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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 7
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Der Kunstmarkt
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0260

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Aus der Sammlerwett und vom Kun ft Handel

nufkripte erworben, außerdem Einzelminiaturen
von R. Forrer in Straßburg.
Rn einer Reibe von Minaturen und Miniatur-
bandfcbriften, die mit dem Manufkript des „Liber
Jobi" auf Pergament und der Einzelminiatur eines
rbeinifcben Meifters (beide aus dem 12. Jahr-
hundert) beginnen, über ein Pfalterium mit der
Verkündigung und Geburt Chrifti und einer Biblia
sacra aus der franzöfifcben Frühgotik über die
weltliche Darfteliung aus dem Roman „De la
Rose" und einem Stammbaum franzöfifcber Könige
aus Bernardus Guidonus „De Regibus Francorum"
aus der reifen Gotik des 14. Jahrhunderts, führt
fcbiießiicb der Katalog zu den verfcbiedenften
Schulen des 15. Jahrhunderts. Unter den zahl-
reichen merken feien erwähnt: einige Fouquet
nabeftebende Miniaturen eines Gebetbuches
von Eroyes, die „FJeures" der Catherine d'Ar-
magnac, die feinen Miniaturen von Bourdicbon,
ein wohl dem Giovanni Battifta de Cavaletto
zuzufcbreibendes Blatt, ferner das durch Johann
Mör in Konftanz gefcbriebene deutfcbe, mit 84ko-
lorierten Federzeichnungen illuftrierte Fabelbuch
der „Angel der vier Lügenden", das Straßburger
Miffale mit einem eingeklebten Kupferfticb des
Meifters bX8, ein niederländifches Gebetbuch
in vor-eyckifcbem Stil und die „Proverbia Sa-
lomonis" mit Darftellungen der Brügger Schule
aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts.
Alte Drucke, voran die frühen Mainzer Drucke
von Gutenberg und Scböffer, und eine Samm-
lung von illuftrierten Büchern und Einbänden
befchließen diefe künftlerifchen und geiftigen
Raritäten. S. Sch.
Amfterdam
Am 12. April wird bei Frederik Müller das
berühmte Gemälde von Jan Vermeer van Delft
„FJet Straatje" verfteigert. Die Firma veröffent-
lichte einen Katalog mit einer ausgezeichneten
Reproduktion, einer ausführlichen Befcbreibung
des Bildes, der Provenienz und Literaturangaben.
An der üblichen Reklame für die „Perle der
SammlungSix" fehlt es felbftverftändlich nicht.
Am felben Eag werden aus der Sammlung
Aug. Janffen verfteigert: Berckbeyden „Bin-
nenamftel", von van Beyeren und de FJeem je
ein Stilleben, Ifaac Lutticbbuys „Jungenkopf",
von Aert van der Neer und Salomon Ruysdael
je ein Landfchaftsbild.
Für die Monate April bzw. Mai werden bei
FrederikMuller außerdem verkauft werden die
China-Porzellanfammlung von A. C. van
Duffeldorp, FJiiverfum,ferner Möbel und andere
Kunftgegenftände aus dem ijaus de Staken-
berg, Elspeet, endlich die kleineren Sammlungen

F. Brandenburg van Oltsende, Scbeve-
ningen, undG. DirkzwagerMz., Maassluis. ^
München
Aus rbeinifcbem Befi§ verfteigert das Kunft-
antiquariat Steinicke am 23. Mai und folgende
Lage eine größere Sammlung Graphik des 16.
bis 19. Jahrhunderts, bekannterer Namen und
Schulen, italienifcber, niederländifcher, deutfcber
und franzöfifcber FJerkunft. Ferner eine kleinere
wertvolle Bibliothek von Inkunabeln, Selten-
heiten, Kuriofa,F)olzfcbnittbücber, moderne kunft-
gefchichtliche Mappen, Eafelwerke und Bücher
mit febönen Einbänden.
Aus der Sammlerwelt
und vom Kun ft Handel
Münchner Kunfthort G. m. b. Fj-
Es kann nicht geleugnet werden, daß das wilde
händlertum einen Umfang angenommen hat. der
auch dem reellen Antiquitätenhandel zum Schaden
gereicht. Am meiften gefebädigt ift natürlich der-
jenige, welcher bei Veräußerung feines Kunft-
befifses einem folcßen illegitimen FJändler, dem
in den meiften Fällen die Fähigkeit, den Klert
eines Objektes zu erkennen und zu fchä^en voll-
kommen abgeht, in die bände fällt. (Uir dürfen
uns der Erkenntnis nicht länger verfchließen, daß
diefer 3uftand in einer 3eit, wo die Abwande-
rung des Kunftgutes der Familien ein fozialer
Faktor geworden ift, der in erfter Linie den ge-
bildeten Mittelftand, aber auch Ariftokratie und
Kirche berührt, nicht befteben kann.
Der Münchner Kunfthort hat fich die Aufgabe
geftellt, die Verwertung der ihm überladenen
Objekte auf einer Grundlage vorzunehmen, welche
dem Verkaufenden die Gewähr der Ulahrung
feiner Intereffen bietet. Dabei leiten ihn fol-
gende Richtlinien:
Der Münchner Kunfthort ift ein gemeinnübiges
Inftitut, das nicht mit der Abficht einer Gewinn-
erzielung arbeitet. Er dient fowohl der Beratung
in allen Fragen des Kunftbefi§es wie befonders
der Verwertung von folchem, infofern er vom
Beßrer veräußert werden will. Die Objekte
werden in der Regel in Kommiffion genommen.
Der Münchner Kunfthort übernimmt außerdem
Auktionen und Schälungen.
Die Gemeinnützigkeit wird gewährleist:
1. Durch das Arbeitsprogramm der Gefcbäfts-
fübrung, das folgende Beftimmungen enthält:
a) Jeder Verkäufer hat das Recht, über den Ver-
kauf feiner eingereichten Objekte einen vom
Kuratorium beftätigten Buchauszug zu verlangen.

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