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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 21
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0665

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Ausheilungen

köpf; fodann ein Martin Scßongauer: „Drei
heilige"; ein SimonMarmion: „Martyrium zweier
Zeitiger"; ein Piero di Cofimo, ein Lucas Cra-
nacß (Frauenporträt), ein Lorenzo Lotto, ein
Greco u. a. Die Gegenwände dürften baid zur
Aufftellung gelangen.
Momentan ift die Gemäldefammlung desMu-
feums um ein permanentes Leben von zwölf be-
deutenden Klerken bereichert worden, die Mr.
Cbr- Stillman zum Andenken an feinen ver-
dorbenen Vater dem Mufeum überwiefen bat.
Unter ibnen befindet ficb vor allem ein erft-
klaffigerRembrandt, feinen SoßnEitus darftel-
lend, in köftlicb warmem Eon gehalten, aus der
Sammlung des Fjerzogs von Rutland. Andere
Gemälde find: ein Männerporträt von Lorenzo
di Credi, ein Lanzknecbt von Pontormo in glanz-
vollen Farben, ehemals in der Sammlung der
Prinzeffin Mathilde, ein Eiepolo, Madonna mit
Kind, ein Francia, Ql. Barbara, ein Murillo, Ma-
donna mit Kind, aus feiner fpäteren 3eit.
Die Mufeumsleitung ift letzthin febwer ange-
griffen worden, weil fie in den geheiligten fallen
des nur der „echten" Kunft gewidmeten Mu-
feums es gewagt habe, diefen Sommer eine
umfaffende Ausftellung von (üerken der fran-
zöfifeben „Poftimpreffioniften" zu veranftalten,
die fogar Klerke van Goghs, des „maßnfinnigen"
und der „Extremiften" Picaffo und Matiffe um-
faßte! Bezeichnenderweife aber war der in faft
kindifeben Ausdrücken abgefaßte „offene Brief"
anonym gefebrieben, und feine reaktionären
Verfaffer haben es auch nicht für geraten ge-
halten, ihre Identität zu enthüllen. So hilft es
eben nichts: die FJecßte find fogar in diefen
Karpfenteich geraten! F.
ßürid)
Die ßüricber Kunftgefellfchaft hat kürz-
lich aus fcbweizerifcbemPrivatbeßb ein Bild aus
der Schule Konrad Kliß erworben, daß das
Fragment eine Anbetung der Könige darftellt
und um 1450 zu datieren ift. Es befindet ficb
zur 3eit auf der febönen Ausftellung im 3üricßer
Kunftßaus, über die im näcbften Fjeft diefer 3eit-
febrift eingehend berichtet wird.
Ausheilungen
Die Bildnisausftellung des
(nailra^Rid)ar^-Mu[eums
Das Bildnis in Köln von feinen Anfängen bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts ift das Eßema
der erften größeren Ausftellung, die das Mufeum
(üaHraf-Ricßarß veranftaltet hat, feitdem durch
die leihweife Abgabe der Gipsabgußfammlung

an die höheren Schulen im Erdgefcboß des über-
vollen Kaufes der Plaß zu folchen Veranftaltungen
gefunden worden ift. Es ift eine beträchtliche
Eatfacße, daß von diefen 150(üerken, die allein
aus dem Befiß des Mufeums in der Ausftellung
vereinigt pnd, kaum ein Viertel aus den Be-
fänden der Galerie genommen, alles übrige aus
den Magazinen und von denjenigen ftädtifeßen
Gebäuden herausgeholt wurde, denen man vor
zehn und mehr Jahren aus dem Vorrat des Mu-
feums Gemälde als Klandfcßmuck gegeben hat.
Der verfügbare Raum reichte nicht aus, um aus
anderem Befiß, aus Kirchen und Stiftungen, aus
Privatbefiß oder gar von auswärtigen Mufeen
heranzuziehen, was der Sammlung die Vollftän-
digkeit gegeben hätte, die dem FJiftoriker bei
folcbem Unternehmen erwünfeßt fein mag. Aber
auch fo ift der Eindruck und der kunftgefeßießt-
licße Nußen ftark genug.
Den Mittelpunkt bildet natürlich das Klerk
der beiden Bruyn, von denen der ältere, der
eigentliche Klaffiker des Kölner Bildniffes mit
wenigftens zwölf eigenhändigen bedeutenden
Arbeiten und mit ebenfoviel guten Klerkftatt-
bildern vertreten ift. Man füßlt, es war die letzte
große 3eit der eigentlichen Kölner Kunft. Der vor-
herliegende Ceil der Ausftellung befteßt meift aus
Altartafeln, deren Donatorenbildniffe hier einge-
reißt werden follen. Sie reichen bis 1425 etwa, bis
zu dem merkwürdig modern anmutenden Kal-
varienberg des Gerhard von dem Klafferfaffe,
zeigen um 1505 bis 1515 die Bildniffe des kaifer-
iießen Qofrecßenmeifters Nikafius Fjakenay und
feiner Familie, und bringen um 1490, in der3eit
des jungen Dürer, das erfte felbftändige kleine
Bildnisgemälde, ein männlichesBruftbild auf rotem
Grund, von reicher und fubtiler Cßarakteriftik,
das man bisher oßne fticßbaltigen Grund dem
SeverinerMeifter zugefeßrieben bat. Ein einziges,
übrigens ausgezeichnetes plaftifcßes Klerk ift noch
zu erwähnen, das Bucßsmodell zu einer vielleicht
nie ausgefüßrten Medaille auf Bürgermeifter Joß.
v. Reidt von 1525, denfelben, den Bart. Bruyn in
dem bekannten Gemälde des Kaifer-Friedrid)-
Mufeums dargeftellt bat. Der letzte, umfang-
reießfte Geil der Ausftellung umfaßt die Schar
der Bildniffe feit 1580 etwa. Das bildnisfrohe
17. Jaßrßundert ift breit und ausführlich vertreten.
Niederländer, die der3ufa!l auf einige 3eit ißres
Lebens nach Köln führte, wie Geldorp Gorßius,
der Pourbusfcßüler, van Keffel aus Antwerpen,
der Delfter Cßr. Cawenbergß, der bisher noch
nießt feftgeftellte G. D. KI. und der feßr tüchtige,
kaum beachtete J. G. Klapßauer. Das Bruftbild
in Lebensgröße nach niederländifcßer Art ift
durch fie auch für Köln typifcß geworden. Gutes

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