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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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22. Heft
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Stoermer, Curt: Die Neuerwerbungen der Bremer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0827

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DIE NEUERWERBUNGEN DER BREMER KUNSTHALLE


Hbb. 11. ROSLER, Sonnige Landfchalt

öffentlichen Leben gefagt, daß er zurückgezogen durch Werke fchafft, ohne die Tendenz
feines Ichs ftets auf den Lippen zu tragen. Das find Eigenfchaften, die im Preußen-
tum ihre Gegenfät$e haben, es ift eine fchlichte, wihkürlofe Vornehmheit, Eigentum
einer norddeutfchen Raffe, durch die fie [ich von ihren nächften Nachbarn himmelweit
unterfcheidet. Tatfächlich finden wir in Gefchichte und Gegenwart der Hanfaftädte
Männer, deren Charakter jugendlich, fchlicht und arbeitsfreudig ift, ein beftimmter Typus
nordifcher Ariftokratie.
An Hand des vorliegenden Kataloges möchte ich kurz den Ausbau der Bremer
Kunfthalle befprechen, wie er durch die Tätigkeit Paulis entftand. Als er 1899 die
Leitung der Kunfthalle antrat, fand er jene Verhältniffe vor, die von der Vernach-
läffigung einer ganz guten, wenn auch nicht gerade fruchtbaren Tradition herrühren,
fodann äußerft befchränkte Mittel und ein wüftes Konglomerat von Bildern, geftiftet,
gefchenkt, geerbt. Es gelang ihm erft nach einigen Jahren feiner Arbeit die Zuftimmung
des Mufeum-Vereins zu erlangen, um 27 minderwertige Werke des Befit$ftandes aus-
zufcheiden. Was blieb find allerdings bedeutfame, zum Teil höchft feltene Stücke,
Gemälde von Dürer, Altdorfer, Lucas van Leyden, Bartel Beham, Ter Borch, Claes
Molenaer, Snyders, Hondecoeter, Pieter Molyn, Ruisdael und eine prachtvolle Madonna
Mafolinös da Panikale, ein Lehrer des bekannteren Mafaccio.
Der von Pauli verfaßte Katalog ift überdies fehr lehrreich und in feiner Art mufter-
gültig. Nicht nur find alle biographifchen Daten mit Fleiß und größter Exaktheit ge-
fammelt, auch finden wir wefentlich neues Material, welches zum Zwecke einiger Neu-
beftimmungen und Umtaufen erworben wurde. Bei einem Bilde „Waffenhalle" ftellte
fich die Unterfchrift: D. Ternier f. als gefälfcht heraus, und es wurde als ein charak-
teriftifches Gemälde Thomas van Apshovens erkannt. Ein bisher als Dürers Werk
bezeichnetes „Männliches Bildnis" konnte nach einer Reftaurierung Barthel Beham

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