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gu den wefentlich pofitiven Uypen des trän-
fzendent-myftifchcn, kulturellen und tmroifchen
Menfchen treten die mehr, aber keineswegs nur,
negativen Uypen des Dämonifchen und Deka-
denten. In der Abgrenzung des Dekadenten
gegenüber dem Myftifchen und Dämonifchen wird
[ein (Hefen zur Anfchaulichkeit gebracht, und
zwar durch Betrachtung der Dekadenz im meta-
phyfifchen Bewußtfein, im fozialen Leben und
in der künftlerifchen Darftellung. Im Hintergründe
aller Ausführungen liegt das Bewußtfein um den
dialektifcßen Sinn des Negativen: daß es nur
fein und wirken kann, weil es zugleich pofitiv
ift. Eine fyftematifche Durchführung diefes Ge-
dankens in einer „Metaphyfik der Lebensver-
neinung", wie fie der Verfaffer in Ausficht [teilt,
wäre außerordentlich zu begrüßen und würde
fowoßl dem jeßt fo viel verhandelten „Unter-
gangs-Problem", als auch der wieder auf die
Sünden- und Codesproblematik gerichteten Re-
ligionsphilofophie und Metaphyfik eine neue
Beleuchtung geben können.
Die Materialgrundlage aber für alles Derartige
muß die Betrachtung der Dekadenz als pfycho-
logifche und kulturelle Erfctteinung felbft ergeben.
Und da wird uns von Sydow eine reiche Stoff-
fülle ausgebreitet: die franzöfifche Dekadenz
wird in zahlreichen gitaten herangeholt, Flau-
bert, die Goncourts, namentlich Ch- Baudelaire,
mit deffen hundertjährigem Geburtstag das Er-
fcheinen des Buches zufammenfällt. In der bil-
denden Kunft wird Alfred Kubin als befonders
typifcb in den Vordergrund geftellt, aber auch
auf die Geftalt Michelangelos fällt ein befonderes
Licht von der Problematik des Negativen her.
(Uenn man als Mängel des Buches vielleicht
auf ein zu ftarkes Überwiegen der gitate, ein
gewiffes Nocb-Überwä!tigt[ein vom Stoff hin-
weifen könnte, fo käme das doch gegenüber
dem außerordentlichen doppelten Verdienfte des
Buches gar nicht in Betracht: einmal das Ma-
terial in großer Vollftändigkeit vorgelegt zu
haben, andererfeits — und das fcheint mir das
(nichtigere — bis auf die leßten metaphyfifchen
(Uurzeln des Problems gedrungen zu fein.
Paul Cillich.
Kleine Anzeigen
Das Miniaturenkabinett der Münch-
ner Refidenz
Bei Franz Hanf ft aengl in München erfcheint
foeben eine koftbare Publikation, deren Heraus-
gabe in gemeinfamer Arbeit Hans Buchheit
und Rudolf Oldenbourg beforgt haben und
die den Schäden jenes köftlicften Miniaturen-
kabinetts gewidmet ift, das feit der Eröffnung
des Refidenz-Mufeums zu den befonderen An-
ziehungspunkten diefer reichen Sammlung ge-
hört. Die Vielfeitigkeit diefes Kabinetts ift ja
bekannt. Neben den niederländifchen Land-
fchaftsmalern, von denen fich hier Bilder kleinen
und kleinften Formates vorfinden, find es vor
allem die deutfehen Miniaturiften des 17. Jahr-
hunderts, wie Johann König, Matthias Kager,
Michael Scharner, Jofeph (Hemer u. a., die hier
in großer Reichhaltigkeit vertreten find. Die
bunte Mifchung von Porträts, Landfchaften und
auch religiöfen Darftellungen erinnert entfernt
noch an die alten Kunft- und (Uunderkammern
der Renaiffance. Als diefe Bilder gelegentlich
einer noch während des Krieges veranlaßten
Reinigung den Holztäfelungen entnommen wur-
den, beftand die Möglichkeit, die Stücke photo-
graphifch aufzunehmen und fie damit der wiffen-
fchaftlichen Forfctmng zugänglich zu machen.
So vereinigt denn die prachtvolle Hanfftaenglfche
Publikation alle Hauptftücke diefes Kabinetts
derart, daß die meiften in Originalgröße in Licht-
druck, darunter feefts der wertvollften Bilder
farbig reproduziert werden konnten. Die von
den beiden Herausgebern bearbeitete textliche
Einleitung berichtet über die Entftehung der
Sammlung und gibt zugleich eine kritifefte (Uür-
digung der Künftler. Dem Katalog felbft, der
diefe 129 Bilder des Kabinetts eingehend be-
handelt, ift noch ein wortgetreuer Abdruck des
im Jahre 1770 verfaßten „Catalogus über die in
der Ctmrfürftüchen Refidenz zu München be-
findlichen Gemaelde" angefügt, foweit er das
„Ctmrfürftliche Rolf) Lacirt Cabinet" betrifft. Die
einmalige Auflage diefes (Uerkes ift auf 300 nu-
merierte Exemplare befchränkt. Diefe koften
Nr. 1 — 25 in rotem Haibiederband M. 950.—,
Nr. 26—100 in Halbpergament M. 700.—, Nr. 101
bis 300 in Buckramieinen gebunden M. 600.—.
Der Einbandentwurf ftammt von Prof. (Halter
Uiemann, Leipzig. n.
SammeJbände zur Ge[d)icf)te der
Kun[t und des Kun[tgewerbes
Dr. Adolf Feulner, der ausgezeictmeteKon-
fervator des Münchner Refidenz-Mufeums, gibt
im Verlag von Rietm & Reufch in München,
Uherefienftraße 12, eine neue Sammlung kunft-
gefchichtlicher Einzelbände heraus, von denen
jeder als ein für fich abgefchioffenes (Uerk Haupt-
themen derKunftgefchichte behandeln wird. Jeder
Band foll ein bis drei Bogen Uext und mehr als
100 meift ganzfeitige Abbildungen enthalten. Ein
Sachregifter wird die Refultate letzter wiffen-
fchaftlicher Forfctmng zufammenfaffen. Als erfte
Bände find inzwifchen erfdüenen: Band I:
671
gu den wefentlich pofitiven Uypen des trän-
fzendent-myftifchcn, kulturellen und tmroifchen
Menfchen treten die mehr, aber keineswegs nur,
negativen Uypen des Dämonifchen und Deka-
denten. In der Abgrenzung des Dekadenten
gegenüber dem Myftifchen und Dämonifchen wird
[ein (Hefen zur Anfchaulichkeit gebracht, und
zwar durch Betrachtung der Dekadenz im meta-
phyfifchen Bewußtfein, im fozialen Leben und
in der künftlerifchen Darftellung. Im Hintergründe
aller Ausführungen liegt das Bewußtfein um den
dialektifcßen Sinn des Negativen: daß es nur
fein und wirken kann, weil es zugleich pofitiv
ift. Eine fyftematifche Durchführung diefes Ge-
dankens in einer „Metaphyfik der Lebensver-
neinung", wie fie der Verfaffer in Ausficht [teilt,
wäre außerordentlich zu begrüßen und würde
fowoßl dem jeßt fo viel verhandelten „Unter-
gangs-Problem", als auch der wieder auf die
Sünden- und Codesproblematik gerichteten Re-
ligionsphilofophie und Metaphyfik eine neue
Beleuchtung geben können.
Die Materialgrundlage aber für alles Derartige
muß die Betrachtung der Dekadenz als pfycho-
logifche und kulturelle Erfctteinung felbft ergeben.
Und da wird uns von Sydow eine reiche Stoff-
fülle ausgebreitet: die franzöfifche Dekadenz
wird in zahlreichen gitaten herangeholt, Flau-
bert, die Goncourts, namentlich Ch- Baudelaire,
mit deffen hundertjährigem Geburtstag das Er-
fcheinen des Buches zufammenfällt. In der bil-
denden Kunft wird Alfred Kubin als befonders
typifcb in den Vordergrund geftellt, aber auch
auf die Geftalt Michelangelos fällt ein befonderes
Licht von der Problematik des Negativen her.
(Uenn man als Mängel des Buches vielleicht
auf ein zu ftarkes Überwiegen der gitate, ein
gewiffes Nocb-Überwä!tigt[ein vom Stoff hin-
weifen könnte, fo käme das doch gegenüber
dem außerordentlichen doppelten Verdienfte des
Buches gar nicht in Betracht: einmal das Ma-
terial in großer Vollftändigkeit vorgelegt zu
haben, andererfeits — und das fcheint mir das
(nichtigere — bis auf die leßten metaphyfifchen
(Uurzeln des Problems gedrungen zu fein.
Paul Cillich.
Kleine Anzeigen
Das Miniaturenkabinett der Münch-
ner Refidenz
Bei Franz Hanf ft aengl in München erfcheint
foeben eine koftbare Publikation, deren Heraus-
gabe in gemeinfamer Arbeit Hans Buchheit
und Rudolf Oldenbourg beforgt haben und
die den Schäden jenes köftlicften Miniaturen-
kabinetts gewidmet ift, das feit der Eröffnung
des Refidenz-Mufeums zu den befonderen An-
ziehungspunkten diefer reichen Sammlung ge-
hört. Die Vielfeitigkeit diefes Kabinetts ift ja
bekannt. Neben den niederländifchen Land-
fchaftsmalern, von denen fich hier Bilder kleinen
und kleinften Formates vorfinden, find es vor
allem die deutfehen Miniaturiften des 17. Jahr-
hunderts, wie Johann König, Matthias Kager,
Michael Scharner, Jofeph (Hemer u. a., die hier
in großer Reichhaltigkeit vertreten find. Die
bunte Mifchung von Porträts, Landfchaften und
auch religiöfen Darftellungen erinnert entfernt
noch an die alten Kunft- und (Uunderkammern
der Renaiffance. Als diefe Bilder gelegentlich
einer noch während des Krieges veranlaßten
Reinigung den Holztäfelungen entnommen wur-
den, beftand die Möglichkeit, die Stücke photo-
graphifch aufzunehmen und fie damit der wiffen-
fchaftlichen Forfctmng zugänglich zu machen.
So vereinigt denn die prachtvolle Hanfftaenglfche
Publikation alle Hauptftücke diefes Kabinetts
derart, daß die meiften in Originalgröße in Licht-
druck, darunter feefts der wertvollften Bilder
farbig reproduziert werden konnten. Die von
den beiden Herausgebern bearbeitete textliche
Einleitung berichtet über die Entftehung der
Sammlung und gibt zugleich eine kritifefte (Uür-
digung der Künftler. Dem Katalog felbft, der
diefe 129 Bilder des Kabinetts eingehend be-
handelt, ift noch ein wortgetreuer Abdruck des
im Jahre 1770 verfaßten „Catalogus über die in
der Ctmrfürftüchen Refidenz zu München be-
findlichen Gemaelde" angefügt, foweit er das
„Ctmrfürftliche Rolf) Lacirt Cabinet" betrifft. Die
einmalige Auflage diefes (Uerkes ift auf 300 nu-
merierte Exemplare befchränkt. Diefe koften
Nr. 1 — 25 in rotem Haibiederband M. 950.—,
Nr. 26—100 in Halbpergament M. 700.—, Nr. 101
bis 300 in Buckramieinen gebunden M. 600.—.
Der Einbandentwurf ftammt von Prof. (Halter
Uiemann, Leipzig. n.
SammeJbände zur Ge[d)icf)te der
Kun[t und des Kun[tgewerbes
Dr. Adolf Feulner, der ausgezeictmeteKon-
fervator des Münchner Refidenz-Mufeums, gibt
im Verlag von Rietm & Reufch in München,
Uherefienftraße 12, eine neue Sammlung kunft-
gefchichtlicher Einzelbände heraus, von denen
jeder als ein für fich abgefchioffenes (Uerk Haupt-
themen derKunftgefchichte behandeln wird. Jeder
Band foll ein bis drei Bogen Uext und mehr als
100 meift ganzfeitige Abbildungen enthalten. Ein
Sachregifter wird die Refultate letzter wiffen-
fchaftlicher Forfctmng zufammenfaffen. Als erfte
Bände find inzwifchen erfdüenen: Band I:
671