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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 10
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Originalen nicht möglich war. Hm Schluß des
Bandes hat Valentiner Nachträge zu den Er-
läuterungen in [einem Rembrandtwerk veröffent-
licht, das in den „Klafjikern der Kunft" in dritter
Hu[lage zuleßt 1909 er[chienen i[t. Huch die[e
Rege[ten enthalten viele [ür die Rembrandt-
[or[chung unentbehrliche neue ^ufchreibungen,
Datierungen, Befißwechfel u[w., die vorläu[ig
— wie der h'cr befprochene Nachtragsband
[elb[t — [ür die Unmöglichkeit einer Neube-
arbeitung des alten K!a[[ikerbandes entfchädigen
mü[[en. (Die immer man [ich aber zu den Dingen
im einzelnen [teilen mag, Valentiners Buch i[t
ein Ereignis [ür die Kunftgefchicßte im allge-
meinen und die Rembrandt[or[chung im be-
fonderen. B.
//.Zzzzzzzzer/zzzz/z/z, H. /Vnnz//z'rsc/z zz. O.S/zzz7rz/,
Dzc /Vo/zzzzzseczz zzrzzf zfz'e Efo/-
^z'A/zo^/z^/ir. DcrtVcr^g-zzzzg*
zVzr^Ez^/zzzrtzz/zzf Hcz/<?zztzzzzg*. /Vzz/zzz &
Oo/z/zzzzzzzzz. IVz'ezz zzzzz/ Z.ez]ozz^* /92(7.
Die Hrbeit über die (Diener Fjofmufeen und
dieQofbibliothek gibt eine [achüche und ßeißige
gu[ammen[teliung der Daten über die Ent-
hebung und die Entfaltung der ehemaligen
(Diener Fjoffammlungen. Nach dem Vorworte
H. (Deixelgärtners hat fiedenßweck, „den maß-
gebenden Stellen der Republik Öfterreich und
dem kunftfinnigen und wiffenfchaftlict) intereffier-
ten Publikum eindringlich vor Hugen zu führen,
was [ür Schäle diefe Sammlungen bergen, wie
[ie entftanden, verwaltet und verwertet wurden
und was ihnen in gukunft nottut". Diefe 3u-
fammenftellung mag an [ich wertvoll [ein, ob
[ie aber jenen 3weck erfüllt? Braucht es wirk-
lich diefes ganzen Datenmaterials, das zu mehr
als drei Vierteln das Büchlein erfüllt, um das
Intereffe [ür diefe Schüße lebendig zu machen?
Und ift die Hufgabe der Beamten wirklich nur
die, „die ihnen anvertrauten Kunftgegenftände
nicht allein zu bewahren und zu erhalten, fon-
dern auch auf Hlter und Entftehungszeit, Schule
und Meifter zu beftimmen, darnach zu fichten
und zu ordnen und jedem einzelnen Stücke
[eine richtige Stellung in der allgemeinen Kunft -
entwicklung anzuweifen"? Mit diefer an [ich
notwendigen Hrbeit ift's doch nicht getan, zu-
mal wenn es darauf ankommt, „Verftändnis [ür
die Kunft und Freude an der Kunft in die wei-
teren Kreife zu tragen"! Dias nüßen da auch
alle derartigen Publikationen, wenn der Befiß
felbft nicht fortwährende zeitgemäße Verleben-
digung erfährt, wenn die Kunft nur ein Objekt
des Sezierens ift! Fjier liegt ja der Krebsfcba-
den unferer Galerieverhältniffe, daß die Beamten-

fcßaft nur dazu [ein glaubt, um aus den Kunft-
werken hiftorifcßeHuffäße zu machen und damit
der Hligemeinheit und dem „Kunftverftändnis"
gedient zu haben. Fjier nüßen alle hiftorifchen
Kenntniffe nichts, wenn die Kunft dabei in den
Mufeen verreckt! Leben in diefe Leichenkam-
mern bringen nach dem Fühlen unferer 3eit
wäre die erfte Hufgabe, fonft würde doch jenes
„Ich Heg' und befiß'" als Motto gelten, mit dem
ein Freund die habsburgifch-lotßringifchen Kunft-
fammlungen „in gutmütigem Spott" bedachte.
Im befonderen muß dies für die Gemäldegalerie
des kunfthiftorifchen Mufeums gelten, wo freilich
die Verhältniffe am fchwierigften liegen. Man
folite aber doch endlich hoffen dürfen, daß die
durch die italienifche Bilderbefchlagnahme ent-
ftandenen Lücken zu einer radikalen Neuauf-
teilung führen, und daß wenigftens die gegebene
Notwendigkeit zu der Schaffung eines modenen
Kataloges veranlaßt. Hber von dem, „was in
gukunft nottut", ift gerade in dem Hbfcßnitte
über das kunfthiftorifcße Mufeum nicht die Rede,
es fei denn, daß immer wieder durchklingt, es
möge alles beim Hlten bleiben. Hngenehmer
berührt es in dem Hrtikel über das Naturßifto-
rifche Mufeum, wenn ftatt der Betonung des
Pflichtbewußtfeins der Beamtenfchaft wenigftens
einige Richtlinien für die ßukunft vorgebracht
werden, von denen uns hier nur die aus Raum-
mangel vorgefdßlagene Husfchaltung der antßro-
pologifch-ethnographifchen Sammlung interef-
fiert. Fjier wäre einmal Gelegenheit, daß Öfter-
reich mit einer Lat voranginge, die in moderner
(Reife mit längft unhaltbaren Hnfchauungen
bräche. Gibt es doch in jener Sammlung ganz
bedeutfame Stücke indifcher, javanifcher, cßine-
fifcher und iflamifcher Kunft, die für die Ethno-
graphie wenig ins Gewicht fallen, dafür aber
nicht weniger berechtigt find in Kunftfamm-
lungen eingereiht zu werden, als es etwa mit
ägyptifcßen Denkmälern gefchieht. Hber an den
Mufeen find die Forderungen der modernen
(üiffenfchaft, nach denen die Kunfterzeugniffe
fremder Völker nicht mehr bloß als Kuriofa
oder Primitivitäten gewertet werden, bisher
vorübergegangen. Es wäre der Mühe wert,
diefe Kunftfchäße aus den etßnographifchen
Vitrinen und den Magazinen des naturhiftorifcßcn
Mufeums einmal auszugraben. Es wäre dies
nicht nur praktifch, fondern auch geiftig eine
weit größere Dat, als fie die nun in Husficßt
genommene ßufammenlegung der Kupferftich-
fammlung der Fjofbibliothek mit der Hlbertina
bedeutet. In der Fjofbibliothek, die freilich auch
durch Unterbringungsverhältniffe am meiften be-
drängt war, ift aber nicht nur ein erftes ent-

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