Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Dammann, Walter Heinrich: Landolin Ohmacht in Hamburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

AntonHickel. Marianne Goßler, geb. Schramm.
Öigemäide. Hamburger Eigenbept^.

gäbe zu ftark verblaßtes Photogramm geftattete die genaue (üiederherftellung der Nafen-
fpi^e. Sonft i[t das Stück ganz unbefcßädigt.
Beide Damen erfcheinen in der hochgegürteten Eracht der geit um 1795, die an fich
fchon klaffiziftifch wirkt. Eti[abetßs weitige Scheitelfrifur mit dem perlenbefe^ten
metallenen Kopfreif, vor allem der das Hinterhaupt verhüllende Schleier, der vorn
gerade herunterfaltend fet)r gefchickt die beiden Geftalten voneinander trennt und des
weiteren zur gefälligen Umkleidung des unteren Büftenrandes benutzt ift, verftärken den
antikifchen Eindruck. Da eine der beiden Damen verheiratet war, die andere nicht, ift
es — zumal aus der Denkweife der geit heraus — felbftverftändlich, daß der mit Hervor-
hebung behandelte Schleiergebrauch die Nupta, die Verheiratete, kennzeichnet. Beide
fehen nach rechts, Elifabeth mit leichtem Aufblick, wodurch ein Anflug von Sehnfucht
und Entrücktheit in das (Berk hineinkommt. Geficht und Körper find mit dem Eindruck
des Rundgebildes und mit dem deutlichen Gefühl des weichen, feften, jugendfrifchen
Körpers gegeben. Der (Imftand, daß dem Künftler auch bei der vorderen Geftalt das
reine Profil vorfdßwebte, obwohl er fie leicht aus der Fläche herausdrehte, hat dazu
geführt, daß der Abftand zwifcßen Oßr und Nafe übertrieben lang erfcßeint, und daß
die rechte Bruft auffällig weit nach der rechten Körperfeite verfchoben ift. Der letzt-
erwähnte gug verftärkt bei uns die Erinnerung an griecl)ifche Bildwerke. Der Kleider-
fchnitt ift tief und rund; bei Elifabeth fdüicht, bei der Jüngeren, die eine aus länglichen
Bommeln gereihte Halskette trägt, mit doppelter Perlenfolge befet^t. Von den vier
Armen ift nur Elifabeths rechter, bis zur Oberarmmitte, zu fehen; der glatte, etwas ge-
waltfame Abfchnitt wird durch ein breites, beiderfeits von einer Perlenreihe eingefaßtes
Band erträglich gemacht. Das Kleidergefält ift zierlich und gefchmackvo.l, bietet aber
außer der kleinen, tütenförmigen Aufrollung vor der Bruft der Älteren der Betrachtung
nichts befonderes. — Mariannens Geficht und Körper treten durch die platte, faft in
den Grund verlaufende Behandlung fet)r zurück. Ihre Frifur ift geittracht: dünne göpfe
find guer über den Kopf gelegt, zweimal — in der gleichen Lage wie der Metalireif

23
 
Annotationen