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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0278

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89


\francesco undLinaCrispi
0^6 beehren sich u. s. w.", —
mit diesen schlichten, jeden
Aplombs entbehrenden Worten
hat der italienische Minister-
präsident — als Annunciaten-
Ritter der „Vetter des Königs"
— seine Freunde zur Vermäh-
lung seiner Tochter Giuseppina
mit dem Fürsten Franz von
Linguaglossa nach Neapel ge-
laden. Das Familienfest fiel,
obschon König Umberto in
einem herzlichen Telegramm
Crispi und die Verlobten seines
beständigen Wohlwollens ver-
sicherte, obschon ferner alle
Minister und viele der her-
vorragendsten Persönlichkeiten
Italiens persönlich an derFeier
theilnahmen, in eine für den
greisen Minister - Präsidenten
^beraus trübe Zeit. Haben blinde Parteiwuth und wilder Egoismus doch
hür selten einen Staatsmann so grimmig angefallen, wie den im Kampf für
^aliens äusseren und inneren Ausbau ergrauten Francesco Crispi. Und mit
^echt wies darum auch der Dichter Carducci in einer Fest-Ode darauf hin,
uWie der Ehrentag des geiiebten Kindes dem verbitterten Vater eine Quelie
hes Trostes in diesen schweren Stunden sein möge.“ — Giuseppina Crispi, heute
^ ürstin Linguaglossa, ist eine mittelgrosse, schlanke Brünette von einnehmenden
^esichtszügen und sicherem Auftreten. Im Jahre 1873 geboren, erhielt die Tochter
'äes italienischen Staatsmannes eine durchaus deutsche Erziehung und Aus-
^ildung, wie sie denn noch vor Kurzem eine Gesellschaftsdame aus Ostpreussen
i’atte. Von ihrem Vater wird Peppina mit geradezu rührender Zärtlichkeit ge-
liebt — sie ist der gute Engel des ganzen Hauses, und wie oft hat nicht der im
^arnpf des Lebens so vielgeprüfte Crispi in der Nähe seines Kindes Trost und
^rholung gefunden, wie oft haben nicht die sanften Klänge ihrer Harfe (Fräulein
i’eppina ist wahre Künstlerin auf diesem Instrument) das leidenschaftlich erregte
^emüth des sicilianischen Politikers beruhigt! — Crispi, dessen Haushalt nun-
üiehr gänzlich nach Neapel übersiedeln wird, hat dem jungen Ehepaar ein
reizend gelegenes Landhaus, dicht neben der „Villa Lina“, geschenkt, die der
^inisterpräsident bisher mit seiner Familie im Sommer zu bewohnen pflegte.
öie Liebe wie der Reichthum ihres Gatten, des Fürsten Linguaglossa, sichern
'ier Tochter Francesco. Crispi’s eine sorgenlose glückliche Zukunft.

Josefine Crispi, Fürstin Linguaglossa.

etwa einem Jahrzehnt von einem Bauern erwarb, der sie von seinem Vater geerbt
hatte, ohne ihre Herkunft zu kennen. Wahrscheinlich ist sie das Werk eines gcnialen
Künstlers zur Zeit Heinrichs II. Bisher angefertigte Nachahmungen haben nicht
regelrecht functionirt. Das Kunstwerk ist eine Art Wasseruhr, jedoch nicht im
landläufigen Sinne. Wie unsere Abbildung zeigt, hat die Uhr die Form eines
Schrankes, in dessen vorderer Spalte sich ein an Schnüren hängender Cylinder,
um seine Achse sicli drehend, auf und ab bewegt. Die Achse zeigt auf den
Seitenbrettern an einer Seite die vollen, an der andern die halben und viertel

Stunden. Wird nun
die Achse des Cylin-
diese dadurch oben
eingestellt und sich
lassen, so erfolgt das
ders nicht, wie man an-
und in ununterbro-

— und das ist das Ge-

— der Cylinder sinkt
den und zwar in voll-
Bewegung herunter.
Achsen in den Stand
zeiger zu dienen. Ist
gelangt und dieSchnur
einfach in umgekehr-
gerollt, die Schnüre
gewickelt und der
Neuem. Das Geheim-
steht nur in einer
und sehr complicirten
stems von kleinen Be-
Zug bringt. Diese
füllt und stehen unter
ren in Verbindung,
Cylinder abwärts
gung setzt, wird

so verändert, dass
folgt. Allmählich
Ausfliessen des
dere Behälter das
damit ein Fort-
linders ermöglicht

Eine Uhr, die hundert Jahre geht.

die Schnur ganz um
ders gewickelt und
auf die fünfte Stunde
dann selbst iiber-
Herabsinken des Cylin-
nehmen sollte, schnell
chener Folge, sondern
heimnissvolle der Uhr
in achtzehn Stun-
kommenregelmässiger
Dadurch sind seine
gesetzt, als Stunden-
der Cylinder unten an-
abgelaufen, so wird er
tem Sinne in die Höhe
dadurch wieder auf-
Vorgang beginnt von
niss des Cylinders be-
höchst sinnreichen
Anordnung eines Sy-
hältern, welche er in
sind mit Wasser ge-
sich durch kleine Röh-
Sobald sich nun der
rollend in Bewe-
der Schwerpunkt
ein Anhalten er-
erst wird durch
Wassers in an-
Gleichgewicht und
schreiten des Cy-
— ganz in der Art,
Sobald der Cylinder wieder anfängt zu

wie auch ein Kinderspielzeug existirt.
rollen, beginnt auch wieder in seinem Innern der Gewichtsausgleich und dieser
Vorgang wiederholt sich fortwährend mit Grazie in infinitum.

-K

*


'

Die Zähmung des Zebra’s ist bisher nur in beschränktem Maasse ge-
'üngen. Jung gefangen, gewöhnen sie sich wohl an den Menschen, lassen sich
^en Halfter anlegen, vertragen das Putzen, wie die Pferde und können mit einiger
^orsicht geführt werden. In
^en zoologischen Gärten in
^Udapest, Paris ziehen sie im
^eschirr einenleichten Wagen,

' verden dabei aber meist von
e*hem Diener am Kopfe ge-
^itet. Die Thierhandlung von
Reiche in Alfeld an der
^eine hat in den letzten bei-
'ien Jahren einige 50 Zebra's
Südafrika importirt, die
s'eh wohl acclimatisirt haben.

>elleicht liessen sich Zucht-
^'ationen anlegen, in denen
^*e wilden Afrikaner allmäh-
* ch gezähmt und nutzbar ge-
’üacht werden können.

* *

*

Dass man im Westen Europas die Mission unterschätzt, welche das
Taschentuch in der Machtsphäre der griechischen Kirche ausübt,
beweist das Neujahrsfest in Bulgarien. Man bescheert sich nicht unter dem

Christbaum wie in Deutsch-
land, auch nicht wie in Frank-
reich, wo man die Schuhe in
den Kamin stellt, sondern die
Hausfrau kauft eine Anzahl
Taschentücher, und in diese
werden die Geschenke sowohl
für Arme als für die Familien-
mitglieder eingebunden. Jeder
bekommt so ein Taschentuch;
die Kinder erhalten es ange-
füllt mit Spielsachen und
Bonbons, die Dienstboten init
Geld und Obst, Arme erhalten
ilir Taschentuch mit Speisen
und Geldstücken. Die Kinder
kommen mit einer grossen
Ruthe, versetzen dem Haus-
herrn, der Hausfrau u. s. w.
einige Schläge, empfangen ihr
gefülltes Taschentuch und
trollen ab, indem sie Allen
die Hand küssen.

* *

*

Eine Uhr, die mehrere
Jahrhunderte gelit, ohne
Nachhülfe durch einen
hrrnacher zu bedürfen, er-
Scheint wie ein Weltwunder,
^hd doch existirt sie im Be-
jhze eines Herrn Pottin in
Vry-sur-Seine, dcr sie vor

Adele Sandrock, die
seit 1889 am Deutschen Volks-

IX. 12 IV.

Ein Zebra-Viererzug.
 
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