Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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Heft 2
DOI article:Hübner, Friedrich Markus: Lodewijk Schelfhout
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Lodewijk Schelfhout. Chnftuskopf. Kohlezeichnung. 1913.
heiligenhafter Luft umwittert find, rut)te der Anlage nach) in dem proteftantifct) er-
zogenen Künftler zweifellos vorgebildet, hat aber von dem Befuche Avignons den ent-
fcheidenden Anftoß empfangen, um fiel) völlig zu entfalten. So tritt das Kathedralen-
thema bald in innige Vereinigung mit dem Cßriftustßema, das feinerfeits und rein
formgefcßicßtlict) betrachtet, feinen Ausgangspunkt in ßöcßft nüchternen Anatomieftudien
Schelfhouts befißt. Der nackte Manneskörper, den Schelfhout 1911 mit dem Knochen-
bau und dem Muskelbelag eines Preisringers gemalt hatte, magert ab, benervt fict) und
geht allgemach in die Abgezehrtheit des „Märtyrers" über (Radierung 1915). Die
Märtgrergeftalt, die vermiedene Namen erhält, aber im Grunde doch allerwege den
ans Kreuz gehefteten „Chriftus" bedeutet, wächft auf dem Blatte „Die Kathedralen"
(1916) mit dem Chema der Gottespfalzburg zu einem einzigen Bild zufammen, ift
jedoch damit noch nicht an das Ende der eigenen Vollkommenheitsmöglichkeiten ge-
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