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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 6
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0216

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Aushebungen

Etberfe!d
EineGudin-Ausftellung, wie [ie in dem Um-
fang wob! noch nicht bisher in Deutfcßland ge-
zeigt wurde, veranftaltete die Gaierie Weftfeld
(Elberfeld, Wall). Es find Biider meift kieineren
Formats aus dem Nachlaß, zum größten Teil in
den Jahren 1825 — 35 entftanden, alfo vor dem
Jahre, das Theodore Gudin den großen Auftrag
Louis Phiiipps brachte, die franzöfifche Fiotte in
einer Reiße von Gemäiden zu verherrlichen, deren
3ah! dann auf ungefähr neunzig anfd)woll (heute
zum größten Teil im Verfailler Mufeum). Auch
die in Berlin, Dresden und Leipzig hängenden
Marinen Gudins find fpäteren Datums. Die Elber-
felder Kollektion trägt durchweg den Charakter
von ausgezeichnetem, die unmittelbare Stimmung
des Erlebniffes wiedergebendem Studienmaterial.
Einige Biider tragen auf der Rückfeite inter-
effante Notizen des Künftlers über Tag und
Stunde der Örtlichkeit der Entfteßung. In etwas
größerem Format fießt man den erften Entwurf
des in Bordeaux hängenden „Rettung der Paffa-
giere des Columbus", in Farbe und Faffung den
Romantiker verratend. Intereffant ift die kolo-
riftifcße Entwicklung, die von vorhergehendem
Braun derFelfen und blaugrüner Meeresfärbung
gegen Ende der zwanziger Jahre in ein prächtig
ftimmungsvolies, fiibrigesGrau übergeht, um dann
wieder lebhafter zu werden. Einzelne Stücke
verraten den Einfluß Conftabies. Bemerkens-
wert find neben den Seeftticken die wenigen
Landfcßaftsbilder. C. R. Scß.
Jena
Der Kun ft verein Jena ßatfieß in den Jahren
1912—14 einen klangvollen Namen gemacht, als
man es mit Botßo Gräfs Beratung für Pflicht
hielt, fiel) den Wegbereitern des Expreffionismus
nießt zu verfcßüeßen. Damals feßon waren die
Künftier der „Brücke", der Neuen Künftlerver-
einigungMünchen, des „BlauenReiters" in Einzei-
kollektionen und Verbänden zu feßen.
ln den Jahren 1916—20 wurden diefe Tra-
ditionen erfolgreich fortgefeßt. Campendonk,
Albert-Blocß, Klee wurden mehrmals gezeigt.
Gleicßmann zum erftenmal ausgeftellt, ferner
Chagall, Stuckenberg, Molzaßn und andere Künft-
ier des „Sturm", daneben die ältere Generation
wie Kircßner, Ffeckel, Erbslöß u. v. a.
Mit Beginn diefes Jahres hat der frühere Vor-
ftand die Gefcßäfte des Kunftvereins wieder
übernommen und im Januar Erich Kuitßan, im
Februar Alexander Kanoidt gezeigt. Jeßt wird
mitgeteilt, daß man beabfießtige die Räume des
Vereins für einen großen Teil des Jahres an
einen ßiefigen Buchhändler zu Ausftellungszwecken

zu vermieten. Ein trauriger Verzicht, der in den
jeßt zweifellos befteßenden Schwierigkeiten nur
feßr zum Teil feine Rechtfertigung findet, zumal
jeßt, wo es für einen Verein mit fo ehrenvoller
Vergangenheit doppelt Pflicht wäre, fid) für die
jungen Künftier einzufeßen, denen der Weg in
die Öffentlichkeit durch den Streik der Kunft-
ßändler heute noch meßr erfeßwert ift.
Von den beiden Ausheilungen, die in diefem
Jahr bisßerveranftaltetwurden, war die Alexander
Kanoldts zweifellos von weitgehendem Intereffe.
Neben den dunkeltonigen Straßenbildern aus den
beinahe ßiftorifeßen feiten der Neuen Künftler-
vereinigung München waren Stilleben aus den
leßten Jahren zu feßen, die ein ftärkeresFjeraus-
arbeiten der Lokaifarben erkennen laffen. Die
Landfcßaften diefer 3eit ßnd lockerer in Form
und Farbe und zeigen den Künftier auf neuen
Wegen. Indem großen fjauptbild der Kollektion
gibt Kanoidt in der ißm eigenen Vereinfachung
der kubifeßen Maffen der Fjäuferblöcke und der
rundlichen Fjüge! in panoramatifeßer Breite die
Anficht von San Gimignano, der „Stadt der
feßönen Türme". In diefem Bilde, das in feiner
Farbftellung an die klaffiziftifcße Landfcßaft des
vorigen Jahrhunderts erinnert, lebt etwas vom
Geifte des Trecento, gefeßen durch das Auge
des modernen Menfcßen, ein ßug, der Kanoidt
zumVoraßner der Ideen macht, die heute das
junge Italien bewegen. Dexel.
New York
In Gegenwart zahlreicher amerikanifeßer und
feßweizerifeßer Perfönlicßkeiten wurde kürzlich
die für Amerika vorbereitete Schweizer Kunft-
ausftellung, über die an diefer Stelle früher feßon
berichtet wurde, eröffnet. Die Veranftaltung findet
bei Publikum und Preffe außerordentlich günftige
Aufnahme.
Paris
Wie der „Temps" kürzlich meldete, ift Monets
frühes impreffioniftifcßesBild „Frauen im Garten"
für 200000 Francs für den Louvre erworben
worden. Es handelt fieß um jenes Stück, das
feinerzeit im Salon zurückgewiefen — dem all-
gemeinen Gelächter von Künftiern und Publikum
anßeimgefallen war — da es damals den erften
konfequenten Verfucß reiner Freilichtmalerei be-
zeießnete. - Übrigens hat kürzlich die Galerie
Bcrnßeim-Jeune zu Ehren des nunmehr acht-
zigjährigen Meifters eine Monet-Ausftellung
veranftaltet, die FJauptftücke des reichen Schaf-
fens diefes Impreffioniften vereinigt, darunter
aueß die vielbewunderten Seerofenbilder, von
denen Monet einige dem Staat gefeßenkt hat. —

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