Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0419
DOI Heft:
Heft 13/14
DOI Artikel:Schapire, Rosa: Die Neuordnung des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe
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Abb. 6. Rokokoraum. Lütticher Schrank und Ubrkaften; Kommode von G. Landrin 1735; Fayence-
ofen aus Stockelsdorf 1775. Dtuchblick in die deutfebe Fayencefammlung aus dem 18. Jahrhundert.
modellierte Studcdecken mit eingelaffenen Deckengemälden (um 1700), mit den dazu-
gehörigen Fenfterwänden aus der ehemaligen Boftelmannfdjen Brauerei in Hamburg
ftammend, beherrfdjen die Räume mit Porzellan aus Mittel- und Süddeutfctßand.
Kommoden mit Spiegelauffä^en, Bildniffe und Kupferftidje an den (Händen heben
den mufeumsartigen Charakter der Räume auf. — Diefer Gruppe von fedjs Räumen
fchüeßt fid) ein Zimmer aus dem Jcnifd)fd)en 5aus in Hamburg an mit Getäfel, das
vermutlich Parifer Arbeit um 1775 ift. Die gefchni^ten Geile des ungemein zierlichen
Rankenwerkes, ehemals reich vergoldet und verfilbert, haben troß des ftörenden Öl-
anftridjes aus dem 19. Jahrhundert ihren feftlid) heiteren Charakter gewahrt. Unter einem
Glasfturz fteljt eine herrliche Silberterrine, eine bezeidjnete Arbeit von Robert Jaques Augufte.
Der Empireraum wird von leuchtendem „Kaifergelb" beherrfcht. — Von der Bieder-
meierzeit geben das Speckter-Zimmer, aus dem abgebrochenen Abendrothfdjen Fjaus in
FJamburg und das Milde-Zimmer aus dem Nöltingfdjen l^aus zu Lübeck eine ungewöhn-
lich wirkfame Vorftellung. Beide Räume find noch von Brinckmann erworben und
aufgeftellt worden.
Die Aufgabe, die Kunftgewerbemufeen heute zu löfen haben, faßt Sauerlandt in
feinem kurzen Führer dahin zufammen, daß fid) Mufeen nicht mehr vorzugsweife an
Kunftgewerbetreibende oder an Gelehrte wenden, fondern „an jeden einzelnen in der
großen Volksgemeinfcljaft, den der (Hunfd) nach Belehrung und das Verlangen nach
künftlerifchem Formempfinden treibt."
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