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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 23
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Luz, Wilhelm August: A. von Jawlensky: neue Bildnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0721

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Ä. von Jawlenfkg. Blauer Lurban.
Privatbefitj.

dunkle Iris, liebt fchwarzes Haar, liebt gebräunte Haut, liebt kräftig durchblutete rote
(Hangen. Die Farbe des menfd)lid)en Gefichts i[t das Grundthema feiner Kunft.
Das menfd)liche Angeficht ift für Jawlenfkg vor allem ein Farbenträger. Je nach
Stimmung und Ausdruck ändert fich diefe Farbe, wie fie fich in der Landfchaft unter
dem Einfluß der Beleuchtung, der Jahreszeit und der eigenen Stimmung ändert. Dem
farbigen Problem diefer Änderungen fpürt Jawlenfkg nach- Hier beginnt die Verfudßs-
reihe des Künftlers, der jeder mit leidenfchaftlicher Anteilnahme folgen muß, der ge-
wohnt ift, eigene und fremde Eindrücke pfgchologifch zu prüfen und zu werten.
Jawlenfkg charakterifiert durch die Farbe. (Hir geben es ihm gerne zu, daß er es mit
den Farben der Kleidung und des Hintergrundes tut. Damit hat jeder Bildnismaler
gearbeitet, fofern er Kolorift war. Jawlenfkg führt jedoch auch in das Geficht felbft
die der Natur konträre Farbe ein. Hierin befteht die wagemutige Hat des Künftlers,
mit der er uns zur Parteinahme aufruft. Damit zieht er den Erennungsftrich zwifchen
der alten und der neuen Kunft. Die Lippen erfcheinen bei ihm blaufchwarz in der
Farbe der Hollkirfche, gelb, ja felbft grün. Die roten Flecken der (Hangen verkehren
fich ins Violette, felbft ins Gelbe und ins Braune. Vor allem erfcheint auf der Stirn
ein bald grüner, bald bräunlicher, bald weißer oder blauer Fleck, für den ein Anhalts-
punkt in der Natur nicht zu finden ift. Gewählt werden diefe naturfremden Farben

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