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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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24. Heft
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Habicht, Victor Curt: Die Meisterzeichnungen der Möbeltischler im Besitze des Gewerbemuseums zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0900

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MEISTERZEICHNUNGEN DER MÖBELTISCHLER IM BREMER GEWERBEMUSEUM



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Abb. 3. Riß von Berend Zimmermann von 1709

ja in den vorausgegangenen
hat, gegeben.

Jahrzehnten eine Jo

diejes Schrankes noch eng an die
vorangegangene Epoche zu An-
fang des 17. Jahrhunderts an. Der
Schrank bejteht nämlich aus einem
verzinktenKaften, auf den die ganze
äußere Einteilung und Ornamenta-
tion, wie die Faffade vor einem
Hau Je aufgejeßt ijt, wobei die
äußere Gliederung keinen ficheren
Rückfchluß auj die Verwertung des
Innenraumes zuläßt. Die Rahmung
gefchieht dabei an den Seiten durch
vorgeftellte Pfeiler. Die ganze Vor-
derjläche ijt in mehrere Felder —
in diejem Falle unten in drei, oben
in fechs mit einem dreiteiligen Zwi-
fchengliede — geteilt, die aber ganz
unabhängig von der inneren Ein-
teilung, aljo rein dekorativ gehalten
find. Der plajtijche Schmuck ijt
gefchnißt und auf die Flächen auf-
geleimt und im Vergleich zur vor-
ausgegangenen Epoche fchon we-
fentlich vereinfacht. Diefe Orna-
mentation, die unten aus her-
menartigen Figuren, Emblemata
darftellend, und oben aus Engels-
köpfen bejteht, ijt noch ganz im
Banne des Ohrmujcheljtiles, der
große Rolle in Bremen gefpielt

DER STIL UM 1650. Auch für diefe Zeit ijt nur ein Riß unter den vorliegenden
Nr. 2 (Nr. 36) vorhanden, der gleichfalls undatiert ijt. Sein Verfertiger ijt Gerdt Kramer.
Im Aufbau und in der Konftruktion hat fich dem verfioffenen Typ gegenüber nichts
verändert. Dagegen ijt neu und für alle folgenden Riffe charakteriftifch der Verzicht
auf jeden figürlichen Schmuck. Die flankierenden Säulen haben außer den ihnen ge-
bührenden Kapitälen, Sockeln und Kanelierungen keine Verzierung, ebenfowenig die
darunter geftellten konifch zulaufenden Pilafter. Eigenartig ijt die ftarke Betonung
des architektonifchen Ziermotivs, wie es namentlich in der Geftalt von Fenfternifchen
mit durchbrochenem Gefimfe in den Füllungen auftritt.

DER STIL BIS ca. 1670. Ehe auf eine Befprechung diejes Types eingegangen
wird, fei eine Urkunde mitgeteilt, die uns über die Anfertigung und die Geftalt der
Schränke diejer Jahrzehnte erwünfchten Auffchluß zu geben vermag.
Anno 1659 den 4. February auf gefegnete ordentliche MorgenJprache, als dafelbft
vom großeften Theill des Ampts bewechlich Erinnerdt worden auch die techliche
Erfahrunge geben, daß die Manier der Meifterftücke mit den Zuchlahden, bey

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