Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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Heft 1
DOI Artikel:Sydow, Eckart von: Erich Heckel als Graphiker, 1, Wesen
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Et). Däublers einmal gebrauchte (Hendung vom Asketischen der „Brücke"-Gruppe be-
tätigt [ich in verschiedener Richtung bei den verschiedenen Künstlern. Man möchte
Sagen, daß ihr 3iel fich fo unterscheide, daß bei Schmidt-Rottluff die Konzentration des
Gefühls, bei Kirchner die Extenfivität des (Hillens und bei Geckei die Intenfivierung des
Intellektes fich durchgefe^t habe — eines Intellektes, dem fiel) zartes Gefühl fchwefter-
lich anfehmiegt.
Man möchte ihn auch den Geimatlichften feines Kreifes nennen. Die Einflüffe der
Primitiven find gewiß nicht abzuleugnen. Aber fie haben ihm keinen Solchen Eindruck
hinterlaffen wie bei den Arbeiten der Genoffen der frühen ßeit. Irgend etwas Schwingt
im Elaftifchen feiner Linien noch mit, das in unferer Gewohnheit von ehedem fich
irgendwie beftätigt findet: Stärkere Gradition mifcht fich fo feinem (Hefen bei. Hnd fo
find uns feine Seen und Länder keine fremden Landfchaftlichkeiten, in denen wir ver-
geblich nach unferer Natur Spürten. Hnd feine Menfchen find (Hefen unferes Geblütes.
Landfchaften und Einzelmenfchen find die Ghemata feiner beften Arbeiten, Stilleben
und Handlungen liegen ihm weniger.
Landfchaften! Nicht fo unterirdifch vollwuchtig flutend wie bei Schmidt-Rottluff
oder fo groß wie bei Kirchner. Dafür aber befreit von körperlicher Schwere, Schwebend
über der (Hirklichkeit, als blicke man durch Spiegelglas, das fie transfubftanziiere, auf
den Boden und in die (Holken und zur glänzenden Fläche des Sees und des Meeres.
Das find feine eigentümlichsten (Hirkungen, wenn man feine (Heit erlebt, als blicke
Erich Geckei.
Rom. Cufcßzeichnung. 1909.
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