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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0090

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AUSSTELLUNGEN

zum größeren Teile das Niveau der früheren
erheblich überfteigt.

* *

*

Bei SCHULTE dominiert Gafton La Touche,
für den hier, wie jüngft in München (vgl. Cic.
VI, 1, S.27), eine Gedächtnisausftellung ftattfindet.
Es läßt fidi audi von der Berliner nichts anderes
fagen. Von den übrigen intereffiert am meiften
Hans Beat Wieland, der Aquarellandfchaften,
meift Sdineebilder von einer großen Über-
zeugungskraft bei faft juwelenhaftem Reiz der
Farbe zeigt. In den Ölbildern ftört, mit wenigen
Ausnahmen, noch die Zähigkeit des Materials
und eine merkwürdige Süßigkeit der Farbe.
Hubert von Herkomer zeigt drei neue Herren-
bildniffe, von denen aber nur das des Dr. v. B. jr.
tieferes Intereffe beanfpruchen kann. Die anderen
bleiben doch fehr in der oberflächlichflen Inter-
pretation ftecken. Paul Paefchke hat frifdre
und farbige Bilder mit leichtem kunftgewerb-
lichen Einfdilag gefchickt, Mathias Schieftl neben
feltfam archaisierenden Legendenbildern ein
dürerifch-forgfames Rafenftück, und Wilhelm
Beckmann feine bekannten Interieurs. Auch
Fjaeftads Landfdiaften fagen nichts neues aus.
Zwei Überrafdiungen gibt es bei diefer Aus-
heilung: ein merkwürdiges, fehr intereffantes und
gutes Damenbildnis von dem Warfchauer Äka-
demiedirektor Stanislaus Lenß und einen weib-
lichen Kopf von Feuerbach, der bis auf die merk-
würdig flachen Haare und Hände ein fehr inter-
effantes Stück dererften römifchen Jahre ift, in dem
auch allerlei Erinnerungen an Couture nachklingen.

* *

*

Der Charakter der Bilder von Otto Mueller,
die der Salon GURLITT vorführt, ift Zartheit
und Gefchmack. Die Art, wie auf dem Doppel-
bildnis die Farben zueinander geftimmt find,
oder wie die gut bewegten Akte auf den Kom-
pofitionsbildern der Fläche angeordnet find, ift
meift recht reizvoll. Kräftiger tritt Kal Casper
auf. Er hat für feine Farbigkeit viel bei den
franzößfchen Romantikern gelernt, nur kommt
alles noch etwas zu abfichtlich heraus, und oft
geht über der harmonifchen und ftimmungs-
vollen Farbigkeit die Klarheit des Aufbaus ver-
loren, was bei Casper um fo fchlimmer ift, als
er Gefchichten erzählt. Das befte ift die Figur
des St. Sebaftian, die, warm und fchön gemalt,
vor einer feingeftimmten Landfchaft fleht. Von
den Plafliken von Grete Moll, die von der
Matiffefchule herzukommen fcheint, merkt man
fich einige der hübfch bewegten Figuren und
die beiden breit behandelten Köpfe, von den an-
nehmbaren impreffioniflifchen Bildern T. Farwicks
das Doppelbildnis und etwa die „Landchaft“.

Die BIBLIOTHEK DES KÖNIGL. KUNST-
GEWERBE-MUSEUMS hat aus ihrer großen
Sammlung vorbildlich gedruckterBücher eine Aus-
wahl amerikanifcher Druckfachen, neuere
Arbeiten der beflen Diuckereien Nordamerikas,
zu einer Ausflellung vereinigt, die im Ausflel-
lungsraum der Bibliothek wochentäglich von
10 Uhr früh bis 10 Uhr abends unentgeltlich
befichtigt werden kann. — Im Lipperheide-
Saale derfelben Bibliothek find von Mittwoch
ab Abbildungen orientalifcher Gewänder
ausgeftellt; diefe Ausflellung ift wochentäglich
von 10 bis 1 Uhr, Dienstags und Freitags außer-
dem von 6 bis 8 Uhr abends geöffnet. H. Fr.

BRÜSSEL Im MUSEE MODERNE ifl zur-
zeit der diesjährige Salon der „Eftampe“ aus-
geflellt und beflätigt durch die Qualität der
Leiflungen ihrer Mitglieder die bisherige gute
Meinung. Omer Coppens ifl mit einigen feiner
vlämifchen Stadtbilder in Buntlithographie ver-
treten, fowie mit einem vorzüglichen Blatt nach
einem Bosboomfchen Kircheninterieur. Marten
van derLoo zeigt eine Anzahl farbiger Blätter,
deren Lokalkolorit gut getroffen ifl. Jules de
Bruyker (teilt eigenartige, etwas phantaflifche
Kompoßtionen voll Schwung und Kraft aus, fo
eine des Genter Grafenfchloffes. Äußer den
Arbeiten der Mitglieder find dann noch 14 fchwarze
Lithographien Jofeph Pennells aus Giryenti,
Athen und Korinth da, etwa 60 Zeichnungen
und Radierungen des bekannten Landfchafls-
malers Baertfoen, meift Skizzen zu feinen
Bildern, fowie 30 Radierungen von Corot aus
Privatbefiß, die indes kein neues Licht auf den
Meifter werfen. F. M.

KÖNIGSBERG i. Pr. Die Januar-Äusflel-
lung im Kunflfalon TEICHERT bringt 34 Ge-
mälde von Lovis Corinth. Zum größten Teil
Schöpfungen aus feiner leßten Zeit. Corinth ifl
ja Oflpreuße und hängt mit Liebe an feiner
Heimat. Das Hauptwerk der Ausflellung ifl ein
großes Ölgemälde: „Das Paradies“, Adam und
Eva in einer fonnigen Landfchaft. Die Behand-
lung der jugendlichen Körper des erften Men-
fchenpaares ifl von einer für Corinth ungewöhn-
lichen Zartheit, und über dem ganzen Bilde liegt
ein eigenartiger Hauch weicher Poefie. „Die Ge-
fangenen“ nennt er ein großes Figurenbild, das
einen Mann und eine Frau unbekleidet in Ketten
vor einer Wand gelagert dar (teilt. Das Bild ifl mit
der gewohnten Bravour, mit der der Künfller
dasFleifch behandelt, gemalt. Ein kleineres Bild,
„Die Umarmung“, ift durch die Art, wie die
Gegenfäße in den Fleifchfarben der Körper des
Mannes und der Frau und dann wieder die

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