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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 4
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Wolfradt, Willi: George Grosz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0129

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Den ftreikenden Ärzten von Stuttgart, Erfurt und Leipzig gewidmet.
Aus der Mappe „Gott mit uns". Der Malik-Vertag, Beriin.
aueß fofort, daß nicßt viel 5umor bei der Sacße ift, daß ßier gedroßt wird und nicßt
gefeßerzt. Es ift keine Lüfternßeit, keine Spekulation auf irgendein Scßmunzeln in
diefen Dingen, weder in den antimiütariftifeßen noeß in den gegen fexuelle Barbarei ge-
rießteten Blättern; und kein Vorwurf könnte dümmer fein gegen Grosz als der der
Pornograpßie. Der Pornograpß will eine grunzende Beßaglicßkeit ßerauskit$eln, Grosz
will uns dureß die Fratze des Gewößnlicßen zum Erbleicßen bringen und fteigett, was
er darftellt, immer in eine reeßt unbeßaglicße Spßäre des Vifionären, Albdruckßaften
ßinein. Nicßt der Spiegel, das Leben ift Ke^er, Demagoge, Pornograpß; und daßer
George Grosz allenfalls ein Pornograpß der nackten (üaßrßeit. Es ift unfere Sacße,
bei diefer Lebensauffaffung nicßt fteßenzubleiben, uns zu erinnern, daß die (üaßrßeit
plaftifcß gebildet und nur im ümfeßreiten reeßt erkennbar ift, daß jede Geftaltung ein-
feitig und daßer fragmentarifcß ift, die rofarote fowoßl wie die infernatifeße. Das ift
unfere Sacße. Das Reeßt zur peinlicßen, unweifen, teuflifeßen Einfeitigkeit ßat, wer
die Kraft, die Pßantafie, das Etßos ßat, diefe feßlagend zu geftalten. (üas wir nur
faßen, lcßrt ein Grosz uns erkennen, er rüttelt uns aus ftumpfer Vergeßiicßkeit auf,
und das ift feine Sacße. Mögen wir dann weiter und tiefer geßen im Erkennen.
Da ift kein feießtes Spötteln: es geßt um F)ölle und Lod. Der grinft in aller Konkret-
ßeit aus den Ecken und Vifagen, bringt fieß dureß Leicßenwagen, Erßängte, Skelette

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