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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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16. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0622

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SAMMLUNGEN

Im November 1911 fand im Beifein des Unter-
richtsminifters die feierliche Eröffnung diefes
neuen Saales ftatt, der nunmehr alte Fresken
Luinis aus der Vilia Pelucca vereinigt.
Im Juli 1911 wurden fchließlich die Fresken
des Bernardino Campi, die einftmais die Kapelle
des Schloffes San Colombano ai Lombrofchmück-
ten, im Eingangskorridor neben den Fresken
anderer lombardifcher Maier ausgefteHt. Das
Schloß gehörte im fechzehnten Jahrhundert den
Karthäufern von Pavia und wurde nach mehr-
fachem Befi^erwechfel um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts Eigentum des Principe Antonio
Beigioiofo, der die Fresken von der Wand ab-
iöfen ließ und fie der dortigen Pfarrkirche fchenkte.
Nachdem fie lange in einem Kelierraum des
Schloffes gelegen hatten, da fich in der Kirche keine
Verwendung für fie fand, vermittelte Pier Luigi
Fiorani ihre Erwerbung durch die Brera-Galerie.
Über eine Anzahl nicht minder erfreulicher
Erwerbungen der beiden ießten Jahre hoffen
wir demnächft unter Beigabe von Abbildungen
berichten zu können.
So dankbar wir uns auch des von den Leitern
der Brera in den leßten Jahren Geleifteten er-
innern, wollen wir doch den Wunfch ausfprechen,
daß die vielen Kunftwerke, die zur Zeit der
franzöfifchen Invafion an lombardifche Land-
kirchen ausgeliehen worden find, entweder an
den Ort, für den fie gefchaffen wurden, oder in
die Brera zurückkehren möchten. Wenn fich die
italienifcheRegierung zu diefemSchritt entfehlöffe,
fo dürfte fie ficherlich des Dankes der Galerie-
verwaltung, die dadurch von einer verantwor-
tungsreichen und in ganzem Umfange kaum
durchführbaren Überwachungsarbeit entlaftet
würde, und nicht minder des kunftliebenden
Publikums und der Forfcher gewiß fein.
Walter Bombe.

DAS NEU ERWORBENE TRIPTY^
CHON DES ROGER VAN DER
WEYDEN IM LOUVRE Der Louvre
konnte kürzlich aus dem Befit; des bekannten
Kunfthändlers F. Kleinberger zum Preife von
800000 Francs eines der Hauptwerke Rogers
erwerben, mit dem diefer Meifter endlich auch
an diefer Stelle fo im Rahmen der früh-nieder-
ländifchenKunft vertreten ift, wie es feiner Be-
deutung zukommt. Über die Gefchichte des
prachtvoll erhaltenen Werkes wird folgendes
berichtet: Diefes Triptychon wurde im Anfang
des 19. Jahrhunderts von Flandern nach London
gebracht, wo es bei einer öffentlichen Verweige-

rung vorkam. Im Jahre 1845 erwarb es ein
Künftler namens Evans im Norden von Eng-
land und verkaufte es wieder als ein Werk
Memlings an den Marquis von Weftminfter,
deffen Tochter, Lady Theodora Gueft, es noch
bis vor wenigen Wochen befaß. Die bedeu-
tenden Kenner halten es übereinftimmend für
ein Werk Roger van der Weydens aus der
Zeit des berühmten Aitarbildes des Hofpitals
von Beaune, das etwa aus der Zeit um 1450
ftammt.
Die auf der Rückfeite der Flügel befindlichen
Wappen, fowie eine merkwürdige Legende in
franzöfifchen Verfen laffen erkennen, daß diefes
Triptychon für einen Herrn v. Braque und deffen
Frau gemalt worden war, die einer tournefifchen
Familie in Brabant angehörten.
Das Bild wird fortan feinen Plaß neben der
berühmten Madonna mit Stifter des van Eyck
und der Hochzeit von Kana von Gerard David
haben. bn.
SCHLOSS FRIEDENSTEIN in der
Nr. 3655 der „Illuftrierten Zeitung" befindet fich
ein ausführlicher Beitrag über die Gemälde-
galerie auf Schloß Frieden ft ein von Hofrat
Doenges in Dresden, der die lange Zeit ver-
geffenen Kunftfchäße des Herzogs Karl Eduard
von Sachfen-Kobuig-Gotha behandelt und re-
produziert. Unter den zum Teil fehr bedeu-
tenden Stücken befinden fich ein dem Lionardo
zugewiefenes Bild mit den Kindern Jefus und
Johannes, eine Büßende Magdalena von Cor-
reggio und eine dem Tizian jedenfalls fehr nahe-
ftehende Venus nach dem Bad. Ausgezeichnete
Proben der franzöfifchen Kunft des 18. Jahr-
hunderts, (Rigaud, Largilliere, Greuze und Lio-
tard) ein dramatifch ungemein effektvoller Spag-
noletto (Grablegung) und endlich ausgezeichnete
Bilder der Mytens, Pynacker und anderer Hol-
länder geben den Hauptbeftand der Sammlung
ab. Im übrigen bleibt es natürlich abzuwarten,
wie fich die Forfchung endgültig zu den ver-
fchiedenen Entdeckungen ftellen wird.
BOSTON Das MUSEUM OF FINE ARTS
hat die umfangreiche Macomber-Sammlung chi-
nefifcher Steingutwaren erworben, die die ganze
Entwicklung diefes bisher noch wenig beachteten
Zweiges chinefifcher Kunfttätigkeit in charakte-
riftifchen Beifpielen vorführt. F.
BRÜSSEL Das C1NQUANTENAIRE-MU-
SEUM FÜR DEKORATIVE KUNST hat eine
Weberei aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-

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