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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 5
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0185

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Ausweitungen

ftück zu der Abteiiurig „Fj'ftorifches Spielzeug"
und wird ihrerfeits gut ergänzt durch eine große
Menge Bilderbogen aus den zwanziger bis fieb-
ziger Jahren des 19. Jahrhunderts.
gwei Monate lang [oll die Ausheilung wenig-
[tens dauern, zu kurz vielleicht, um die Schön-
heiten, die [ie bietet, in Ruhe ausko[ten zu können.
Sie i[t als „er[ter Aufbau" gedacht, eine Fort-
fetzung [oll folgen. Im zweiten Aufbau werden
befonders von Kindern gefertigte Bafteleien ge-
zeigt werden. Dabei wird Gelegenheit gegeben
fein, die Abteilung Spielzeug weiter auszuge-
ftalten. St.
Mutter und Kind in der Graphik der
letzten Jat)rzet)nte
ln Chemnitz gab dies Uhema Anlaß zu einer
Ausftellung, oderbeffer: der Kinderhilfstag führte
zu dem Uhema und dies erfchien mit Recht als
ein höchft wert- und reizvolles Ausftellungs-
motiv. Da fprachen Blätter von (Gilhelm Stein-
haufen und Hans Uhoma von deutfcher Mütter-
lichkeit, (Gelti war mit ein paar anmutigen Proben
vertreten, Max Liebermann wurde gezeigt als
Darfteller der bewegten Erfcheinung, jenfeits allen
Sentiments, Lovis Corinth war mit ein paar h'n-
gefpielten Genrebildern vertreten, die viel leichter
wirkten als feine Gemälde, Graf Leopold v.Kalck-
reuth fprach durch einige Milieudarftellungen (auf
dem Felde, in der Krankenftube) und in Käthe
Koliwiß' machtvollen fozialen Geftaltungen zeigte
[ich der Durchbruch einer neuen, unferer geit
gemäßen Erfaffung der Mütterlichkeit, die jen-
feits aller Idgllik auf Kampf geftellt ift, auf
Verteidigung mit dem Mute der Verzweiflung
und auf Anklage. Die mit Recht etwas fpär-
licher vertretenen Ausländer, vor allem Felicien
Rops, zeigten, daß der Deutfcße noch immer die
ftärkften Geftaltungen gerade des Mutterthemas
gibt, trotz der gerfplitterung des ftoffiichen In-
tereffes nach der Seite der Idillgk, des Herois-
mus und der reinen Form. Die jüngfte Kunft
war wieder reicher vertreten und bot bei aller
Verfchiedenheit der (Temperamente ein ziemlich
einheitliches Bild: des Ringens um die Gefte
des mütterlichen Sichneigens, Umfaffens, Feft-
haltens, Sichhingebens oder Erkennens. Max
Pechftein füllt feine Geftalten mit Blut, Lehm-
bruck mit gotifch-fteiler Sefmfucht, Ernft Barlach
mit körperbefchwerter Erdkraft, Schmidt-Rottluff
mit finnentrunkener Freudigkeit am Lebendigen.
Georg Gelbke fteigert und vergeiftigt das Mutter-
thema bis zum Vifionären und weitet das Einzel-
erlebnis der Mutterfchaft zum Erlebnis des Ge-
fchlechts. gwifchen dem Grotesken und dem
Ergreifenden fchweben für das Gefühl der nicht

Eingeweihten ein paar Arbeiten von Fritz Maskos
und Felixmüller. gwei Chemnitzer Künftlerinnen,
Martha Schräg, die Kollwi^-Schülerin, und Rofe
Friedrich, in der etwas von van Gogh lebendig
ift, dürfen als felbftändige und ftarke Maler-
naturen nicht unerwähnt bleiben. Die Arbeiten
aus den allerletzten Jahren zerfallen deutlich in
zwei Gruppen: rationaliftifch gefchaute Ideen-
bilder und mgftifd) gefchaute Erlebnisbilder.
Beidemal ift vom Einzelwefen ftark abftrahiert
und die Mutteridee oder die Mütterlichkeit dar-
geftellt, nicht aber eine-beftimmte Mutter mit
all ihrem Reichtum des Perfönlichen. Das Mittel-
alter malte die (Geihe der Mutterfchaft, die Ro-
mantik ihre Freuden, die Gegenwart geftaltet
ihre Not und ihre Größe. Die künftlerifche
(Giedergabe des Muttergedankens ift ein Grad-
meffer für die Erlebnistiefe einer jeden geit. In-
fofern fchon, aber auch der forgfältigen Bilder-
wahl wegen war die Chemnitzer Ausftellung der
„Kunfthütte" und der Kunfthandlung Gerften-
berger ein höchft verdienftliches Unternehmen.
Fi [eher.
Gobelin-Ausftellung in London
Am 12. Februar wurde' die Franko-Britifche
Gobelinausftellung im Viktoria- und Albert-
Mufeum eröffnet. Die wertvollften Stücke find
die, welche die franzöfifche Regierung gefandt
hat. Unter ihnen find von befonderem Intereffe
die Serie der wunderbaren Reimfer Gobelins des
16. Jahrhunderts und die Serie der Manufaktur
von Beauvais aus dem 18. Jahrhundert. Unter
den älteren merken ragen hervor eine kleine
(Uildfchweinjagd vom Anfang des 15. Jahrhun-
derts und einige flämifche Stücke. Aus dem Befitz
des Königs von England ftammt ein flämifcher
Ceppich vom Anfang des 16. Jahrhunderts „Her-
kules im Neffusgewand". (Uichtig für die Be-
urteilung der Gobelinmanufakturen in der Ro-
kokoperiode find die erft kürzlich entdeckten
Möbeltapifferien, welche der Herzog von Rut-
land hergeliehen hat- Es ift bemerkenswert, daß
die Arbeiten des 18. Jahrhunderts im ganzen an
dekorativer QGirkung nicht hinter den älteren
Sachen zurückftehen. CG.
Berfin
Das Kunft heim K. & E. Cwardg, Pots-
damer Straße 12, das [ich fonft für die abftrakte
Kunft einfeßt, zeigt bis Mitte März eine fehr
beachtenswerte Ausftellung alter tibetifcher Uem-
pelmalereien.
Die 26 Seidenmalereien umfaffende Sammlung,
die vor ca. 15 Jahren in Peking erworben wurde,
ift von hohem künftlerifchen (Gert. Das ältefte
Bild, eine in Kompofition und Farbe hervor-

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