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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Gollmer, Richard: Bad Homburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0375

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ad pyomburg.

Von R. Gollmer.

~f*‘K

Das landgräfliche Schloss mit dem weissen Thurm.
(Bad Homburg.)

Original-Zeichnung von Fritz Gehrke.

*hit

lPj[s möchte in Deutschland wohl schwer sein, ein Mineralwasser zu
i finden, welches gleichen Reichthum an wirksamen Bestandtheilen
denr Homburger Elisabethenwasser darzubieten vermöchte,“ schrieb
er berühmte Chemiker Justus von Liebig.

Schon seit den Zeiten der römischen Invasion sind die Homburger
^ Ue|len bekannt. Wie überall, wo die gütige Natur Heilwässer sprudeln
6ss längs des grünen Rheins, finden wir Spuren der Römer. Votivsteine,
j J|;räthe, Waffen und Münzen und jener grosse Ptahlgraben, den die
^•hesforscher von Regensburg bis nach Remagen nachgewiesen haben,
, Ud lebhafte Zeugen, wie gut es ihnen bei uns gefallen hat und wie fest
. Slch in unsern Fluren, besonders im goldenen Rheingau, setzen wollten.
0t,iburg ist die älteste Colonie am ganzen Limes, der älteste Votivstein

<U,

dem Kaiser Antoninus Pius im Jahre 139 gewidmet — wurde hier ge-
Uden. Die 22. Legion mit der Kohorte der Vindelicier — der Pia fidelis
l’nd der Kohorte der Rhaetier hatte ihren Hauptwaffenplatz ganz nahe
$° lT|b Urg' auf d er Saalburg. Auch sind eine Anzahl Mauersteine mit dem
etllPel der 22. Legion in unmittelbarer Nähe der Elisabethenquelle
<Unden worden.

^ < n flüchtiger Fahrt führt die Bahn von der alten Kaiserstadt Frankfurt
Homburg. An freundlichen Dörfern und grünwogenden Feldern
. s vorbei, bis sich nach einer halben Stunde dem Auge ein entzücken-
anorama bietet. Markig und stolz ragen die blauen Höhen des Taunus

[Nachdruck verboten.]

in die klare Sommerluft. Alexander von Humboldt verglich diese Berg-
kette einst an Schönheit mit den Albaner-Bergen, vielleicht haben auch
die alten Römer diese Aehnlichkeit herausgefunden und sich um so lieber
hier in dem milden, weichen Klima angesiedelt.

Aus saftigem Grün und schimmernden Blüthenbäumen tauchen die
rothen Ziegeldächer der Altstadt Homburg’s, über die grünen Baumkronen
hinweg grüssen uns der schlanke gothische Thurm der katholischen Kirche
und der ernste weisse Thurm des Landgrafenschlosses — heute wehen
die preussischen Farben vom Schlosse und in der Kaserne der land-
gräflichen Truppen liegt ein Bataillon des preussischen 80. Infanterie-
Regiments.

Seine prachtvolle Lage, sein mildes, trockenes und gesundes Klirna,
im Sommer kühl, irn Winter warm, haben Homburg zu dem gemacht, was es
heute ist: ein Kurort ersten Ranges. Es sind nicht rnehr der Luxus, nicht
mehr die Roulette der Gebrüder Blanc, welche die Anziehungskraft auf
die tausende und abertausende von Kurgästen ausüben — der hygienische
Werth Homburg’s verleiht in unseren Tagen dem Orte seine Bedeutung.
Und die mustergültigen Einrichtungen der Stadt, welche den Fremden mit
allem gewohnten Comfort einer modernen Grossstadt umgeben, auch nicht
zum kleinsten Theil die günstige Finanzlage, welche es erlauben, dass
Homburg nur 90 Procent Communalsteuer erhebt, machen dies herrliche
Städtchen so recht geeignet, das buen retiro ftir Arbeitsmüde zu werden.

IX. 19. 1.
 
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