Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0680
DOI issue:
Heft 22
DOI article:Däubler, Theodor: Bernhard Hoetger
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Bernhard Fjoetger. geid)nung.
war ihm immer felbftgeftellte, mit Gärte geforderte, fet)r fchwere Aufgabe: heute ift er,
beifpieisweife in der Büfte des Bildhauers Garbe, zu wahrer Scharfumriffenheit gelangt.
Ekftatifch reckt fiel) der dargeftellte junge Bildhauer in unfere moderne Stilgefchloffenheit.
Reizvoll, in wohlgefügten Heilen herzhaft anmutig geftaltet, find ja die allermeiften
(Herke Goetgers fct)on feit langer geit: immer wieder erkannte er aber die Gefahr
eines Dabeiverweilens und plötzlich zwang er fiel) zu entfd)iedener Fjerbheit: feine Eva
ift fo eine fct)wer den Leib tragende Geftalt. Verhängnis zieht nieder, kluges Bedacht-
fein auf feinen Pfaden erweckt aber (Heit- und Ichkenntnis. So etwas prägt fid) in
diefer gedrungenen Menfchenmutter-Statue aus. Dazu kommt ein Reiz, den ich, in
diefem Fall das „Über-den-Raffenhafte" nennen möchte: diefes (Heib kann die Vorfahrin
vieler farbigen und auch weißer Menfchen fein.
Goetgers „Knabe" blickt empor, nicht auf die irdifchen Pfade, fondern auf die
Gimmelswege mit fternenden Meilenzeichen: er wird einmal ein „Gefahrlaufender"
unter uns fein! Solche (Uerke find immer noch Rundplaftiken; liebkofend kann da der
Blick um alle eingefühlten zartgefchaffenen Gastlichkeiten der fchönen Bildwerke t)in-
und herfchweifen. Jet^t rechnet das künftlerifche Gewiffen Fjoetgers beim vergehenden
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