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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 21
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Sydow, Eckart von: Westafrikanische Gebrauchskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0651

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Hbb.5.
Fjolzfcßemel, dunkelbraun. Oftkongo.


Abb.6.
Schale von zwei (Helfen getragen. Nigerien.
Leipziger Mufeum für Vöikerkundc.

zelnen und ordnet ficß der Struktur der gegebenen Dinglichkeit fo unter, daß aus dem
Cßarakter der Zweckmäßigkeit felbft die Einheitlichkeit entfpringt. Und auch dort, wo
ein ftraffer, fubjektiviftifcher Zug den Schmuck durchwaltet, wie im Kongogebiet, auch
dort begnügt [ich der Afrikaner mit den einfaeßften Mitteln, etwa dem Flechtbande,
um das ftrömende Leben der Linien und Rillen zu einer Einheit zu verfchmelzen, die
einfach und klar, doch unleugbar ftark wirkt. Dies gilt vom abftrakten wie vom kon-
kreten Ornament: die Figur der Schlange und der Eidecßfe wird mit der gleichen
nüchternen Trockenheit zum ßäcßenßaften Schmuckwerk umgeformt, mit der auch die
Linien und Punkte behandelt find.
ln den Grenzen folcher urtümlichen Klarheit entfaltet fid) nun doch sin großer Reich-
tum der Formungen. Das Vertrauen Erweckende jedweder Nüchternheit und Klarheit
ftellt fofort den Kontakt mit dem Betrachter her. Mit dem Betrachter? Nein, eben
daß fogleicß die Gebrauchsfähigkeit deutlich ift und zur Benutzung anreizt, dies ver-
bindet uns mit folgern Ding fo feft, — nicht aber der rein äfthetifche Reiz! — Und
wie forgfam ift jedes Ding geformt worden. Die ganze (Uelt der Tagtäglicßkeit ift
vom künftlerifchen Inftinkte durchdrungen: Stühle und Tabakspfeifen, Becher und Ge-
fäße, Matten und Betten, (Uaffen und Mufikinftrumente, Armbänder und Haarnadeln...!
Der feelifcße Unterfcßied der verfeßiedenen Gebiete, den die Unterfucßung der figür-
lichen Plaftik^ feftftellen kann, liegt auch in der Gebraucßskunft klar zutage. In feltfam
* Vgl. meine Ausführungen über „Afrikanifcbe Fjotzbildwerke" („Kunftcbronik", 1921, Nr. 33).

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