Der Kunftmarkt
die Baukunft nicht nur [ein die Grundlage [ür
die Neuordnung un[eres Kunftverftändniffes, fon-
dern ein wertvoller Bau[tein zum Aufbau des
neuen deutfchen Gei[tes, ein gewichtiger Beitrag
zur Sammlung um das Hochgefühl politifchen
Klertes." P. Klolf.
Der Kunftmarkt
Vom amerikanifdjen Kun]*tmarkt
Der Verkauf des Gainsborough fchen „Knaben
in Blau" aus der Sammlung des Herzogs von
Kleftminfter nach Amerika war fchon das let^te-
mal erwähnt worden. Seitdem ift er perfekt
geworden, und zwar, wie vorauszufehen war,
durch Duveen Brothers, die mehr und mehr
alle fenfationellen Kunftkäufe und -verkaufe in
ihren Händen zu vereinigen wiffen. Der für
das Klerk bezahlte Preis hat die enorme Summe
von 170000 englifchen Pfund betragen, undDu-
veens haben noch gleichzeitig Reynolds „Mrs.
Siddons als tragifche Mufe" für den verhält-
nismäßig kleinen Preis von 30000 Pfund von
dem fcheinbar fehr geldbedürftigen Herzog er-
worben, welch letzteres Bild fie prompt nun dem
Louvre um 10000 Pfund mehr zum Kauf ange-
boten haben. Da von diefem merke eine Replik
von Reynolds eigener Hand befteht, wird fein
Verluft in England nicht fo ftark empfunden
werden wie der des Gainsborough-Bildes, das
gleichfam eine Quinteffenz der englifchen Por-
trätkunft des 18. Jahrhunderts mit all ihren Vor-
zügen äußeren ariftokratifchen Charmes und all
ihren Schwächen aus dem Mangel eigentlicher
Leben fchildernder und Leben gebender Kunft
darftellt.
Ihrer Gewohnheit gemäß geben Duveens aus,
daß fie das Bild ohne Auftrag, nur für [ich ge-
kauft hätten; fie werden aber wohl einen Käufer
dafür bereits in Ausficht haben, und es würde
nicht überrafchen, hörte man früher oder fpäter,
daß Mr. Klidener in Philadelphia es für [ich er-
worben habe, um eine noch fabelhaftere Summe
natürlich- (NachfchriftderScl)riftltg.: Inzwifchen
ift bekannt geworden, daß Mr. Huntington, der
bekannte amerikanifche Sammler, den „Blue
bog" erworben hat.)
Klenn man bedenkt, daß, rein künftlerifch ge-
nommen, diefes (Merk auch nicht einen Bruchteil
des gezahlten Preifes wert ift, fo muß man ftaunen
daß für folche Gemälde Preife gezahlt werden,
die felbft die hervorragenden Rembrandts nie-
mals erreicht haben, und das zu einer 3eit, in
der die Kunftpreife im allgemeinen fo ftark ge-
fallen find. So wird jeßt gerade, wo Dr. Valen-
tiner daran ift, die Klidener-Sammlung zu ka-
talogifieren, gemeldet, daß diefer Kollektion zwei
Klerke Rembrandts aus feiner fpäten 3eit, aus
den fechziger Jahren, einverleibt worden feien,
zwei Porträts, „Mann mit hohem Hut" und „Frau
mit Fächer aus weißen Straußenfedern in rechter
Hand", aus dem Befik des Fürften Yuffupoff (Bode,
Nr. 489 und 490). Für diefe zwei Porträts foll
Klidener etwa 135000 englifche Pfund gezahlt
haben, alfo immer noch 35000 Pfund weniger,
als die Duveens für den einen Gainsborough er-
legt haben. Für Rembrandts berühmtere Land-
fchaft, „Die Mühle", die vor dem Kriege aus
England nach Amerika verkauft worden war
(auch an Klidener), follen feinerzeit ^ 500000,
etwalOOOOOPfund beim damaligen vollen Valuta-
ftande, gezahlt worden fein. Der Gainsborough-
fche „Knabe in Blau" fchlägt alfo felbft diefen
„Rekord" noch um ein ganz gewaltiges. Klahr-
fcheinlich ift wohl niemals eine derartig hohe
Summe für ein einzelnes Bild ausgegeben worden.
Ein weiterer Gemäldeankauf feitens eines
Amerikaners, der jüngft bekannt geworden ift,
ift der des Mr. Eduard KI. Bok-Philadelphia, der
u. a. einen Frans Hals, „Männerporträt", und
einen Rembrandt, „Bildnis eines jungen Mäd-
chens", in Holland erworben hat. Das letztere
Klerk gehörte Dr.Bredius und h'ngimMaurits-
huis neben der Anatomie, Das Hals-Gemälde
ftammt aus Rußland, aus dem Palaft des Barons
Liphart. F.
Mündjen
Ende November kamen in München zwei be-
merkenswerte graphifche Sammlungen zur Ver-
weigerung, die eine bei H'rfch, die andere bei
Gol^. Jene bei H'rfch, aus dem Befi§e der
FürftinSagn-KIittgenftein (1819—1898), ent-
hielt der Hauptfache nach deufche Klaffiziften,
Nazarener und Romantiker. An den pracht-
vollen Handzeichnungen Genellis werden [ich
vielleicht die Künftler der jüngften deutfchen Ge-
neration orientieren. Ingres-Genelli liegen ja
auf einer Linie.
Die Parifer Sammlung A ...., die durch Golß
auf den Markt gebracht wurde, enthielt zahl-
reiche Blätter aus der vente Roger Marx (1914).
Die standard-works der modernen Graphik
Frankreichs und Englands waren hier vertreten,
zum Keil in recht feltenen guftänden. Als Clous
waren hervorzuheben: Der „Proces Lebaudg",
erfter ßuftand, von dem Delteil nur vier Exem-
plare kennt; Munchs „Ibfen im Cafe des Grand
Hotels in Kristiania", von dem Schiefler nur ein
Exemplar anführt; der erfte3nftandvonBrang-
wgns Radierung „Alt-Harnmersmith", die nur in
zwei Exemplaren exiftiert. Ferner feltene Blätter
700
die Baukunft nicht nur [ein die Grundlage [ür
die Neuordnung un[eres Kunftverftändniffes, fon-
dern ein wertvoller Bau[tein zum Aufbau des
neuen deutfchen Gei[tes, ein gewichtiger Beitrag
zur Sammlung um das Hochgefühl politifchen
Klertes." P. Klolf.
Der Kunftmarkt
Vom amerikanifdjen Kun]*tmarkt
Der Verkauf des Gainsborough fchen „Knaben
in Blau" aus der Sammlung des Herzogs von
Kleftminfter nach Amerika war fchon das let^te-
mal erwähnt worden. Seitdem ift er perfekt
geworden, und zwar, wie vorauszufehen war,
durch Duveen Brothers, die mehr und mehr
alle fenfationellen Kunftkäufe und -verkaufe in
ihren Händen zu vereinigen wiffen. Der für
das Klerk bezahlte Preis hat die enorme Summe
von 170000 englifchen Pfund betragen, undDu-
veens haben noch gleichzeitig Reynolds „Mrs.
Siddons als tragifche Mufe" für den verhält-
nismäßig kleinen Preis von 30000 Pfund von
dem fcheinbar fehr geldbedürftigen Herzog er-
worben, welch letzteres Bild fie prompt nun dem
Louvre um 10000 Pfund mehr zum Kauf ange-
boten haben. Da von diefem merke eine Replik
von Reynolds eigener Hand befteht, wird fein
Verluft in England nicht fo ftark empfunden
werden wie der des Gainsborough-Bildes, das
gleichfam eine Quinteffenz der englifchen Por-
trätkunft des 18. Jahrhunderts mit all ihren Vor-
zügen äußeren ariftokratifchen Charmes und all
ihren Schwächen aus dem Mangel eigentlicher
Leben fchildernder und Leben gebender Kunft
darftellt.
Ihrer Gewohnheit gemäß geben Duveens aus,
daß fie das Bild ohne Auftrag, nur für [ich ge-
kauft hätten; fie werden aber wohl einen Käufer
dafür bereits in Ausficht haben, und es würde
nicht überrafchen, hörte man früher oder fpäter,
daß Mr. Klidener in Philadelphia es für [ich er-
worben habe, um eine noch fabelhaftere Summe
natürlich- (NachfchriftderScl)riftltg.: Inzwifchen
ift bekannt geworden, daß Mr. Huntington, der
bekannte amerikanifche Sammler, den „Blue
bog" erworben hat.)
Klenn man bedenkt, daß, rein künftlerifch ge-
nommen, diefes (Merk auch nicht einen Bruchteil
des gezahlten Preifes wert ift, fo muß man ftaunen
daß für folche Gemälde Preife gezahlt werden,
die felbft die hervorragenden Rembrandts nie-
mals erreicht haben, und das zu einer 3eit, in
der die Kunftpreife im allgemeinen fo ftark ge-
fallen find. So wird jeßt gerade, wo Dr. Valen-
tiner daran ift, die Klidener-Sammlung zu ka-
talogifieren, gemeldet, daß diefer Kollektion zwei
Klerke Rembrandts aus feiner fpäten 3eit, aus
den fechziger Jahren, einverleibt worden feien,
zwei Porträts, „Mann mit hohem Hut" und „Frau
mit Fächer aus weißen Straußenfedern in rechter
Hand", aus dem Befik des Fürften Yuffupoff (Bode,
Nr. 489 und 490). Für diefe zwei Porträts foll
Klidener etwa 135000 englifche Pfund gezahlt
haben, alfo immer noch 35000 Pfund weniger,
als die Duveens für den einen Gainsborough er-
legt haben. Für Rembrandts berühmtere Land-
fchaft, „Die Mühle", die vor dem Kriege aus
England nach Amerika verkauft worden war
(auch an Klidener), follen feinerzeit ^ 500000,
etwalOOOOOPfund beim damaligen vollen Valuta-
ftande, gezahlt worden fein. Der Gainsborough-
fche „Knabe in Blau" fchlägt alfo felbft diefen
„Rekord" noch um ein ganz gewaltiges. Klahr-
fcheinlich ift wohl niemals eine derartig hohe
Summe für ein einzelnes Bild ausgegeben worden.
Ein weiterer Gemäldeankauf feitens eines
Amerikaners, der jüngft bekannt geworden ift,
ift der des Mr. Eduard KI. Bok-Philadelphia, der
u. a. einen Frans Hals, „Männerporträt", und
einen Rembrandt, „Bildnis eines jungen Mäd-
chens", in Holland erworben hat. Das letztere
Klerk gehörte Dr.Bredius und h'ngimMaurits-
huis neben der Anatomie, Das Hals-Gemälde
ftammt aus Rußland, aus dem Palaft des Barons
Liphart. F.
Mündjen
Ende November kamen in München zwei be-
merkenswerte graphifche Sammlungen zur Ver-
weigerung, die eine bei H'rfch, die andere bei
Gol^. Jene bei H'rfch, aus dem Befi§e der
FürftinSagn-KIittgenftein (1819—1898), ent-
hielt der Hauptfache nach deufche Klaffiziften,
Nazarener und Romantiker. An den pracht-
vollen Handzeichnungen Genellis werden [ich
vielleicht die Künftler der jüngften deutfchen Ge-
neration orientieren. Ingres-Genelli liegen ja
auf einer Linie.
Die Parifer Sammlung A ...., die durch Golß
auf den Markt gebracht wurde, enthielt zahl-
reiche Blätter aus der vente Roger Marx (1914).
Die standard-works der modernen Graphik
Frankreichs und Englands waren hier vertreten,
zum Keil in recht feltenen guftänden. Als Clous
waren hervorzuheben: Der „Proces Lebaudg",
erfter ßuftand, von dem Delteil nur vier Exem-
plare kennt; Munchs „Ibfen im Cafe des Grand
Hotels in Kristiania", von dem Schiefler nur ein
Exemplar anführt; der erfte3nftandvonBrang-
wgns Radierung „Alt-Harnmersmith", die nur in
zwei Exemplaren exiftiert. Ferner feltene Blätter
700