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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0497

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STATTGEHABTE AUKTIONEN

Eben geben Meffrs. Chriftie nodi bekannt,
daß fie am 3. Juli die hauptfächlich aus Bar-
bizonmeiftern begehende Sammlung des ver-
dorbenen jchottifchen Großfabrikanten Ärchi-
bald Coats aus Paisley zur Verweigerung
bringen werden, die fie felber auf ca. £ 37000
eingefchätjt haben. Das Erbfchaftsgericht hat
diefen Verkauf angeordnet und dem Sohn des
Verftorbenen die befondere Erlaubnis erteilt,
fich an der Auktion zu beteiligen, außerdem fti-
puliert, daß die Einfchäßungen als refervierte
Minima anzufehen feien im Intereffe der Gefamt-
erben. Refervierte Preife haben fidi feiten in
öffentlichen Auktionen bewährt; fie lähmen die
Angebote von vornherein, und deshalb wird es
intereffant fein zu fehen, wie fich diefer Ver-
kauf geftaltet. Aus den 33 Gemälden der Coats-
fammlung feien angeführt: Corot „Le Rond
des Nymphes“, auch als „Le Soir (Souvenir de
Mortefontaine) bekannt; Daubigny „Le Soir“
aus dem Jahre 1870; Dupre „Päturages pres
de L’Oise“; Millet „La Gardienne du Trou-
peau“; Troyon „Un Sous-Bois avec des Va-
dies“ und „Boeufs ä Labour“. Nach der Coats-
kollektion werden am gleichen Tage die des
Mr. William Thornburn of Craigerne und
die des Mr. W. Mc. Arthur, Chislehurft zur
Verfteigerung gelangen, die beide vor allem
moderne Franzofen und Niederländer enthalten.
Haben diefe doch feit längerer Zeit eine ganz be-
fondere Anziehungskraft auf fchottifdie Sammler
ausgeübt und, wie man weiß, ja auch die neue
fchottifche Schule ftark beeinflußt. F.

MÜNCHEN Am 25. und 26. Juni werden in
der Galerie Helbing Briefmarken von Eu-
ropa (Ält-Deutfchland und Ausland) verfteigert.

Stattgehabte Auktionen

BERLIN Bei der Verweigerung von Kupfer-
ftichen, Holzfchnitten, Radierungen ufw. des 15.
bis 18. Jahrhunderts bei Hollftein & Puppel
am 18.—20. Mai 1914 brachte ein guter Druck
von Dürers Hieronymus in der Grotte: 12000 M.;
die Madonna von 1513 (B. 35): 240 M. Von
den übrigen Refultaten feien genannt: Nr. 73.
Nicol. Berghem, Der Dudelfackpfeifer: 110 M.;
Nr. 106. Chodowiecki, Bruftbild der Prinzeffin
Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen (E.45):
160 M.; Nr. 364. Ä. v. Oftade, Die Angler: 85 M.
Von den Rembrandtblättern brachten Nr. 656,
das Selbftbildnis mit der Schärpe um den Hals:
120 M.; Nr. 660, Die Darftellung der Befdinei-
dung (Querformat): 120 M.; Nr. 666, Die große
Kreuzabnahme: 160 M.; Nr. 680, Der Prediger

Uytenbogaert: 265 M.; eine Anzahl anderer
Blätter zwifchen 100 und 200 M. Das Schab-
kunftblatt von Pether nach der „Lohnauszah-
lung“ brachte 315 M. in einem Drude vor der
SchriW-

LONDON Verkäufe von mehr als lokaler
Bedeutung haben während der Berichtsperiode
faft gar nicht Wattgefunden, und wie an anderer
Stelle zu berichten fein wird, find für den leßten
Teil der diesjährigen Hochfaifon nur zwei oder
drei Auktionen von wirklicher Bedeutung ange-
kündigt, fo daß man von der Äuktionsfaifon
1914 als einer auffallend armen fprechen muß.
Manche der Gründe für den Rückgang der Be-
deutung Londons als internationaler Kunftmarkt
find ja an diefer Stelle immer wieder angeführt
worden. Das macht aber naturgemäß keinen
Eindruck hier, man beliebt vielmehrVogel Strauß-
politik zu treiben und allerlei andere Gründe
für den nicht wegzuleugnenden Umftand ins
Feld zu führen, die ja auch ßcher das ihre zu
der momentanen Stagnation beitragen — der
ganze Kunftmarkt, nicht bloß die Äuktions-
räume find davon infiziert —, fo die von dem
beftgehaßten Schatjkanzler Lloyd George etwas
ftramm angezogene Steuerfchraube, die die Rei-
chen vor allem trifft, was fich fehr charakterifti-
fcherweife nicht etwa im Sinken oW höchft
törichter Luxusausgaben, fondern im fofortigen
Einfchränken aller Aufwendung für die Kunft
bemerkbar macht und unferer „Kultur“ ein wahr-
haft beredtes Zeugnis ausftellt. Aber diefe ins
Feld geführten Gründe allein können die fo
auffallende Erfcheinung nicht erklären, darüber
follten fich die Beteiligten denn doch keiner Täu-
fchung hingeben. Erhöhte Steuern z. B. müffen
auch außerhalb der britifchen Infein getragen
werden.

Von den wenigen Auktionen vom Ende Mai
und der erften Hälfte des Juni, auf die es fich
überhaupt lohnt ganz kurz einzugehen, feien
hier wenigftens ein paar Refultate verzeichnet:

Meffrs. Sotheby am 26. Mai: Ein vollftän-
diges Exemplar der „Pickwick Papers“ von
Dickens, eine Kurioßtät für englifche Bibliophilen,
.£495 (Robfon); „English Dance of Death“ von
W. Combe mit kolorierten Tafeln von Row-
landfon, £ 50 (Maggs); eine Serie Tafeln mit
Ornamenten ufw. von Berain und anderen (ca.
1674), £ 45; G. P. Cauvets „Recueil d'Orna-
ments“, Paris, 1777, .£47; Francois de Cuvillies
„Architecture“ mit 249 Stichen, einfchließlich der
„Morecaux deCaprice“ (ca. 1770),_£120(Batsford).

Meffrs. Chriftie am 4. Juni: Ein Paar deut-
fdie Porzellanbüften, ein Mädchen und ein
Knabe, 10 inches hoch, £ 451’/j (Speelman

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