Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0329
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Heft 10
DOI article:Beil, Ludwig: Otto Gleichmann
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aus Ekftafe und radikalem Neuformerwillen, die zweite der zumeift dufteren und peffi-
miftifd)en Erkenntnis und die dritte der vitai-dumpfen, doch brennend tierhaft fid) in
die Seele von Dingen, Menfchen und Eieren drängenden (Uerkhaftigkeit. Ict) will l)ier
nid)t ängftlid) rubrizieren oder gar banaufige Kunft!)iftorie treiben, fondern lediglid)
das zeitliche Entftehen und Aufblühen der drei geiftig erftmaligen Formungen zu er-
kennen fud)en, um zu einem Vertreter der dritten l)ier genannten Entwicklungsftufen
zu gelangen.
Und zwar ift Otto Gleid)mann ein ganz befonders finnfälliger Cyp le^tgenannter
Artung. Er vermag das 3erftörerifd)e und Aufbauende der Ausdruckskunft gleid) ge-
mäß einer nad) beiden Seiten neigenden Innerlichkeit und Erkenntnis zu befruchten. Ihn
trägt ein unerhörtes Muffen, eine durch keinerlei fade Kunftlogik oder andere Bewußt-
heit gemäßigte Sachlichkeit des Blicks, der in feiner Unbeeinflußbarkeit etwas Fferoifches
hat. Die Dinge ftarrten ihn an und fchrien und er hat den Schrei der Dinge gefehen,
als Kind zuerft. Das Gymnaßum fchüttete dann was das Kind gebar, wieder zu, die
Otto Glcichmann.
Kopf. Ölbild. 1920.
Bef.: Fjerr Aff. Kautt), Braunfd)weig.
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