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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft. 1
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0039

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SAMMLUNGEN

Und nun, da man den Schaß gefehen hat, muß
man geftehen: diefes Bild wäre noch andere
Kämpfe wert gewefen. Unberührt glüht diefes
Meifterwerk in den leuditendften und wärmften
Farben, die man je auf einem Bilde des nieder-
ländifchen Quattrocento gefehen hat. Den far-
bigen Mittelpunkt der Kompofition diefer An-
betung der Könige bildet der weit ausgebreitete,
fchimmernd rote Mantel des knienden Königs,
um ihn herum ftufen pch die Farben in allen
Graden der Wärme und Kühle ab, bis hinaus
zu der Landfchaft, deren wundervolles Grün
gleichfalls in diefem Jahrhundert ohne gleichen
fein dürfte. Unerhört ift auch die Äbftufung
des Inkarnats, kühl in der Mitte bei Mutter und
Kind, dann [ich nach den Seiten in unerfchöpf-
lich reicher Nuancierung immer mehr erwärmend.
Umfchloffen wird das Bild noch von dem alten
Rahmen, in dem es die Spanier aus feiner Hei-
mat entführten. An den Seiten ßeht man noch
die Angeln, in die die leider nie gefehenen
Flügel mit den Stifterbildern eingehängt waren.
In der oberen Rahmenleifte ift in der Mitte ein
Stück deutlich fichtbar eingefügt: Das Bild, das
auch fonft im Format genau der Kreuzabnahme
Rogiers v. d. Weyden entfpricht, deren gute
Kopie die Galerie befißt, hatte wohl wie diefes
am oberen Rande einen rechteckigen Äuffaß,
der, vielleicht beim Transport als zu unbequem,
befeitigt wurde. In diefem Äbfchnitt befanden
fich vermutlich Engelgeftalten, die wohl der
pyramidal aufgebauten Gruppe einen deutliche-
ren, fpißeren Abfchluß gaben, und zudem viel-
leicht auch für den Streiffchatten, der auf den
zweiten König fällt, die Erklärung enthielten.

H. Fr.

* *

*

Die Sammlungen der königlichen Mufeen
haben wieder mannigfache Bereicherungen er-
fahren. Für das KUNSTGEWERBEMUSEUM
ift ein prachtvoller gewirkter altdeutfcher Teppich
erworben worden. Die Bilddarftellung auf dem
Teppich gibt den Fackeltanz bei einer Hochzeit
wieder, darüber erfcheint das Jüngfte Gericht als
Wandgemälde. Hier tragen die Mufikanten das
Hohenzollernwappen. Das legt nahe, anzu-
nehmen, es handle fich hier um die berühmte
Rochlißer Hochzeit. Zwei Wappen auf dem Bild-
teppich weifen aber, wie Direktor Dr. Otto von
Falke in der leßten Sißung der Berliner kunft-
gefchichtlichen Gefellfchaft ausführte, auf Simon
von Wendt in Lippe-Detmold als Befteller. So
ift die Deutung nicht einwandfrei. Der Teppich
ftammt, der Datierung zufolge, aus dem Jahre
1548. Für die Tänzer benutzte der Teppichwirker
zum Teil Stiche Heinrich Aldegrevers. Die ganze

Kompofition fcheint aber nicht von ihm her-
zurühren, befonders da Trachten Vorkommen,
die der weftfälifche Stecher nicht kennt. Im
übrigen erhielt die Sammlung eine Reihe fchöner
Gefchenke,Porzellanarbeiten des 18. Jahrhunderts,
die Geh. Rat Arnhold, Dr. v. Dallwiß, Guftav
Wolffenberg überwiefen. Adolf v. Beckerath
fchenkte dem Mufeum eine Schmelzmalerei von
Limoges mit der Darftellung des Jüngften Ge-
richts, die um 1510 entftanden ift, Generaldirektor
Dr. Bode überwies einen Buchbefchlag aus Kupfer
mit figürlichem Relieffchnitt, italienifche Bild—
ftickerei des Johanneskopfes. Als Überweifung
des Kaifers erhielt die Bibliothek ein Exemplar
der Prachtausgabe der Werke Friedrichs des
Großen. — Dem Kupferftichkabinett der Ber-
liner Mufeen hat der Kultusminifter eine Reihe
der graphifchen Werke überwiefen, die auf der
Berliner Jubiläums-Kunftausftellung 1913 aus
den Überfchüffen der vorjährigen Großen Ber-
liner Kunftausftellung angekauft wurde. Es ßnd
Radierungen von Erich Wolfsfeld, Paul Herr-
mann und Arthur Wilcken. Ferner überwies der
Minifter den Steindruck Otto Heinrichs von der
alten Berliner Infelbrücke und den farbigen Stein-
druck des Frankfurters K. A. Brendel „Stromauf“.
Als Gefchenke kamen intereffante Blätter vom
Ende des 18. Jahrhunderts in das Kabinett: ein
farbiges Schabkunftblatt J. Wards mit dem Bild-
nis der Schaufpielerin Mrs. Billington als heilige
Cäcilie, nach dem Gemälde von Reynolds, und
ein Herrenbildnis, das ein unbekannter deutfeher
Meifter um 1780 in Punktiermanier ausgeführt
hat. Wilhelm Bode überwies fein großes neues
Werk über die Gemäldegalerie de Ridder, die
jüngft verkauft worden ift, und in ihrer Ge-
fchloffenheit nur noch in der Publikation Bodes
fortbefteht.

BRÜSSEL DasMUSEUM FÜR ALTE KUNST
erwarb zwei Familiengruppen von Nicolaes
Maes und Jacob Gerritsz. Cuyp.

Seit November werden dort regelmäßige Aus-
heilungen der alten Zeichnungen, Aquarelle und
Gravuren veranftaltet, die von Baron De Grez
dem Mufeum gefchenkt wurden. Die Sammlung
zählt 4000 Nummern, auf jeder Äusftellung find
ein paar Hundert in Vitrinen zu fehen. R. B.

DANZIG STADTMUSEUM. Herr Bank-
direktor Carl Fürftenberg-Berlin, ein geborener
Danziger, der feine Vaterftadt fchon wiederholt
durch bedeutende Stiftungen für das Uphagen-
haus-Mufeum auszeichnete, hat neuerdings die
ftädtifche Galerie wieder um ein koftbares Kunft-
werk bereichert. Es ift die große in leicht ge-

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