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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 21
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0666

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Ausheilungen

Fjandwerk, koftümliches Intereße und dann und
wann eine erhebliche künftlerifcheFrifche laßen
diefe ein wenig eintönige bürgerliche Ahnen-
galerie lebendig werden. Aus der Maße ragen
neben dem Kölner Maler und Ratsherrn Potgießer
die drei Bildniße des Bankiers Eberhard Jabach
hervor, von denen zwei in der Nähe van Dycks
etwa von Lucas Franchois gemalt Jind, während
das dritte, ein Altersbildnis von 1690 etwa, Fj. Ri-
gaud zugejchrieben wird. — Das 18. Jahrhundert
erweijt [ich als wenig ergiebig; das liegt zum
Deil gewiß daran, daß man zu (Dallrafs 3eit nicht
daran dachte, [eine (Oerke zu [ammein, zum
Deil aber auch an dem offenkundigen Nieder-
gang der Stadt und der (Dofühabenheit ihres
Bürgertums. Allein Ant. de Peters ragt als fef-
felnde Erfcfteinung fympathßch hervor. Er ift
mit Bildniszeichnungen und Paftellen vertreten
und hat uns aus [einer kurzen Kölner ßeit als
einziges Ölgemälde das Bildnis (Dallrafs [unter-
laßen, den er echt franzö[i[ch wie einen Abbe
aus den Pari[er Salons vor dem Beginn der Re-
volution auffaßt.
(Denn für den Kunftgenuß ailein die Aushei-
lung auch keine großen Neuwerte hervorgebracht
hat, fo gibt es doch zu denken, und wird für
die künftige Entwicklung der Kölner Mufeen von
Nußen fein, daß fo große Mengen tüchtigen
Mittelguts im öffentlichen Befiß vorhanden find,
wie [ie aus dem 16. und 17. Jahrhundert wohl
keine andere deutfehe Stadt aus Eigenem dar-
bieten könnte. — Die Ausfteilung wird bis Mitte
November dauern. -f-
M.ünd)ner Kunftaus[tellungeii
BeiChannhaufer: Oskar herrmann. Re-
noir ift [ein Vorbild. Er teilt es mit (Dilly Nowack.
Es wird immer eine mißliche Sache bleiben,
Kün[tlern von [o ausgesprochener Raße wie Re-
noir (oder (Datteau) in [tammesver[cf)iedenen
Ländern nachzueifern. Dem (Diener Nowack ge-
lingt es immerhin noch beffer, dem gemein-
[amen Vorbild näherzukommen als dem Auftro-
Münchner herrmann. Bei diefem fchlägt das
Derb-Dekorative der Münchner Scholle troß
gegenteiliger Bemühung immer wieder durch-
Golß hat feine diesjährige Fjerb ft ausftei-
lung eröffnet. Dm das Negative gleich ab-
zutun: Der politifche Dotentanz des Fjans Crä-
mer wirkt in diefen Räumen wie eine grobe
Entgleifung. (Der [ich zu George Grosz bekennt,
muß jede Gemein[amkeit mit einem Fjans Crämer
ablehnen. Nicht politi[cf)er, [ondern kün[tleri[cf)er
Erwägungen halber.
Dm [o einheitlicher wirkt der übrige Deil der
Ausheilung. DasNiveaure[pektabler Qualität wird
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von den ausge[tellten (Derken faß durchgehend
eingehalten. Befonders Menfe, Davringhau-
fen und Schrimpf wetteifern miteinander an
Ernfthaftigkeit des (Döllens, Steigerung der künft-
lerifchen Leiftung, Durchbildung desGefchaffenen.
Jeder für [ich iß dabei, die Sturm- und Drang-
periode vergeßen zu machen. Verantwortlich-
keitsgefühl [ich und dem (Derk gegenüber [cheint
ihre neue Lo[ung zu [ein.
Men[e iß die[er neuen, handwerksmäßigen
Geßnnung amverpßichtetßen. Er weiß: die Ex-
preßion (oder Exploßon) genügt nicht. Das (Dort
verlangt Geßaltung, die Vollendung iß — auch
in techni[cherFjin[icf)t. Davringhau[en, wenn
auch von gleicher Überzeugung erfüllt, legt noch
manchmal den Pinfel zu früh weg. Dann ftehen
durchgebildeteStellen neben fummarifchen Dnter-
malungen. Auch reizt es ihn noch immer, zu
grimaßieren. Dort, wo er fiel) in ftrenge 3ud)t
nimmt, wie in dem einfach-ernften Fjerrenporträt
und in dem feltfam myftifchen Stilleben mit ge-
ößnetem Fenfter, leiftet er hervorragendes.
Frei von jeder Manier, ganz er felbft, ganz
fcfßicht und rein iß Georg Schrimpf. Voller
Andacht für das einfache Leben ift er. Er malt
ein Bild mit einer nähenden Frau am Fenfter
nicht wie ein Interieur, fondernwie eine fromm-
heilige Dafel. Man kann ein tief Gefühltes nicht
ftiller und inniger bekennen.
Nach diefem Bild laßen uns die malerifd)en
Delikateßen eines Georg Kars und (Dilly No-
wack recht kühl. Man konftatiert bei beiden,
daß fie es franzöfifchen Vorbildern gleichtun
wollen und daß fie ihre Abficht mitGefchick und
Begabung durchführen. Aber in Gedanken noch
bei Sdßrimpfs nähender Proletarierfrau dünkt
uns das recht belanglos. Leopold 3al)i.
Berlin
Fjenri Matiffe haß damit feine neuen (Derke
in Deutfchland gezeigt werden können, eine Reihe
bedeutender, leßtfun entftandener Bilder der Ga-
lerie Flechtheim für kurze 3eit zur Verfügung
geftellt. — Diefelben find gemeinfam mit aus
Berliner und Breslauer Privatbefiß ftammenden
früheren (Derken zur 3eit in Berlin, Lüßow-
ufer ausgeftellt.
Im Grapfüfchen Kabinett 1. B. Neumann am
Kurfürftendamm ßndet zur 3eit eine umfaßende
Ausfteilung von Felixmüller-Dresden ftatt, die
einen Überblick über das malerifche (Derk und
die gefamte Graphik des Künftlers gibt.
Fjannover
Die Galerie von Garvens beherbergt gegen-
wärtig eine ausgezeichnete und mit viel Ge-
fcfmiack arrangierte Ausfteilung von Alfred Ku-
 
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