Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0168
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Heft 5
DOI Artikel:Wedderkop, Hermann von: Marie Laurencin
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Marie Laurencin. Frau und Kind. Ölgemälde. 1920.
Paris, Galerie Rofenberg.
Aber alles wird korrigiert durcß ein weibliches Temperament, das nicht einen Augen-
blick der durch die Gefcßicßte geläufigen Verfucßung verfällt, männifch zu fein, eventuell
alles über den Raufen wirft, einer Laune zuliebe, einer zufälligen Einteilung, die ge-
fällt, die behandelt wird wie ein petit Cßeri. Franzöfifche Frauen mag man mit Grün-
den und dann mit Befchimpfungen belegen, man wird nicht erreichen, was die deutfehe
Frau einem abfießt, bevor es geäußert wird.
Derartiges Verweilen an kleinen Punkten wird in das allgemeine große Gefcßeßen
eingereiht, weil es künftlcrifcß relevant ift. Deshalb fallen die kleinen Momente, bei
denen oft, roß gefproeßen, Eigenfinn oder irgendein Grammgefüßlcßen fprießt, nicht
erinnerungslos unter den Tifcß. Diefes (Dertlegen auf defpotifcß-weiblicßes ift an fieß
fo wenig wünfeßenswert wie möglich, denn es foll ja nichts Fjartes, Gefcßloffen-ab-
weßrendes entfteßen, fondern ein Zugängliches, das fieß beugt und kein Objekt für die
Mittel einer Kritik ift, die dem männlichen (Flerke gegenüber operiert, das die Kritik be-
fiegt, wie eine Frau mit ißren Mitteln Gründe erftickt. Künftlerifcß-unkünftlerifcß: Diefe
Mittel find da, fie überzeugen nur dann nicht, wenn das Objekt nießt will oder gefcßwäcßt ift.
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