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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Bangel, Rudolf: Umgestaltungen und Neuerwerbungen in der kgl. Gemäldegalerie im Haag
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0349

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UMGESTALTUNGEN UND NEUERWERBUNGEN IN DER KGL. GALERIE IM HAAG

Äbb. 4. LUDOLF DE JONGH, Jagdgefellfchaft in den Bergen

Zwifchenfaal an der Binnenhof feite hängen die übrigen Vlamen des 15. und 16. Jahr-
hunderts, nebft den Bildern von Holbein und Jakob Seifenegger.

ln diefem Raume wurde auch das neuerworbene Diptychon Bartholomaeus
Bruyns placiert, das durch Legat des verftorbenen Exzellenz R. W. J. Baron van Pabft
van Bingerden im Haag in den Befijj des Mufeums gelangte (Abb. 3). Es ift ein merk-
würdiges Kunftwerk, nicht fo fehr wegen feiner guten Erhaltung — denn es hat, nach
den Photographien zu urteilen, die vor der Reftaurierung genommen wurden, viel ge-
litten — als vielmehr wegen des Einfluffes von Raffaels Kunft, der aus der Lucretia
auf der Außenfeite des einen Flügels offenbar wird. Bei der Figur hat Bruyn, wie
fchon Firmenich-Richarß in feinem Buche über den Künftler bemerkte1, im Anfchluß
an Raffaels Galathea zuerft das Prinzip des Kontrapoftes angewandt. Da das Dip-
tychon 1529 datiert ift, darf es als bedeutfamer Beitrag zur Kenntnis der Entwicklung
des Italianismus in Nordwefteuropa im Beginn des 16. Jahrhunderts gelten. Das Feft-
legen folcher Kunftwerke in Mufeen ift von großem Belang.

Auf dem linken der beiden Flügel, die in fpätgotifche Originalrahmen gefaßt find, ift der
Mann dargeftellt, auf dem rechten die Frau. Beide find als Halbfiguren und hinter einer
Baluftrade ftehend gegeben. Links und rechts von jeder Figur bemerkt man Doppelwappen.
Von diefen, die in dem jüngft erfchienenen „Catalogue Raisonne“ des Mauritshuis’
fakfimiliert find, ift eines das Wappen der Rolinxwerth und man nimmt deshalb fchon

1 Firmenich-Richarlj, Barth. Bruyn, Leipzig 1891.

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