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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 1
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Von Künstlern und Gelehrten
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Neue Bücher
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Von Künftlern und Geteerten - Neue Bücher

zur Kliffenfcßaft erhobene Morden bleibt übrig;
fo in [einen New Yorker Anficßten, in denen
das kalte FJaften nach Gewinn in grauenhaften
Gebiiden zutage tritt. Klie Fangarme [trecken
[ich die Riefenßäufer in engen geilen gen Fjimmel;
in die[en Ga[[en muß man er[ticken. Ein [tarker
Mann, ein harter Mann, ein ehrlicher und kräfte-
reicher Künftier. F.
Von Kanzlern und Gelehrten
Der erfte Direktor des Rijksmufeums in Amfter-
dam, Freiherr B. KI. F. van Riemsdijk, hatte
die Regierung um [eine Entia[fung auf 1. Januar
1921 gebeten. Der Minifter hat Fjerrn Riemsdijk
veranlaßt, auf [einem Po[ten zu bleiben, bis der
vom Staat eingefeßte Ausfcßuß zurReorgani[ation
der Mu[een [einen definitiven Bericht erftattet
hat.— Dr. A. Bredius wurde unter Dankfagung
für geleiftete Dienfte [eine Entladung erteilt als
kün[tleri[cber Berater der kgl. Gemälde[ammlung
im IJaag. — Der Maler Fjeinricß Nauen, der [ich
als Führer des „jungen Rheinland" eines bedeu-
tenden Rufes erfreut und auch im laufenden Jahr-
gang diefer geitfeßrift eine eingehende Klürdigung
erfahren [oll, ift als Lehrer an die Kunftakademie
in Düffeldorf berufen worden. DiefeUatfacße
bedeutet eine entfeheidende Kiendung im offi-
ziellen Kunftbetrieb der rbeinifeben Metropole
und gibt FJojfnung auf die längft als notwendig er-
kannte Reform innerhalb des genannten Inftituts.
— Georg Alexander Matheg, der Berliner
Maler und Graphiker, hat eine Berufung an die
Staatl. Akademie für grapbifebe Künfte und Buch-
gewerbe in Leipzig erhalten, der er demnäcbft
Folge leiften wird. Er übernimmt die künft-
lerifcße Leitung der tgpograpbifcben Abteilung
und der damit verbundenen Druckerei und
Seßerei. — Prof. Bernhard Pankok, Direktor
der Kunftgewerbefcbule in Stuttgart, bekannt als
Maler, Kunftgewerbler und Urheber bedeutender
Bübneninfzenierunqen, hat einen Ruf an dieFjocb-
fcbule für bildende Künfte in Berlin erhalten.
- Klilßelm von Bode hat [ein neues Amt
als kommiffarifeber Direktor des Kaifer-Friedricß-
Mufeums kurz vor Kleißnacßten angetreten. —
Franz von Defregger ift am 2. Januar im
Alter von 86 Jahren in München geftorben. Mit
ihm ift einer der populärften deutfeben Künftier
dahingegangen, deffen Bedeutung im Rahmen
der deutfeben Kunftgefcbicbte [ich vor allem auf
jene oftmals reproduzierten Frühwerke gründet,
die ihre Motive den Freiheitskämpfen der Ci-
roler und dem bäuerlichen Landleben des Pufter-
tales entnehmen. Daß der gebürtige Bauernfohn
die böcbften menfehlichen Ehren und Auszeich-

nungen erfahren, hindert indes nicht die Feft-
[tellung, daß er [ich künftlerifcb febon [eit Jahr-
zehnten längft überlebt hatte und daß ihm die
Gefcbicbte kaum den Ruhm eines entfeßeidenden
Bahnbrechers zugefteben dürfte.
Neue Bücher
Afien als Erzieher*
Der Verfaffer hat den unglücklichen Ehrgeiz
gehabt, die Umfcblagzeicbnung felber zu ent-
werfen, einen abftrakt geratenen Buddha, von
leblofem, dilettantifchem Linienornament um-
geben. Das könnte gefcbmackvolle Menfcben
abfchrecken, das Buch in die Fjand zu nehmen,
und das wäre [ehr zu bedauern. Denn es ift
eins von den [eltenen Büchern, von denen
man nach dem Lefen nicht [agt, es hätte auch
ungefebrieben bleiben können.
Afien als Erzieher! Als Problem unferergeit er-
kennt der Verfaffer die Notwendigkeit einer Aus-
einanderfeßung afiatifeßen und europäifeßen Kie-
fens und formuliert [ie in einerSgntßefe der beiden,
wobeiAfiensGeift Lebrmeifter [ein muß. Flüchtige
Lefer könnten meinen, es [olle nur, ähnlich wie
in Spenglers Untergang des Abendlandes das
Fjinfiecßen europäifeber Kultur konftatiert werden,
aber das ift durchaus nicht des Verfaffers Mei-
nung, der an einigen Stellen durcßblicken läßt,
daß nur noch ein fcßmaler Damm die Kläffer
trennt, die nach Vereinigung drängen. Cohen-
Portheim bringt den Geift des Kleftens auf die
Formel: aktiver und intellektueller Individualis-
mus, den öftlicßen Geift aber auf die Formel:
paffiver und intuitiver Univerfalismus. Sehr
afiatifcß gedacht ift dann febon die Kiendung,
man [olle ftets an den Kreis, nicht aber an die
gerade Linie und ißre Endpunkte denken, wenn
man von Gegenfäßen fpreeße. So muß fieß mit
Notwendigkeit Individualismus zum Univerfalis-
mus wandeln, es find nießt unüberbrückbare
Gegenfäße. Das wird nun in glänzenden Anti-
tßefen und im Sinne einer Erkenntnis, ausgefüßrt,
die Fjegel, der Romantiker, zuerft präzifierte, daß
nämlicß im Bau aller gefcßichtlicßen Entwick-
lung Cßefis und Antitßefis die Sgntßefis ergeben.
Diefe Anfcßauung ift hier dabin erweitet, daß
antitßetifeße Grundlagen zu einem fieß entgegen-
wölbenden Aufbau führen, der notwendig in der
Sgntßefis aufgipfelt und zufammenfcßließt. Coßen-
Portßeim unterfueßt in großen Abfcßnitten die
Gegenfäße im Leben der Völker, im Leben der
Kunft, im Leben des Geiftes. Manchmal mit
überzeugender Logik, manchmal aber auch nur
' Pau! Cot)en-Portt)eini, Afien ais Erzieher.
Leipzig, Klinki)ardi & Biermann. 1920.

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