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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 19
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Neue Büdner

iängp Verklungenes zu einem neuen Farbenfpiel
des Lebens geweckt wurde, nicht verrauchen
kann, fowenig wie die Erinnerung an diefe geit,
deren Rpopel die Goncourts gewesen pnd.
L///Brö/?//c/z-Brü/z,Parmg^/on/no c/gr
Aton/g/*/smus. Atb 7PA An Bgx^
und 24 r<7^?/n m L/c/ddruc/r. A"uns^er/og* Anton
Bc/zro// 4 Co., tVdn.
Burckbardt bat einmai die Kunft diefes aus
Parma gebürtigen Meifters ais ^affektiert, ja
widerwärtig" abgetan und diefes Urteil batiange
geit hindurch Geltung behalten, bis eine neue
geit den Bruch mit der Vergangenheit radikal
vollzog und die Einfeitigkeit überkommener Kon-
vention über den Fjaufcn warf. Inzwifcben näm-
lich hat gerade jene Übergangszeit, die Fjocb-
renaiffance und Barock verbindet, das Intereffe
derUJiffenfchaft in befonderemA^aße erregt und
früher oder fpäter mußte auch diefer durchaus
geniale Meifter der Form wieder zu feinem Rechte
kommen. Daß eine Frau von ftarker männlicher
Difziplin des Denkens dies grundlegende Buch
gefebrieben, in dem auch nicht die Spur von
weiblicher Sentimentalität zu finden ift, über-
rafebt mit Recht. Denn hier haben wir eine
kunßbiftorifcbeLeiftung von durchaus ungewöhn-
lichem Format vor uns und zugleich ein (Herk
von überragender äftbetifeber Bedeutung, das
alle Vorzüge (Uickboffpher Provenienz verrät.
Auch in der Art, wie das Problem des Manieris-
mus felbft durchaus europäifcb erfaßt und inter-
pretiert worden ift, dokumentiert [ich univerfales
Einfühlungsvermögen, das bei der Gclehrten-
generation unferer geit ähnlich kaum wieder
gefunden wird. Vergleicbsweife mag dabei an
die kunftbiftorifcb durchaus anpändige zwei-
bändige Arbeit von Fjermann Voss (Die Malerei
der Spätrenaiffancc in Florenz und Rom) erinnert
werden, die gar nichts von dem hat, was diefes
ausgezeichnete dickbändige und vorzüglich aus-
geftattete (Uerk an innerem künftlerifchen und
geiftigen Gehalt befi^t. Über den erften rein
kunftgefcbicbtlicben teil diefes Buches, der dem
Kunftfcbaffen Parmegianinos in Parma, Rom und
Bologna nachgeht, kann ehrliche Fachkritik nur
einer Meinung fein. Einzelheiten mögen durch
fpätere Forfchungen ergänzt werden, im ganzen
bedeutet fchon diefer Abfcbnitt einMufterbeifpiel
beftcr moderner Kunftgefchicbtsfcbreibung. Un-
gleich bedeutender feinem geiftigen Ausmaß und
der in die geittendenzen tief Funabfcbauenden
Univerfalität des künftlerifchen Formungsver-
mögens nach ift der zweite FJauptabphnitt des
Buches, der zugleich ftiläftbetifcb und entwick-
Inngsgefchichtlich den Meifter von Parma ins
564

gentrum einer großen europäifeben Bewegung
rückt, für die der Begriff des Manierismus eigent-
lich nur die rein äußerlichen Merkmale umfehreibt,
ohne damit den Untergrund geiftiger (Handlung
im Sinne der geit zu erfeböpfen. Fjier erft zeigt
ficb die Verfafferin diefes koftbaren Buches im
Vollbefi^ ihrer ftarken künftlerifchen Mittel und
als geiftige Interpretin einer Epoche, die durch-
aus in der Ricbtungsacbfe unferes neuen be-
wußten künftlerifchen (Uollens liegt. Alles in
allem alfo ein Buch, an dem auch der moderne
Menfch feine reine Freude haben muß.
/uH'HS Bau/n, Go?/se/2eB//6fwgr/tre Sc/nva-
4gas. Ab? 72<$ A??b?aag*s/a/g/a. Vgr/a^ Dr.
B. B//sgr, Bbrbjard
Unter diefem Eitel ift vor kurzem im Verlag
von Dr. Benno Filfer, Augsburg-Stuttgart, von
Julius Baum ein grundlegendes und durch
128 Abbildungstafeln unterpü^tes (Uerk erfcpienen,
das auf lange hinaus berufen erfcheint, die For-
fchungen auf dem von der Kunft reich gefeg-
neten Boden Schwabens—foweit diefelben die
Plaftik betreffen —abzufchließen. DerVerfaffer,
der ßcb fchon durch feine früheren Publikationen
wiffenfchaftlich auf diefem feinen Spezialgebiet
bewährt hat, macht in feinem neuen Buch den
Verfuch, die mittelalterliche Kunp Schwabens
fowob! nach den (Handlungen der Formgepal-
tung als auch durch den Nachweis jener inneren
Beziehungen innerhalb der Anfcbauungs- und
Gefühlswelt diefer Epoche zu ergründen und
endlich — foweit es die Quellen gepatten — die
rein gefcbicbtücben gufammenbänge darzulegen.
Infolgedeffen ift das Cpema in drei großen Rb-
fepnitten ausgeformt. Von diefen wird der erp-
genannte immer befonders wertvoll fein, weil
er wirklich eine Grundlage zum Verpändnis des
formalen Gefühls gibt und zumal jene Gegen-
fä^e von Körperlichkeit und Entmaterialiperung
ausdeutet, die pcb typifcp in der (Handlung des
Stils ausprägen. Ausgezeichnet ift in diefem
Sinne z. B. alles, was Baum über die mittel-
alterliche Myftik und ihre Auswirkung auf die
Kunft zu fagen hat, und folcbe Abfcbnitte müffen
kritijch befonders hoch gewertet werden, nach-
dem kürzlich erft ein völlig mißlungener Verfuch
von anderer Seite gemacht wurde, in das (Hefen
der Gotik einzudringen. Auch die ikonograpbiphe
Aufteilung des zweiten Abfchnittes ift vorzüg-
lich aus der kirchlich-mittelalterlichen (Ueltan-
febauung heraus gelungen, und wer die Lektüre
diefes mit (Uärme gefebriebenen, tro& kunp-
wiffenfchaftlicher Ciefgründigkeil ftets anregen-
den Budtes nicht fepeut, wird dem Urteil des
Referenten beipßichten, der diefes (Herk als einen
 
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