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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 19
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Büchersammelwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0596

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Büdjerfammelwefen

riques par le comte de Gobineau, mit
20 Radierungen von Sepp Frank", „Klilhelm
Raabe, Die fchwarze Galeere, mit 17Qolz-
fchnitten von Bruno Goldfehmitt" und „Goe-
thes Fauft, erfter Geil, mit 25 Radierungen
von Sepp Frank", diefe Meifterwerke der
Kleltliteratur pnd zugleich Meijterwerke der
Buchkunft. Dazu macht fie nid)t nur das vor-
zügliche buchgewerbliche Material, das für diefe
Ausgaben verwendet wird, beftes getöntes Japan-
Bütten von van Gelder 3onen, beftes Kalbperga-
ment für die Einbände, bepe Sauarbeit unter
Befchränkung auf das Einfachste mit wohl-
abgewogenem Verhältnis der bedruckten zur un-
bedruckten Fläche — den „Savonarola" druckten
Knorr & FJirth und FJeinrich Kletterotl) in Mün-
chen, die „fchwarze Galeere" und den „Fauft"
die Verlagsanftalt vorm. G.J.Manz in München—,
dazu macht fie auch nicht nur die künplerifcpe
Ausftattung, zu der die Hluftration, der radierte
Vorfafz und der Schmuck des Einbandes gehören,
alfo die ganze vom Gefichte abgeleitete Äfthetik,
fondern vielmehr die innere organifche Einheit,
auf der Plan, Anordnung und Ausfchmückung
beruhen, fo daß alles einzelne Beiwerk pch zu
einem Ganzen zufammenfchließt. Das Dichtwerk
ift immer Kriterium und Ausgangspunkt, von
dem der Drucker und der Künftler für ihre Ar-
beit ausgehen.
Der „Savonarola" gleicht in Anordnung und
Ausfchmückung dem „Fjamlet", aber der Einband
hat diesmal eine fehr wirkfame radierte Rc-
naiffance-Citelumrahmung erhalten, der Eitel ift
ein reiner Schrifttitel, und die 3icrftücke am
Kopfe jeder Seite pnd fortgeblieben, was, meiner
Anficht nach, die Monumentalität jedes Seiten-
bildes erhöht. Sepp Frank hat pch in der 3aF)l
feiner Radierungen noch mehr befchränkt, nur
20 auf 97 Seiten, aber mit feinem feinen Ver-
pändnis für feine Aufgabe in diefen feiten eine
halbe Seite überfchreitenden Radierungen eine
zugleich dekorative und doch geipig belebende
Hluftration gefchaffen, die in der gewohnten Be-
herrfchung der Cechmik mit der Antiquatype aus-
gezeichnet zufammengeht. Alle 20 Radierungen
find den einzelnen Szenen vorangeftellt und be-
nutzen die (übrigens im Cext gekürzten) fzena-
rifcben Bemerkungen des Originals, felbftverftänd-
lich niemals fklavifcb; mit feiner geftaltenden
Pbantape macht der Künftler auch hier pchtbar,
was der Dichter verfchwieg.
Sepp Franks Hluftrationen zum ,Fauft" haben
einen anderen Charakter. Sie wollen weniger
dekorativ-fchmückend fein, fondern vielmehr
geipig beleben, pe erscheinen daher zunächp
nicht mehr als ein fich dem Eypographifchen
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unterordnendes, pch ihm felbftlos einfügendes
Beiwerk, fondern als ein Ceil, der feine eigene
Bedeutung beanfprucht, der pch zuweilen fogar
zum F)errn des Buches aufwirft, obwohl pch
doch die 25 Radierungen auf 217 Seiten ver-
teilen. Diefe Hluftration treibt das Allegorifieren
und Symboliperen oft fo weit, daß fie ohne 3u-
fammenhang mit dem Eext nicht ohne weiteres
als Hluftration zum Faup erkannt zu werden
braucht, und zeigt eine Kunft, die beinahe Selbp-
zweck ift. Außerdem füllen fämtlidpe Radierungen
eine ganze Seite. (Denn trotzdem diefe ganz-
feitigen Radierungen mit den gegenüberftehenden
Druckfeiten eine Einheit bilden, fo ift das der
meifterhaften Cecpnik des Künftlers zu danken
der diefe Radierungen fo dunkel und fcpwer
gehalten hat, daß fie neben der tieffchwarzen,
fehr kräftigen, großen gotifchen Druckfchrift be-
peßen und mit ihr doch zufammengehen. Dadurch
werden diefe durch Umfang und Inhalt zunächp
felbftherrlich wirkenden Bilder doch wieder zu
einem harmonifch phmückenden Beiwerk; das
verrät eine große Kunft des Illuftrators. Diefer
Faupband hat das bisher übliche Quartformat
der „Meifterwerke" aufgegeben und ip zu einem
Foliobande von 32x42 cm geworden: mit feiner
mächtigen gotifchen Cype auf dem prachtvollen
van-Gelder-Bütten undihem Pergamenteinbande,
auf dem in einem von neun Goldlinien um-
rahmten Rechteck nur das Klort „Fauft" in mo-
numentalem Golddruck prangt, eine Art FJaus-
bibel.
Ein Höhepunkt des illuftrierten Buches ift
Raabcs „Schwarze Galeere". Man braucht
diefen Band nur in die FJand zu nehmen und
den lediglich durch den tiefdunklen FJdzfd^nitt
der fchwarzen Galeere gefchmückten pracht-
vollen, etwas bräunlich gefchatteten Pergament-
einband zu fehen und irgendwo aufzufcplagen,
und man erkennt fofort den Charakter diefes
Buches, fühlt die Seele diefer packenden Epifode
aus dem FJeldenkampf der Niederlande gegen
Spanien am Ende des 16. Jahrhunderts. Keinen
befferen Illuftrator konnte der Verlag für diefe
Aufgabe gewinnen als Bruno Goldfcbmitt, der
fein großes Können uns fcßon an Grimmeis-
haufen und Fifchart und an Kleips AVchael
Kohlhaas (für den Verlag IJans von Kleber) be-
wiefen hat. Seine lödüfterphantaftifchen, tief-
dunklen FJolzfchnitte, von denen 11 die fed)s
Kapitel der Erzählung einleiten oder befchließen
und fünf dem Cext eingefügt pnd, wachfen förm-
lich aus der wunderbaren alten Schwabacper
heraus und laffen den Schriftfpiegel fchmückend
ausklingen; pe beweifen wieder, daß der Fjolz-
fchnitt doch am bepen dem Bucbpabendruck pd)
 
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