werden darf.
Aber ihren tieferen Klert hat die Veröffentlichung
doch durch die Catfache, daß ein Künftler von
der Modernität der Empfindung, der inneren
Größe feiner Geficbte, der gefcßloffenen Derbheit
feiner ganz auf Rhythmus und Symmetrie auf-
gebauten figürlichen Kompofitionen — wie fie dem
lange geit hindurch nicht nach Gebühr gewür-
digten Piero eigen find, riefengroß über unferer
geit fteßt, die künftterifcb nicht fo einfach, felbft-
verftändlich und diszipliniert erfcbeint. Die
Künftler müffen einmal an Qand der 80 großen
Cafeln das Klerk diefes Meifters durcßmeffen,
das leider nur zum Geil auf uns gekommen ift.
(üieviel von dem, was die Gegenwart preift,
wird neben einem Piero della Francesca ernft-
iicb dann überhaupt noch befteben? Kläre der
Geift diefes Meifters nicht ein Geil von unferem
Geifte (und gerade dem Kiefen des Deutfcben
fteht er als Künftler fo feltfam nahe), ein folcher
Gradmeffer beftünde vielleicht nicht zurecht. (Heil
ficb hier aber unvergängliche Größe fo feltfam
nah mit dem Klollen unferer geit berührt, foll
diefem jeßt wieder als Bahnbrecher über die
Jahrhunderte hinaus entdeckten Genius gegen-
über folche Kritik doppelt wertvoll fein. FJans
Gräber aber, dem Schweizer Kunftgelebrten,
der feinCbema aus rein künftlerifcber Einteilung
heraus, me fterhaft erfeböpfte, wollen wir doppelt
danken, wenn er eines Gages diefem für unfere
Verhältniffe leider recht teueren Klerk zum Preife
von M. 400.— bald eine zweite volkstümlichere
Ausgabe folgen ließe. Er würde damit unend-
lich viel Segen ftiften können. B.
In einer populär gedacbtenMonograpbieFeuer-
baebs aus Briefen und Auffä^en, die durch eine
kurze Lebensbefcbreibung von Karl Quenzel ver-
bunden find (auch einige Briefe des Vaters und
Großvaters find abgedruckt),trittdas fchickfalhafte
Bild des febwer mit ficb und anderen kämpfen-
den Menfcben und Künftlers Feuerbach zutage.
Das Buch verzichtet auf eine eingehende, formal-
analytifcbe Behandlung des Oeuvre und feiner
Stellung in der Kunftgefcbicbte. Der Verfaffer
deutet nur immer wieder zum Beweis, daß Feuer-
bach kein Klaffizift ift, auf die Briefftellen hm.
in denen der Maler von feiner Liebe zum Le-
bendigen, von feiner Sebnfucbt nach Frifcbe und
Nahrhaftigkeit des Ausdrucks, von der Unent-
behrlichkeit des lebenden Modells für feine
Arbeit fpriebt. Der klaffende Gegenfaß zwifeben
den mächtig empfundenen, lebensfprühenden
Entwürfen und kleineren Bildern und den über-
reifen und oft faft erftarrten, großen Klerken
wird nicht berührt. Quenzel febeint nicht zu
fühlen, daß felbft der Klaffizismus Goethes, den
er zum Vergleich heranzieht, nicht Naturver-
leugnung bedeutet, daß klaffifebe Kunftübung
Kenntnis und Durchdringung der Naturform vor-
ausfeßt. Klir feben Feuerbach, der den bod)-
gefpannten Idealismus des Vaters und Großvaters
geerbt hat, deffen Gefcbmack von Jugend auf
am klaffifeben Ideal gefchult ift, prädefliniert zu
der abgewogenen Formenfpracbe feiner Bilder.
DerMeifter, der felbft in einem feiner Briefe vom
fchrecklichen Idealismus der Deutfcben fpriebt,
dämpft doch die leidenfcbaftlicbe Bewegung
feiner großen Natur um der edlen, „noblen"
Linie willen. — Das Buch gibt 21 Kunftbeiträge
der wichtigften KJerke in leider auf fchlechtem
Papier unzulänglichen Reproduktionen. S. Sch-
In der für diefen Verlag traditionellen Soli-
dität und Großartigkeit der Ausftattung ift bei
Ernft Klasmuth das oben genannte Buch er-
febienen, auf das ganz befonders bmgewiefen
werden muß, da es ein rühmenswertes Beifpiel
darftellt deffen, was deutfeber Idealismus ge-
paart mit deutfeber Verlegerkraft trob Kriegs-
wirren und Papiernot noch immer zu leiften im-
ftande find. In nicht weniger als 393 meifter-
baften Abbildungen, die in einer Liefe und
Gonigkeit auf dem holzfreien Kunftdruckpapier
erfebeinen, wie wir es lange nicht mehr gewohnt
waren, wird der deutfebe Brunnen der Ver-
gangenheit gezeigt. Eine kurze gedrängte Ein-
leitung führt das Bilderwerk ein, das ficb in zwei
Ffauptabfcbnitte gliedert: I. Vom deutfcben Brun-
nen felbft, 1. Der Schöpf- undgiebbrunnen, 2. Die
Pumpe, 3. Lauf- und Springbrunnen, 4. Be-
fondere Brunnenarten.
II. 1. Der deutfebe Brunnen im Rahmen feiner
ftädtebaulichen Umgebung, 2. Der deutfebe
Brunnen im Volksleben. Ganz befonders ge-
lungen febeint mir der zweite Abfcbnitt zu fein,
in welchem Städteaufnahmen von einer male-
rifchen Schönheit gegeben werden, an denen die
moderne Städtebauerei noch vieles lernen kann.
Ein forgfältiger Quellennachweis und ein gutes
Regifter machen auch die konfultative Benutzung
des Buches leicht möglich und reihen es würdig
den großen Architekturpublikationen des hoch-
verdienten Verlages ein. Alfred Kuhn.
Nach fiebenjäbriger Paufe erfcbeint ein neuer
Dreßler, aber in wefentlidt) anderem Gewände.
Aus dem einen Band find deren drei geworden,
wovon der zweite vorliegt. Er bringt die
Der Cicerone, XHI. ]ai)rg., peft 5
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