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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Dincklage-Campe, Friedrich von: Husarenstreiche: Reiterskizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0147

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MODERNE KUNST.


usarenstreiche.

Reiterskizze von Hans Nagel v. Brawe.

[Nachdruck verboten.]

„ IVIeine Herren — wenn das Gerede auch nicht meine Art
ist, — das muss ich Ihnen doch sagen: Was Sie mir da heute
Morgen gezeigt haben, das hat mein altes Husarenherz erfreut!

Auch wir sind geritten, seiner Zeit, weiss der —, na lassen wir den!
Aber was wir ehedem för den Einzelnen ein Reiterstück nannten,
das machen Sie jetzt mit den Schwadronen und den Regimentern
— die reitende Artillerie nicht zu vergessen. Himmelangst ist mir ge-
worden, wenn die Reitermassen losjagten, geradezu auf die Hohlwege!
Wie die Gäule dann „Schlitten fuhren“, die Böschung hinab, steil
wie ein Kirchthurm — und jenseit wieder hinauf, — zum Ueber-
schlagen! Und dann durch den Haustenbach, als ob’s eine Rinne
wäre und durch die hohe Toppheide mit all den tiefverdeckten
Löchern und Wagenspuren! Meine Herren, ich kenne das und weiss,
was es heisst, — dabei stets Alles in vollster Ordnung! So lange unser
Allergnädigster Herr solche Cavallerie hat, ist mir nicht bange. Ich erhebe
mein Glas und rufe: Es leben die Yonne-Husaren! Hurrah!“

Brausend hallte der Ruf wieder durch die vielen Räume des Husaren-
Casinos, und alle die jungen Officiere im dunkelblauen Attila mit silbernen

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Schnüren, die kräftigen Männer mit den sonnenverbrannten Gesic:

drängten sich heran an den alten Herrn, der soeben gesprochen, um nnt

anzustossen. Jeder fühlte sich wohl geehrt im Lobe des Regimentes

dem Munde eines Mannes, der noch heute bewiesen hatte, dass er, auch

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weissen Haar noch ein ganzerHusar sei, der für seine Person währeno

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Cavallerie-Mannöver am Vormittage keines der Hindernisse ausgein ^
hatte, die das für den Reiter so unvergleichliche Terrain der Yonne d af

ef

Die Uebungen der Cavallerie-Division waren mit dem heutigen
beendet. Das Husaren-Regiment verbrachte ein paar Ruhetage in se* 11
Garnisonen — und der alte Herr hatte für diese Zeit die Einladung
Gutsbesitzers der Nachbarschaft angenommen, um mit seinen b el' ^
Söhnen — sie dienten natürlich auch im LIusaren-Regimente, — geleg e
lich zusammen kommen zu können.
 
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