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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 9
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Neu Graphik
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0320

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Neue Graphik

Der Kun ft markt

find Meiflerleiftungen, die ficb fo febr den Ori-
ginalen nähern wie es bisher nur die Publika-
tionen der Marees-Gefeilfcbaft zuftande gebracht
haben. Die farbigen Blätter entbehren nichts
von der Frifcbe des Originals; die Radierungen
allerdings erfebeinen im Strich etwas zu weich.
Es wäre auch beffer gewefen, wenn die Blei-
ftiftunterfebriften der Originalbläter weggelaffen
worden wären. Und fchließlich würde ich die
Seitenzahlen auf den ganzfeitigen Cafeln gerne
miffen, da fie den Gefamteindruck etwas beein-
trächtigen. Der Verlag darf aber auf diefes
bibliophile Kleinod ftolz fein, denn es ftellt eine
FJöcbftleiftung unferer Bucbkunft dar. K. Sch-
Der Leipziger Verleger Friedrich Dehne hat
dem Leipziger ftädtifeben Mufeum fämtiiebe in
feinem Verlage erfebienenen graphifchen Mappen-
werke und Einzelblätter — eine ftattliche Menge,
die jeßt in dem großen Saale links vom Eingänge
ausgeftellt ift — febenkungsweife überiaffen. Die
hochherzige Spende ift in dieferZeit finanzieller
Nöte, da die Mufeen kaum mehr in der Lage
find, größere Erwerbungen zu machen, freudig
zu begrüßen und zur Nachahmung zu empfehlen.
Den Künftlern fowie dem größeren Publikum als
auch dem Anfeßen unferer Mufeen kann auf
diefe Kleife der ebrenbaftefte und wertvollfte
Dienft geleiftet werden.
BrunoGoMsc/zm/G, Azzs cA'/z Bcrjezz. V?zMo-
Dr./zz/zusBcArüz/^r. Münc/ze/z.
Sechs Steinzeichnungen von außerordentlich
großem Format, Blätter, die ficb in der Auf-
faffung an Zeichnungen der deutfeßen Meifter,
wie Altdorfer, F)uber und^irfcßvogel, anfcßließen !
Diefe Lithographien haben wohl Pathos derNatur-
anfehauung, fie find aber ungleich in der kom-
pofitionellen Fügung und in der graphifchen Be-
handlung. S. Sch-
Der Kun ft markt
Vom amerikani[d)en Kunftmarkt
mährend der Februar noch eine Reihe von
recht bedeutenden Verweigerungen gebracht hatte,
fielen diefeiben im März feßr ab, und der April
ift ein mehr als ruhiger Monat geworden. Ja,
es fiebt fo aus, als ob die eigentliche Saifon
febon vorüber fei, denn kaum irgendeine Auk-
tion von größerer Bedeutung wird mehr an-
gezeigt. Das muß wohl zum größten Geil an
der überaus traurigen Kunftmarktlage liegen, die
noch immer fchlechter geworden ift. Offenbar
haben die Eigentümer von Sammlungen ein-
gefeßen, daß unter den heutigen Verhältniffen

keine auch nur brauchbaren Preife, namentlich
für Gemälde und Ulandteppicße, zu erzielen find,
zum guten Geil weil die Fjändier ficb nolens,
volens faft gänzlich vom Kauf zurückgezogen
haben, und fo wird nur noch auf den Markt
geworfen, was aus irgendwelchen Gründen um-
gehend verkauft werden muß, oder was feiner
Natur nach, auf Abnahme auch bei einem brei-
teren Publikum immerhin rechnen kann. Fjierßer
gehören alte Möbel und andere kunftgewerb-
liche Dinge, die denn auch diefes Mal, cßarak-
teriftifeßerweife, zum größten Ceil aus Lagern
von Händlern ftammten, die auf diefe Uleife
Käufer anzuftacßeln hofften (eine ganz richtige
Spekulation!), um dadurch das fo nötige Bar-
geld in die FJand zu bekommen.
So hat die üble Lage denn nun auch den
Auktionsmarkt erreicht, und faft könnte man
von einem temporären gufammenbrueb des ge-
famten amerikanifeßen Kunfthandels reden, über
den ganz vereinzelte Fälle von Riefenankäufen
wie die zwei jüngften des Fjaufes Duveen: der
PariferRembrandt, „Die alte Frau mit Augen-
glas", aus der Leboeuf Montgermont-Sammlung
um, wie es heißt, mehr als zwei Millionen Francs,
und die des Berliner Simonfcßen Cizianpor-
träts des Giorgio Cornaro um ^ 300000 (bei
beiden Bildern vermochten die Käufer dieAus-
fubrfcbwierigkeiten irgendwie zu überwinden!)
nicht ßinwegtäufeßen können. Ja, es ift foweit
gekommen, daß man jeßt in ßiefigen Kunft-
bändlerkreifen febon die Frage ventiliert, ob
man nicht der nach Einnahmen gierigen Re-
gierung vorfchlagen folle, fie möge die Verkaufs-
fteuervonl0o/o, die denFjandel febwer belaftet,
aufbeben und an ihrer Stelle einen Einfuhrzoll
auch auf alte Kunftwerke von wenigftensl0°/o
erheben. Ein folcher Zoll hat febon des öftern
gedroht, und der Kunftbandel war ganz natür-
licherweife ftets febr gegen ihn gewefen. Aber
Zeiten ändern ficb und jeßt glaubt man in
einigen feiner Kreife gar fein Fjeil von eben
folcb einem Zoll erwarten zu können, denn er
werde die „illegitime" (!) auswärtige Konkurrenz
fernzuhalten vermögen! Amerika hat ja aller-
dings febon mehr an Kunftfcßäßen aller Art als
es felber gebrauchen kann (febon kaufen einige
Fjändler hier billig genug ein, um mit freilich be-
feßeidenem Gewinn wieder nach Europa, fogar
nach Deutfchland zu verkaufen!), und troßdem
ftrömt immer mehr Neues herein. Da fei es an
der Zeit, dem den Riegel vorzufeßieben. Und
fo könnte es wohl in nicht zu langer Zeit ge-
febeben, daß ein folcßer Einfuhrzoll wirklich er-
hoben werden wird und zwar eben nicht nur
mit der mehr oder weniger freiwilligen Zuftim-

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