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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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16

Fürst Nikita
von Montenegro
ols Lawntennis-Spieler.

Montenegriner mit so harmlosen Spielen wäre den
nicht unangenehm.

*

(jgfoas Lawntennis-
Spiel bildet sich all-
mählich. wie das Schach,
zu einem fürstlichen
Spiele heraus. DerKaiser
vonDeutschland schwingt
fleissigdasRacket, warum
sollte ihm der Fürst von
Montenegro nachstehen?
Als jüngst einige eng-
lische Officiere dem Mon-
tenegrinischen Hofe einen
Besuch abstatteten, enga-
girte sich sofort auf dem
wohlgepflegten Rasen
eine Partie, in der sich
FürstNikita als gewandter
Tennisspieler bewährte.
Er hatte nicht eir.mal
nöthig, das übliche Sport-
costüm anzulegen. Die
Montenegrinische Natio-
naltracht mit ihrerreichen
Goldstickerei ersetzte das
Flanell-Jacket, dem es an
malerischer Pracht hinzu-
tügte, was ihm an be-
quemem Sitz etwa abging.
Die Beschäftigung der
Grenznachbarn jedenfalls

Babette Reinhold ist eine Handwerkerstochter aus Hannover mit dem
bürgerlichen Namen Marsch. Wer ihr den poetischen Künstlernamen gegeben,
wissen wir nicht, jedenfalls war er der vollendete Ausdruck ihres Wesens und
ihrer Erscheinung, als die jugendliche Theaternovize vor 14 Jahren, etwa 16 Jahre
alt, am Victoria-Theater in Berlin debütirte. Sie spielte die Recha in „Nathan der
Weise" neben Possart in der Titelrolle. Das Victoria-Theater stand 1880 kurze

Zeit unter derLeitung
des Directors Ernst
(Köln), um eine Rich-
tung grossen Stil’s
einzuschlagen. Mit
den „ Karolingern “
ging damals dort auch
der Stern Wilden-
bruch’s auf. Die
Recha Possart’s hatte
sich indess nicht der
wünschenswerthen
künstlerischen Für-
sorge ihres Directors
zu erfreuen; das an-
muthige, von den
holdesten Naturgaben
unterstützte Talent
Babette Reinhold’s
fand sich zur Unthä-

Babette Reinhold.

tigkeit verdammt, und
so nahm die streb-
same Jüngerin Tha-
lia’skurz entschlossen
ihre Entlassung, um
von der Münzstrasse
nach dem Weinbergs-
wegzu wandern. Dort
im National-Theater,
wo Shakespeares
„Sturm“ der Victoria-
bühne eine künstle-
rische Niederlage be-
reitet hatte, fand Frl.
Reinhold unter der
umsichtigen Leitung
Ferdinand vanHell's
einen günstigeren Bo-
dert der Entwicke-
lung. Unverfälscht

zum Herzen dringende Empfindung war ihr Vorzug ih ernster Rolle, natür-
liche Laune und liebenswürdige Fröhlichkeit offenbarte sie in Lustspielpartieen.
Die brillanteste Carriere stand ihr bevor. Nachdem sie 8 Jahre, 1881 bis 1890,
am Thalia-Theater, der Liebling Cheri Maurice’s und des gesammten Ham-
burger Publikums, erfolgreich gewirkt, wurde sie 1891 an das Burg-Theater in
Wien berufen und nach beifallsreichsten Debüts engagirt.

Ein eigenthiimliches Vorkommniss spielte sich in der Portlandkirche,
Oregon, ab. Der Prediger Reverend George Wallace predigte, als gerade
der Schauspieler Kyell Bellew und Miss Potter eintraten. Bei ihrem Erscheinen
hielt Wallace in der Predigt inne und begann dann plötzlich tiber die Vor-
stellungen am Marquam Grande Theater zu sprechen. „Das Theater,“ führte er
aus, „ist der Pfuhl des Verderbens, des Lasters, der Sittenlosigkeit und Gemein-
heit. Stücke werden bei uns aus Frankreich importirt und Schauspieler treten
darin auf, die man wie die Pest meiden sollte. Zwei solcher Schauspieler sitzen
hier in der Kirche. Ein Mann und ein Weib, sind sie gekommen, um Busse zu

thun, oder um Aergerniss zu erregen?“ Und da der Prediger, wie Antwort
heischend, innehielt, stand Mr. Bellew auf und sagte: „Um wieder fortzugehen
und Sie beim Friedensrichter zu belangen.“ Und mit einem „kommen Sie-
Fräulein,“ verliessen die Beiden die Kirche, während die Gemeinde das Lied
anstimmte: „Gott, der Du uns befreiet von Noth und Pestilenz.“

Die Herzogin Laetitia von Aosta ist mit ihren excentrischen Launen das
Enfant terible der Italienischen Herrscherfamilie. Jüngst passirte in Turin ein
Major mit seiner Truppenabtheilung die Allee, die nach dem Schlosse von

Stupinigi führt, als die
verwittwete Herzogin
von Aosta in Beglei-
tung ihrer Hofdame
und zweier Cavaliere
auf Bicycles einher-
gefahren kam. Der
Major unterliess es,
der Herzogin zu sa-
lutiren. Die Herzogin
beschwerte . sich nun
beim Platzcomman-
danten von Turin, der
den Major sogleich
zum Rapport befehlen
liess. Dieser entschul-
digte sich damit, dass
es ihm gar nicht in
den Sinn gekommen
sei, dass die ver-

wittwete Herzogin von Herzogin Laetitia von Aosta.

Prinzessin in zehn verschiedenen Stellungen, eine
zeigten.

Aosta auf einem
cycle fahren werde-

Der Platzcommandant

von Turin schickte
nun über das Vorg e"
fallene einen Bericht
an den KriegsministeP
der ihn wieder detn
König unterbreitete-

Daraufhin gab der
König sogleich dte
telegraphische Ordre,
den Major aus der Haft
zu entlassen. D ,e
Prinzessin war einig e
Tage für die Bewohner
von Turin unsichtbar.
dafür wurden diese
entschädigt durch eine
Ausstellung von Pho-
tographien, welche die
reizender als die andere,

Es war am 24. Mai, als die Römer aus den Morgenzeitungen erfuhren, dass
ihre brave „lupa“ Mama geworden — zum ersten Male, und zwar von sieben
strammen Jungen. Erst seit kurzem war sie als holde Wolfsjungfrau aus den
Wäldern des Herzogs von Sermonete geholt, im Triumph nach Rom geführt
und dem verwittweten und traurigen alten Wolfe als Lebensgefährtin zugeselh
worden. Das Glück in dem romantischen Wolfskäfig an der capitolinischen
Treppe hat aber leider nicht lange gedauert —• dank dem Philisterthum uiid
Geize des römischen Magistrats, der zwar seine Wölfe haben, aber sie nach
echter Schildbürgerart nicht ernähren will. Mit 35 Centesimi — so viel warfen
die reichen Stadtväter dafiir täglich aus — kann aber eine neunköpfige Famih e
Isegrimm nicht existiren, und so kam es, dass an die Stelle des einstigen Glückes
bald Hunger und Noth trat; ja, eines schönen Tages fand man vier der jung eI1
Wölfe als Leichen vor, die ihr entmenschter Vater in einem Anfall von Verzweiflung
höchst eigentatzig aus dem Käfig geworfen, den „patres conscripti“ vor die Füsse. ‘
Die Katastrophe
hat die Folgc ge-
habt, dass man
die übrig geblie-
benen drei Jun-
gen mit List aus
dem väterlichen
Heim entfernt
und in einem
neuen Käfig auf
dem Pincio un-
tergebracht hat.

Auch die Sub-
vention soll um
einige Soldi er-
höht und da-
durch einer
neuen Katastro-
phe vorgebeugt
werden. Die
städtischen Fi-
nanzen werden
durch dieses rie-
sige Opfer hof-
fentlich nicht
vollends ruinirt
werden.

Die capitolinischen Wölfe.
 
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