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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 3
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Graf, Oskar Maria: Maria Uhden
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0095

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Maria Ußden. Reiter. Öigemäide. 1917.

lieh und wahr. Ihr Grundgefühl ftrömte hinaus und weg aus dem Scheinbaren ^Über-
ßuß" unferes mechanifch-verkommenen Lebens und wußte tief zu innerft um die
einfache Überfülle des Naturhaften und Notwendigen.
(Her Maria Ut)den kannte, wußte dies. Sie hat fiel) ihr ganzes Leben hindurch ein
folches paradießfd)es Urwalddafein erträumt und trug das Bild ihres Sehnens unver-
gleichlich inbrünstig in ihrer reinen Seele. Das offene (Handeln inmitten der großen
Klarheit verfunkener Pflanzen und das ftumme Kliffen um die letzte Verbundenheit von
Menfch und hingebendem Gier leuchtete ihr als lebendiges Lebensziel vor Augen.
Darum vielleicht glühen und prangen diefe lebten Bilder faft ohnegleichen. Es ift
ein Singen in ihnen, das nur von einem Solchen Menfchen kommen konnte. —
Noch einer hat das Antlitz des Urwaldes geftaltet, tiefer noch, magifcher und ganz
ins myftifche Dunkel gereckt: Ffenri Rouffeau.
Aber ihm erftrahlt es als robinfon-primitives, unfaßlich fremdes (Uundertraumbiid.
Rouffeau ift der Magier, feine Farben find fchwer von dunkler Fremde, Baum und
ineinanderßießendes Blatt find geheimnisvoll gefaltet, ungeheuer pflanzlich lebendig und
zutiefft verfchwiegen.
Maria Uhdens Urwald aber ift munterfte Offenheit, ift greifbar wirklich wie ein auf
einmal gelöftes und erklärtes Geheimnis. Ihr ift diefe (Uelt einzig mögliche Faßlichkeit,
3iel und Infel des Erretteten.

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