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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0289

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find, verbindet höchftens noch das landfchaftliche
Motiv, im künftlerijchen Charakter herrfcht die
größte Verfchiedenheit. Neben den Impreffio-
niften in verfchiedenen Schattierungen, Dill,
Hayek, Bürgers, Felber, Romantiker wie Giulio
Beda, Symboliken wie Otto Wirfching neben
dem gemütvollen Illuftrator und auch als Maler
meift erzählenden Stockmann, und fchließlich die
Tierftücke von Vilma von Friedrich und die
figürlichen Gemälde von Emmy Walther. Für
die Ausheilung felbft ißt diefe Varietät nur ein
Gewinn, zumal die Werke faft durchwegs auf
fehr achtbarer Höhe [teilen. Am meiften inter-
effieren unter den Künftlern Hayek, Dill, Bürgers,
und daneben Herrn. Stockmann. Hayek nähert
ßch in feinen beften Landfdiaften, und dazu
möchte ich die Winterlandfchaft, den grauen
Wintertag und die alten Häufer am Hang rechnen,
immer mehr einer ruhigen Meifterlichkeit. Die
Naturausfchnitte find nicht bloße Wiedergabe
einer Impreffion, fie erfcheinen durch vertiefende
Reflexion verinnerlicht. Dill komponiert mehr
und übertreibt nicht feiten die durchaus ftim-
mungsvoll empfundenen, zarten Motive durch
gefuchte Vereinfachung; dafür entfehädigt er in
den kleineren Skizzen namentlich durch verfeiner-
ten Reiz der Farbe. Am ruhigften und vielleicht
am reifften, ohne die Bravour der beiden ge-
nannten, wirken die im Motiv unfeheinbaren,
aber defto mehr empfundenen Landfchaften
F. Bürgers. H. Stockmann ift in erfter Linie
Illuftrator und auch bei feinen Landfchaften feffelt
nicht fo fehr das farbige Arrangement als das
Thema, die idyllifche, gemütvolle Stimmung, bei
feinen an Spitjweg erinnernden Szenen aus der
guten, alten Zeit die humorvolle Auffaffung.
Dabei find einige mehr fkizzenhafte Bilder wie
dieHolzfammler, die Kartoffelernte, gerade wegen
der knappen, faft pointierten Auffaffung des
Themas äußerft reizvoll.

* »

GALERIE THANNHAUSER. Die Aufteilung
des Internationalen Künftlerbundes Mün-
chen, die im letzten Monate vorgeführt wurde, bot
nicht viel Neues. Im Gefamtdurchfchnitt zeigten
die meiften Werke mehr Befangenheit in einer
modernen Manier, als Urfprünglichkeit, ausge-
nommen die fchon früher gewürdigten Kom-
pofltionen Robert Genins. Die Kollektion von
Werken Hermann Hubers (Zürich) war ficher
intereffant; Werke des jungen Schweizer Ma-
lers waren hier noch nicht zu fehen gewefen.
Sie zeigten auch eine gewiffe Entwicklung von
den älteren, gegenftändlich mehr durchgeführten
und forgfältiger durchgearbeiteten Werken bis zu
den jüngften monumental in Farbe und Form
vereinfachten Kompofitionen. Im ganzen aber

AUSSTELLUNGEN

wirkten die Arbeiten einförmig durch die ftändige
Wiederholung einer Gefte auf älteren und jüngeren
Bildern, und die Primitivität der lebten Werke
wirkte abfichtlich. Bei der Ausftellung von Werken
Max Pechfteins, die in diefem Monat gezeigt
wird, muß, da Bilder vorgeführt werden, die an
diefer Stelle fchon anläßlich der Berliner Aus-
ftellungen ausführlich befprochen wurden, auf das
früher Gefagte verwiefen werden. Weniger pro-
grammatifch modern, altertümlicher, aber ge-
fchmackvoller find die Bilder von Willi Nowak,
die zwar der Kunft des 18. Jahrhunderts in der
Anregung fehr viel verdanken, aber in der Über-
fettung in die Moderne diefe Anregungen wirk-
fam verarbeiten. A. F.

NEW-YORK Die Berliner Photogra-
phifche Gefellfchaft, die eifrig durch gute
Ausheilungen für die neuere europäifche Graphik
wirbt, hat in ihrem Haufe in der Madifon Avenue
eine Ausftellung zeitgenöffifcher Graphik unga-
rifdier, böhmifcher und öfterreidiifcher Künftler
veranftaltet. Die Kollektion, die durch einen Effay
von Martin Birnbaum beftens eingeführt wird,
enthält u. a. Werke von Pascin, Rippl-Rönai,
Brömfe, Orlik, Preißig.Kokofchka, Laske, Schmut-
zer und Wilhelm Unger. —g—

ROM INTERNATIONALE SEZESSION. Die
römifche Zentenarausftellung hat ihre fichtbaren
Spuren hinterlaffen. Vor allem find die römifchen
Künftler einmal mit der wirklichen Moderne be-
kannt geworden und haben Bekanntfchaften ge-
fchloffen, die für die Entwicklung einzelner, noch
taftender Künftlerperfönlichkeiten, von entfehei-
dender Bedeutung werden können. Audi die
räumliche Äusgeftaltung hat, zumal unter dem
dekorativen Einfluß der Wiener, wefentlich gegen
früher gewonnen. Über die Italiener felbft läßt
fleh nur fagen, daß die Leute ungeheuer ge-
jchickt find, in allen Sätteln gerecht, nur leider
roh und unkultiviert in der Mache, unfelbftändig
im Empfinden. Ganz originell empfundene Ar-
beiten find feiten. Da die jung-italienifche Schule
für uns noch terra incognita ift, verlohnt es fleh,
einige Namen hervorzuheben.

Camillo Innocenti, mit einer ganzen Kol-
lektion vertreten, hat fleh aus Besnard, Anglada
und Resniczek ein Gebräu von mondainer Ver-
ruchtheit zufammengemifcht, daß er aber unge-
mein effektvoll pointilliert. Ein Livornefe A.
Müller hat fleh — wie fo viele andere der
jungen Italiener — mit Haut und Haaren Ce-
zanne verfchrieben, der, wie es fcheint, auch
hier der Mann des Schickfals wird. Immerhin
wackelt feine Perfpektive nicht, nur die Palette
ift ein wenig brandig. Die „Ziehharmonika-

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