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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0426

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Münfterfchwarzach find fd)on eingetroffen. Letztere
Stücke follen zufammen mit den bedeutendften
Piänen zur Refidenz und zu anderen Bauten
B. Neumanns zu einer B. Neumann-Aus-
fteüung vereint werden. Das wird zur geit,
wo fich die Frage des Erbauers fo fcharf zu-
gefpi^t bat, in Fachgelehrtenkreifen höchftes In-
tereffe finden. Auch eine kleine Ausftellung mo-
derner Künftier ift angegiiedert. Endlich jedoch
ftebt alien wirklichen Freunden der Kunft ein
Hochgenuß erften Ranges bevor. Nachdem im
vorigen Jahre zwei Kammermufikabende den
ganzen Reiz des gufammenfpieles diefer in Linien
und Farben raufcbenden Architektur mit klaffi-
fcher Mufik der geit offenbarten, hat in er-
weitertem Maße eine Art Feftfpielwoche (vom
5.—12. Juii) ftattgefunden. gwei Kammermufik-
abende, ein Vokaikonzert aiter Mufik, Siichers
deutfches Voiksiiederfpie!, alies dirigiert von Prof.
Siicßer im Kaiferfaai, die Paieftrinameffe und
Oriando di LanasOrgeimufik in der Hofkirche,
ein Gartenfeft in Veitshöd)heim, endlich
Cheateraufführungen auf dem Programm. So
wurde dem Kunftgeiehrten wie dem Kunftfreund
in cielfältigfter (Ueife Genüge geieiftet. p.
KarJsruJje
Die h'efige Gaierie hat kürzlich von Emmy
Roeder, die den Lefern diefer geitfchrift keine
Unbekannte ift (fiehe „Junge Kunft" Bd. 18), die
hervorragende Plaftik „Schwangere" mit FJiife
der Kowarzik-Stiftung erworben, die man ais
eine außerordentiichglücklicheBereicherung diefer
Sammlung anfprechen darf.
Köln
DerMufeumsverein hat kürzlich befchioffen,
der hiefigen Gemäldefammlung eine Landfcßaft
von Prof. Lütke zu verehren, die, ohne be-
fonderen künftlerifchen 6Uert, zweifellos ein
Fremdkörper in der qualitativ ausgezeichneten
modernen Galerie des (Uallraf-Richar^-Mufeums
fein würde. Prof. Schaefer legt deshalb Hlert
darauf, vor der Öffentlichkeit feftzuftellen, daß
er fiel) perfönlich mit diefer Schenkung nicht
identifch weiß und daß der Mufeumsverein
feinen Befcfduß gefaßt hat, ohne vorher die
Meinung des verantwortlichen Direktors der
Galerie einzuholen, eine Catfache, die ohne jeden
weiteren Kommentar ein feltfames Schlaglicht
auf die trüben guftände Kölner Kunftpolitik
wirft. Im Gegenteil hat Herr Prof. Schaefer
dem Vorfit$enden des genannten Vereins aus-
drücklich verfichert, daß die geplante Schenkung
im Intereffe des Mufeums nicht erwünfefd fei.
denn fie trotzdem erfolgt ift, fo bedeutet das
zweifellos eine der unglaublichften Brüskierungen,
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die fich dilettantenhaftes Banaufentum einem
bewährten Fachmann gegenüber je geftattet hat.
Bei diefer Gelegenheit foll nicht verfchwiegen
werden, daß es den Bemühungen Schaefers im
lebten Jahre gelungen ift, die moderne Galerie
durch eine ganze Reihe bedeutender Leihgaben
zu bereichern. Unter diefen befinden fich allein
drei Hauptwerke von Leibi; daneben Bilder von
Qeckel, Pechftein, Kleißgerber, Hofer und Puvis
de Chavanne. Daß neben fold)en Bildern die
kleinliche, miniaturhaft exakte Landfchaftskunft
eines Malers wie Lütke nicht beftehen kann,
follte eigentlich auch dem blutigen Laien felbft-
verftändiid) fein. b.
München
Für die Kunftfammlungen des bayerifchen
Staates ift kürzlich aus der Berliner Munch-
Ausftellung das große Bild des Mannes mit dem
Schimmel in der Landfdßaft von 1918 erworben
worden.
New York
Im Metropolitan-Mufeum ift foeben eine
vor einigen Jahren fd)on gemachte Neuerwerbung
von großer Bedeutung, die das Mufeum dem
Scharfblick feines Kurators Mr. Bryfon Burroughs
zu verdanken hat, zur Aufteilung gelangt: des
älteren Brueghels „Erntearbeiter". Diefes
großzügige und in erftaunlicßer (Heife moderne
Beftrebungen mit denen feiner geit vereinigende
Klerk, ift wohl unzweifelhaft eines der 5 Gemälde
des Meifters, die laut einem Inventar vom Jahre
1659 damals dem Erzherzog Leopold (Uilhelm,
derzeitigem Regenten der Niederlande, gehörten
und Darftellungen der Monate enthielten.
1809 ließen die Franzofen u. a. einige Brueghels
aus dem Belvedere mit nach Paris gehen, und
es ift fehr wahrfcheinlid), daß, als der Raub
fpäter nach 6Hien zurückkehrte, diefes Gemälde
Brueghels, das offenbar den Monat Auguft fchildert,
irgendwie in Paris zurückblieb und in andere
Hände geriet. Es gehörte dann der Sammlung
Jacques Doucet an, von dem es, vor deren
öffentlicher Verweigerung 1912, der verftorbene
Brüffeler Sammler P. C. Cels erwarb. Das Bild
war ftark nachgedunkelt und auch fonft übel
behandelt worden; fo hatte man, um es einem
Rahmen anzupaffen, einen Streifen angefügt
und das ganze dann mit einer dicken „braunen
Sauce" überfchmiert, um den Eingriff zu ver-
decken. Bei der erfolgreichen Reinigung kam
dann Brueghels Signatur zum Vorfchein, und fo
hat das Mufeum ein erftklaffiges Beifpiel diefes
fo feltenen Meifters für den Preis eines Bildes
aus der „Schule Brueghels" erworben. F.
 
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