Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0650
DOI issue:
Heft 21
DOI article:Sydow, Eckart von: Westafrikanische Gebrauchskunst
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Abb. 3.
ßolzbecßer, dunkelbraun, Gentralkongo.
Abb. 4.
Bakuba-Becßer, ^olz braun, gentralkongo.
geftaltet: die Einfcßnürung des Flafcßenßalfes wird z. B. dureß kleine Runde betont
(Abb. 1), ißr baud)iger Fiauptteil wird vom Dalfe und vom Fuß deutlicßft gefeßieden,
ißre Hlölbung wird dureß die Stricßfüßrung der Ornamente kiar ßerausgebraeßt (Abb. 2),
der Scßwerpunkt wird möglicßft tief naeß unten verlegt. Ein ganz urtümtieß ftarker
Inftinkt für das Ricßtige erzielt und erreießt ßier Wirkungen, die unfer „Kunftgewerbe"
mit F)ilfe denkerifeßer Überlegung wieder müßfam in ißren Vorausfeßungen und Bei-
ßilfen rekonftruiert.
Die Ornamente unterftüt$en diefen Cßarakter der ürfprünglicßkeit dureß die gleicße
Primitivität. Gerade die von Leßmann* fog. „Urornamente" bilden den eigentlicßen
Fundus der afrikanifeßen Scßmucktecßnik: Punkte, Stricße und Stricßlagen (feßräg zu-
einander geftellt, dureß üalbkreife zufammengefcßloffen ufw.), Vierecke, Dreiecke, kon-
zentrifeße Kreife, Flecßtbänder, — margueritenartige Gebilde, dann einfaeße menfeßließe
und tierifeße Geftalten. Pßanzlicße Eiemente feßlen faft ganz. Und der kompofitionelle
Gebraucl) diefer einfaeßen Elemente ift ebenfo wenig kompliziert wie diefe felbft.
Jedes Einzelne ift eigentlicß für fieß ßingefeßt: ftark und wirkfam, nießt zu überfeßen,
klar und ßart, — aber nur ganz feiten ßat man Veranlaffung, vom „großen 3uge" zu
reden. Die bäuerlicße Nücßternßeit HJeftafrikas ßat keinerlei Neigung zu der be-
unrußigenden Pßantaftik ozeanifeßer Genialität. Sie fet$t lieber das Einzelne zum Ein-
^ Job- Leßrnann, „Ornamente der Natur- und ßalbkulturvölker" (1920, Frankfurt a. M.).
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