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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0428

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AusfteHungen

fcßränkung auf das Effentielie i[t hier zum Er-
eignis geworden. Hier fragt man ficß wirklich:
haben dies Menfcßenßände getan?
Von Ausheilungen amerikanifcßer Künftier
fei vor adern die auch für die Kunftpoiitik Ame-
rikas feßr bedeutfame der „Junior Art Patrons"
erwähnt, die die unermüdlich tätige Mrs. A.
Sterner veranftaitet bat- Die Idee diefer neuen
Gefeüfcbaft ift, die ßeranwacßfende Generation
zur Kunftliebe und gleichzeitig auch zum Kunft-
fammeln ßeranzuzießen, und fie wendet fid),
aus praktifcben Gründen, vor allem an die Kinder
der reichen Sammler, denen fie das Verftändnis
der lebenden Künftier einpflanzen möchte. Jeder
Teilnehmer muß ficb zum Jährlichen Ankauf eines
Ulerkes im Preife von wenigftens ^ 25 ver-
pflichten. So wird die Liebe und der Eifer zum
Sammeln, und zwar nach perfönlicbem Gefchmack
(ftatt der berüchtigten „Kundgaben" fogenannter
Kunftvereinel), großgezogen und den lebenden
Künftlern ein reiches Feld eröffnet. Die Gefell-
fchaft hat fchon eine eigene Galerie erworben
und wird in ihr Ausheilungen bedeutender Künftier
vorführen. Man darf von diefer neuen Tätig-
keit der Mrs. Sterner das Befte erwarten. Natür-
lich werden diefe Ausheilungen keineswegs ad
usum delpbini zufammengeftellt werden.
Bei Kingore, der für näcßftes Jahr eine Serie
von ruffifeben Ausheilungen ankündigt, führte
G. Biddle Gemälde aus Tahiti vor, die ficb be-
mühen, Gauguin vergeffen zu machen, nicht ohne
Erfolg, denn der Künftier war offenbar inner-
lich von feiner Aufgabe durchdrungen und hat
ihr fein eigenes Geficbt verliehen.
Bei Daniel fab man Aquarelle JobnMarins,
Abftraktionen in Form und Farbe, die fid) um
die Grundzüge und den Bau der Landfcbaft be-
mühen, wie fie des Künftlers Geift beim Anblick
der Natur und Kontemplation über fie befchäftigt
haben müffen.
Der verdienftvolle Kurator der Gemäldeabtei-
lung des Metropolitan Mufeums, Bryfon Bur-
rougbs, ßieltvor kurzem eineAusftellungeigener
merke bei Montross ab, die ihn, in ganz eigener
Kleife, auf den Spuren Puvis de Cbavannes
wandelnd zeigt. Eine aufs feinfte abgewogene,
Heimatduft und -luft atmende Sommerfzene ift
von befonderer Schönheit.
Die Societe Anonyme führt diesmal das
Oeuvre der Miß D.A.Dreier vor, derSd)wefter
der Gründerin diefer die neueften Kunftbeftre-
bungen propagierenden Gefellfchaft. Miß Dreier
feßeint von ähnlichen Gefühlen wie einft van
Gogh befeelt zu fein und ftellt fo das trübfelige
Leben ßolländifcßer Heimweber dar. Bis zur
lebten (Uaßrßeit, enthalte fie was fie wolle, möchte
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fie Vordringen, nichts weglaffen, nichts hinzu-
fügen, als Jtände fie vor dem Ricßterftußl, um
einen Eid abzulegen. Ähnliches Klollen fprießt
aus ihren New Yorker Anfid)ten. Faft lyrifd)
wirkt nach all der Klucbt eine Landfd)aft mit
Blick über den FJudfon, groß gefeßaut und mit
intenfiver Liebe geftaltet. Eine weitere Aus-
heilung der Gefellfchaft — die letzte diefer Saifon
und woßl wegen mangelndem weiteren Inter-
effe die zunäcßft überhaupt letzte — enthielt
Klerke von Angehörigen verfeßiedener Nationen,
darunter aud) wieder einige aus dem „Sturm"-
kreife. Unter den Deutfcßen ragte L. Godewols
aus Bielefeld hervor, deffen eines Gemälde einen
(Haid wie einen gotifeßen Dom aus fcßlank auf-
ftrebenden Linien und ficb wölbenden Flächen
aufbaut. Das Gelbbraun der Stämme, das Grün
des Gewölbes und das Blau des Hintergrundes
verbinden fid) zu einem tiefen, myftifcßen Klang.
Von der Begründerin der Gefellfchaft felber, der
Miß Katharine Dreier, faß man ein paar ab-
ftrakte Kompofitionen von feinftem Farbengefühl.
Villon-Ducßamp fandte ein monumental auf-
gefaßtes, in ganz eigener Kleife analytifcß be-
handeltes und dod) zugleid) ftraff zufammen-
gefaßtes Relief einer Ka§e.
Als ganz hervorragender Bildhauer erwies ficß
der in Norwegen geborene Artßur Lee in feiner
Ausftellung einiger Torfen und vollendeter Sta-
tuen bei (üildenftein & Co., die Mr. Kelly,
ftets aus auf Entdeckung neuer und eigener Ta-
lente, jüngft veranftaltete. Lee hat feßweres,
gleicßfam der Erde entftrömendes Blut und bat
geit gebraucht, um fid) felbft zu finden. In diefer
geit aber ift er zum Meifter herangereift. Selten
ßat man, wie bei ißm, das fiebere Gefühl, daß
hier ein fid) bewußt gewordenes Klollen auf
feftefter Grundlage rußt. Klucßt und gartßeit
find ißm gleich eigen. Am feßönften ift woßl
feine Mädcßengeftalt in ißrer, man darf den
alten Ausdrude feßr woßl gebrauchen, „füllen
Größe". F.
Berliner Sommerausftellungen
Gewaltige Maffenanßäufungen von Klerken der
bildenden Kunft gehören unzweifelhaft zu den
großen Gefcßmacklofigkeiten unferes geitalters.
Allfommerlid) werden in verfeßiedenen deutfcßen
Kunftzentren neue unüberfeßbare Bildermaffen
dem Publikum vorgefüßrt und allfommerlicß gibt
es neue feßwere Enttäufcßungen angefießts diefer
Kunftproduktion der Vielzuvielen. Die Große
Berliner Kunftausftellung ßat mit foießen
mißglückten Sommerausftellungen bereits eine
traurige Berühmtheit eriangt. Tier in diefem
Jahre als Befucßer durch die fcßmucklofen, öden
 
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