Ausheilungen
Zum erften Präfident ift, wie wir fcßon mit-
teiiten, Corrado Ricci, der frühere langjährige
Generaidirektorder Altertümer und feßönen Künfte
von der Regierung ernannt worden.
* *
*
Derneue Generaldirektor der päpftlicßenMufeen,
Comm. Nogara, hat den beften römifd)en Kenner
antiker Skulpturen, Prof. HJalterAmelung, da-
mit beauftragt, die bisher total unzugänglich ge-
wefenen Magazine der Skulpturenfammlung auf
ihren Inhalt zu prüfen. Prof. Amelung hat dort
unter fehr fchwierigen Arbeitsverßältniffen fchon
bisje^t fehr wichtige Funde gemacht, welche die
wiffenfcßaftliche Hielt überrafd)en werden. Man
geht mit dem Plane um, den überaus reichen
Inhalt diefer Magazine in gut belichteten Räumen
als Annex der Skulpturenfammlung dem Publi-
kum zugänglich zu machen. L. P.
Ausheilungen
New Yorker Ausweitungen
/ Ar?/zurß.DaiVfs /
A6straAr?g Munst / Dar Dusse N/Aro/as M. Doar/a/r
In den Ralfton Galleries war jüngft eine
Ausftellung von Gemälden Frank Duvenecks
und feines Kreifes aus den fröhlichen, wenn auch
fchmalen Münchner Dagen diefer Künftler zu
feßen, als Duveneck fich an Leibi bildete; und
in den Ferragi! Galleries fah man darauf einige
Bilder Duvenecks aus feiner Nachmünchner geit,
als er nach Italien gezogen war und auch dort
einen Kreis von Schülern und Mitarbeitern um
fich gefchart hatte: ein Mann, dem alles, was
er fah, neu und der Beachtung wert fchien, fo
daß er es fich erobernd aneignen mußte. Und
folange es ein immer wieder neues Erobern
war, folange hielt die Kunft, von einem faft
fabelhaften Maler- und Pinfettalent geftüßt und
geleitet, ftand Dann kamen fteinige Jahre innerer
Leere. Oder hatte Duveneck fein Beftes unter
jenem Block begraben, den er, der Maler, als
einzigftes und doch gar edelfchönes Bildßauer-
werk feiner jungen Frau über das frühe Grab
errichtete? Auf jeden Fall war er viel zu ehr-
lich, wie fein Genoffe Chafe als Pinfelvirtuos für
die Menge allerlei erfreuliche Dinge in fteter
Kliederholung fich auszupreffen. Er zog fich
ftatt deffen zurück und lehrte faft nur noch einer
Reihe von Schülern, wie man ehrlich feiner Kunft
dienen muß. So hat er noch wertvolles für das
Kunftleben Amerikas geleiftet und feinen Namen
rein erhalten, bis er vor gar nicht fo langer
Zeit ftarb und nun auch durch hohe Preife für
feine fehr wenigen und feltenen HJerke als
Großer anerkannt wird.
Bei (Heghe fah man eine größere Reihe von
Lithographien, in denen der Führer der ameri-
kanifeßen Modernen, Arthur B. Davies, 3eug-
nis ablegt von dem Jungbade, das ihm das
eifrige Studium des Kubismus gewefen. Die
menfebliche Figur und ihre Bewegungen find
ihm dabei wie neu aufgegangen und mit nimmer-
müder Luft geht er ihnen bis in die leifeften
Regungen nach. Davies hatte der Sinn fchon
immer nach Stil geftanden. In manchem hatte
er Böcklin geäßnelt, vor allem darin, wie er
eine Landfchaft auf ihre Stimmung hiu fchuf und
diefe dann in einer Figur kondenfierte. Kläßrend
das aber bei Böcklin mehr im literarifchen Sinne
gefchah. wuchs bei Davies aus den Linien und
Maffen wie von felber ein Parallelgebilde hervor,
eine Blüte, die ftiliftifch das ganze Klerk durch-
drang und hob, als deffen wahre Seele. Jedoch
wurde folches Dun mit der ßeit etwas zur
Manier. Das muß der Künftler felber gefühlt
haben, und troß nicht mehr junger Jahre, troß
des (üiderftandes feiner Anhänger und fogar
Käufer, wandte er fich dem ftrengften Kubis-
mus zu.
Für „abftrakte Kunft" treten jeßt fchon mehrere
Kulthandlungen hier ein, u. a. die Folfom
Galleries, in denen John Storrs Fjolzfcbniße-
reien, aus fcharfem Verftande und einer fieberen
wie auch liebevollen Fjand für die Eigenart feines
Materials entftanden, ausftellt, und die Daniel
Gallery, in der Bilder von Charles Demutb
zu fehen waren. „Expreffioniftifcße" Puppen,
freilich mehr für Erwachfene, ftellte E. O. FJoppe
bei Knoedler aus. Der ausfchließlichen Pflege
der modernen Kunft widmet fich die von der
Miß K. S. Dreier gegründete fogenannte So-
ciete Anonyme, die neben je feeßs Klocßen
währenden Ausheilungen von Klerken des Ma-
tiffe, Picaffo ufw. und auch folcßen amerika-
nifeßer Moderner Vorträge über den Expreffio-
nismus ufw. veranftaltet und Intereffenten eine
Bibliothek von (Berken über die neuefte Kunft
aller Länder fowie zahlreiche Zeitfcßriften zur
Durcßficßt zur Verfügung fteilt. Der ehemalige
Kunftßändler Richard Ederßeimer zeigte eine
Reiße von Porträts, die feßarfe Beobacßtungs-
und Aneignungsgabe verraten. Ißn hatte der
bekannte Maler Fjamilton Eafter Field, der auch
zugleich als Kritiker der modernen Schule hier
Baßn zu brechen fueßt und jeßt fein eignes
Kunftblatt herausgibt, dazu ermuntert, fieß der
Kunft oßne weitere Vorbereitung zu widmen.
Er wollte fehen, was das jahrelange Studium
alter Meifter, vor allem deren Zeichnungen, wie
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Zum erften Präfident ift, wie wir fcßon mit-
teiiten, Corrado Ricci, der frühere langjährige
Generaidirektorder Altertümer und feßönen Künfte
von der Regierung ernannt worden.
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Derneue Generaldirektor der päpftlicßenMufeen,
Comm. Nogara, hat den beften römifd)en Kenner
antiker Skulpturen, Prof. HJalterAmelung, da-
mit beauftragt, die bisher total unzugänglich ge-
wefenen Magazine der Skulpturenfammlung auf
ihren Inhalt zu prüfen. Prof. Amelung hat dort
unter fehr fchwierigen Arbeitsverßältniffen fchon
bisje^t fehr wichtige Funde gemacht, welche die
wiffenfcßaftliche Hielt überrafd)en werden. Man
geht mit dem Plane um, den überaus reichen
Inhalt diefer Magazine in gut belichteten Räumen
als Annex der Skulpturenfammlung dem Publi-
kum zugänglich zu machen. L. P.
Ausheilungen
New Yorker Ausweitungen
/ Ar?/zurß.DaiVfs /
A6straAr?g Munst / Dar Dusse N/Aro/as M. Doar/a/r
In den Ralfton Galleries war jüngft eine
Ausftellung von Gemälden Frank Duvenecks
und feines Kreifes aus den fröhlichen, wenn auch
fchmalen Münchner Dagen diefer Künftler zu
feßen, als Duveneck fich an Leibi bildete; und
in den Ferragi! Galleries fah man darauf einige
Bilder Duvenecks aus feiner Nachmünchner geit,
als er nach Italien gezogen war und auch dort
einen Kreis von Schülern und Mitarbeitern um
fich gefchart hatte: ein Mann, dem alles, was
er fah, neu und der Beachtung wert fchien, fo
daß er es fich erobernd aneignen mußte. Und
folange es ein immer wieder neues Erobern
war, folange hielt die Kunft, von einem faft
fabelhaften Maler- und Pinfettalent geftüßt und
geleitet, ftand Dann kamen fteinige Jahre innerer
Leere. Oder hatte Duveneck fein Beftes unter
jenem Block begraben, den er, der Maler, als
einzigftes und doch gar edelfchönes Bildßauer-
werk feiner jungen Frau über das frühe Grab
errichtete? Auf jeden Fall war er viel zu ehr-
lich, wie fein Genoffe Chafe als Pinfelvirtuos für
die Menge allerlei erfreuliche Dinge in fteter
Kliederholung fich auszupreffen. Er zog fich
ftatt deffen zurück und lehrte faft nur noch einer
Reihe von Schülern, wie man ehrlich feiner Kunft
dienen muß. So hat er noch wertvolles für das
Kunftleben Amerikas geleiftet und feinen Namen
rein erhalten, bis er vor gar nicht fo langer
Zeit ftarb und nun auch durch hohe Preife für
feine fehr wenigen und feltenen HJerke als
Großer anerkannt wird.
Bei (Heghe fah man eine größere Reihe von
Lithographien, in denen der Führer der ameri-
kanifeßen Modernen, Arthur B. Davies, 3eug-
nis ablegt von dem Jungbade, das ihm das
eifrige Studium des Kubismus gewefen. Die
menfebliche Figur und ihre Bewegungen find
ihm dabei wie neu aufgegangen und mit nimmer-
müder Luft geht er ihnen bis in die leifeften
Regungen nach. Davies hatte der Sinn fchon
immer nach Stil geftanden. In manchem hatte
er Böcklin geäßnelt, vor allem darin, wie er
eine Landfchaft auf ihre Stimmung hiu fchuf und
diefe dann in einer Figur kondenfierte. Kläßrend
das aber bei Böcklin mehr im literarifchen Sinne
gefchah. wuchs bei Davies aus den Linien und
Maffen wie von felber ein Parallelgebilde hervor,
eine Blüte, die ftiliftifch das ganze Klerk durch-
drang und hob, als deffen wahre Seele. Jedoch
wurde folches Dun mit der ßeit etwas zur
Manier. Das muß der Künftler felber gefühlt
haben, und troß nicht mehr junger Jahre, troß
des (üiderftandes feiner Anhänger und fogar
Käufer, wandte er fich dem ftrengften Kubis-
mus zu.
Für „abftrakte Kunft" treten jeßt fchon mehrere
Kulthandlungen hier ein, u. a. die Folfom
Galleries, in denen John Storrs Fjolzfcbniße-
reien, aus fcharfem Verftande und einer fieberen
wie auch liebevollen Fjand für die Eigenart feines
Materials entftanden, ausftellt, und die Daniel
Gallery, in der Bilder von Charles Demutb
zu fehen waren. „Expreffioniftifcße" Puppen,
freilich mehr für Erwachfene, ftellte E. O. FJoppe
bei Knoedler aus. Der ausfchließlichen Pflege
der modernen Kunft widmet fich die von der
Miß K. S. Dreier gegründete fogenannte So-
ciete Anonyme, die neben je feeßs Klocßen
währenden Ausheilungen von Klerken des Ma-
tiffe, Picaffo ufw. und auch folcßen amerika-
nifeßer Moderner Vorträge über den Expreffio-
nismus ufw. veranftaltet und Intereffenten eine
Bibliothek von (Berken über die neuefte Kunft
aller Länder fowie zahlreiche Zeitfcßriften zur
Durcßficßt zur Verfügung fteilt. Der ehemalige
Kunftßändler Richard Ederßeimer zeigte eine
Reiße von Porträts, die feßarfe Beobacßtungs-
und Aneignungsgabe verraten. Ißn hatte der
bekannte Maler Fjamilton Eafter Field, der auch
zugleich als Kritiker der modernen Schule hier
Baßn zu brechen fueßt und jeßt fein eignes
Kunftblatt herausgibt, dazu ermuntert, fieß der
Kunft oßne weitere Vorbereitung zu widmen.
Er wollte fehen, was das jahrelange Studium
alter Meifter, vor allem deren Zeichnungen, wie
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