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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 20/21
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0663

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LITERATUR

Angabe vermißt, daß fie dem Frankfurter Goethe-
Mufeum gehört), der Stich aus den Memoiren
des Satan, auf den im Goethekalender für 1911
zuerft wieder aufmerkfam gemacht wurde und
der hier durch die Vorliebe des Enkels Wolf-
gang legitimiert wird, endlich das ganze An-
thingfche Stammbuchblatt. Ferner konnten das
Darmftädter Knabenbildnis, das Schulte-Strathaus
noch nach der Frankfurter Kopie abbilden mußte,
und das dem Goethehaufe zu Weimar wieder-
gewonnene Dawefche Bildnis nach den Originalen
wiedergegeben, und von den Schwerdtgeburth-
fchen Arbeiten andere Zuftände als die üblichen
abgebildet werden. Sehr gut war auch die
Idee, das Bildchen der Frankfurter Manfarde
einzufchieben, obwohl es kein eigentliches Selbft-
bildnis ift, und von den Bildniffen der Gräfin
Julie Egloffftein nicht das Exemplar zu geben,
das Schulte-Strathaus abbildet. Hier muß aller-
dings ein Irrtum im Text vorgekommen fein,
da das Exemplar Schaeffers nicht das des Wei-
marer Goethehaufes fein kann. Es muß pch da
wohl um die Hildesheimer Replik handeln, die
dann allerdings dem Weimarifchen Bilde fehr
beträchtlich überlegen wäre. Neben diefen Än-
derungen behält dann das Buch die beften und
bezeichnendften der zeitgenöffifchen Goethebild-
niffe bei, und nur die Weißerfche Gefichtsmaske
von 1808 habe ich fchmerzlich vermißt. Ich meine,
fie follte auch neben der Büfte Weißers ihren
Plaß behalten, die ihr doch nicht Zug um Zug
entfpricht. Der Text zu den Bildern vereinigt
mit vielem Gefchidc die wichtigften Zeugniffe
zur Beurteilung und zur Entftehungsgefchichte
der Bildniffe. Auch hier wurde den Vorarbeiten
gegenüber felbftändig verfahren, ohne daß We-
sentliches zu vermiffen wäre, abgefehen von den
abfdiäßigen Bemerkungen Lavaters über das
Bagerfche Bildnis, die ich lieber an Stelle der
Lavaterfchen Verfe lefen würde. Dafür ßnd
aber auch allerlei feine Bemerkungen dankbar
zu verzeichnen, darunter der Hinweis, daß der
Pegafus auf der Rüdefeite der Schadowfchen
Plakette, von dem bisher nur gemeldet wurde,
daß er wohl auf Goethes Anregung Plaß fand,
vermutlich von der Cellinifchen Medaille auf
Pietro Bembo herkomme. Hier fpürt man den
feinen Kenner florentinifcher Bildniskunft.

Auch in der Zufammenftellung der fchriftlichen
Zeugniffe über Goethes Erfdieinung bewährt
Sdiaeffer eine glückliche Hand. Aus dem wider-
fpruchsvollen Chore des Berichtenden find die
führenden Stimmen glücklich ausgelefen. Dabei
konnte mit dem Briefe Kuglers an Drogfen von
1827, nach einem Manufkript der Sammlung
Kippenberg mitgeteilt, eine neue beachtenswerte
Äußerung hinzugefügt werden, wie denn auch

fonft der Beftand um einige Mitteilungen ver-
mehrt wurde. In einigen Kleinigkeiten wird
vielleicht der eine oder der andere Wünfche
äußern. Ich felbft hätte z. B. gern auf die
irrelevanten Äußerungen des preußifchen Artil-
lerieoffiziers (Schmidt) und Th. v. Kobbes ver-
zichtet, und dafür lieber die Notizen von G.
Geßner (22. Oktober 1797), von Dorow (5. Ok-
tober 1811), allenfalls auch noch die kurzen Be-
merkungen von Malsburg (Juli ? 1824) und R.
W. Swifte (April 1826) gelefen, von denen die
leßte von Goethes „römifchem Typus“ fpricht.
Das find indeffen wefentlich Gefchmacksfachen.
Bedenklicher ift es, daß bei dem Bericht des
Jugendfreundes Hüsgen über das Wiederfehen
am 11. Auguft 1797 nur der erfteTeil abgedruckt
wird, in dem die Schilderung Goethes nicht ge-
rade erfreulich ausfällt, dagegen der folgende
Saß geftrichen ift, der von dem Gegenbefuch
Hüsgens am 12. Auguft berichtet, daß Goethe
„redfprächiger und gefühlvoller“ war.

Diefe Sammlung befchränkt fich übrigens be-
rechtigterweife nicht ftreng auf das Thema „Kopf
und Geftalt“, fondern fie bringt auch die wich-
tigften Zeugniffe für die Wirkung des Goethifdien
Wefens und Auftretens bei. So ift denn das
Buch wie wenige geeignet, zum Menfchen Goethe
hinzuführen, und man follte meinen, daß es das
feinige beitragen wird, auch die geringe Be-
kanntfehaft der „Gebildeten“ mit Goethes Werken
zu bekämpfen, über die das hübfehe Vorwort
mit Recht klagt. H. Fr.

Der Golßverlag in München hat es unter-
nommen, den Künftlern Gelegenheit zur Geftal-
tung ihrer Erlebniffe und Eindrücke in diefen
Wochen zu geben. Er läßt, in Mappen zu zwölf
Blatt „Die Kriegsbilderbogen Münchener
Künftler“ erfcheinen, in Form von Original-
lithographien, die von den Künftlern felbft mit
der Hand koloriert werden. Die erfte Mappe,
deren erfte beide Blätter bereits erfchicnen find,
enthält u. a. Arbeiten von Scharff, Seewald, Feld-
bauer, Stein, Teutfch, Nowak, Beeh, Unold und
Schülein. Die Auflage beträgt 1000 Stück, Sig-
niert und numeriert. Die erften 50 Blätter werden
auf Japan in der Handpreffe abgezogen und
koften 5 M. das Blatt, die übrigen Blätter auf
Lichtdruckkarton koften 1 M. das Blatt. Die
Subfkription gilt ftets für eine Mappe zu zwölf
Blättern.

Der Verlag des Graphifchen Kabinetts (J. B.
Neumann) in Berlin-Charlottenburg gibt eine
Folge von Bildniffen deutfeher Heerführer und
Fürften in Originallithographie von Friedrich
Fei gl heraus. Befonders gut gelungen find die

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