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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Hardt, Ernst: Eine Reisebeschreibung: Nachtstück
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0449

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362

MODERNE KUNST.

mächtige Felswand hinweg — Eine unabsehbar grosse Landschaft lag
unter uns, — düster und grau waren ihre Farben, sie hatte keine Bäume,
keine Pflanzen — öde lag das Land da — Von unten stieg eine Starre
zu uns heran, bleischwer drang es in meine Glieder, die Bewegungen

rneiner Engel wurden gelähmt, müde und langsam strichen sie weiter-

Ein tiefes Mitleid erfasste mich und ich liess meine Cypressenzweige hinab-
fallen, einen nach dem anderen warf ich hinunter in das traurige Land —
Der letzte Zweig kam an die Reihe, wehmiithig blickte ich ihn an — eine

Erinnerung aus glücklichen Zeiten, — ich blickte ihn an,-dann H eSä

ich ihn aus meiner 1 land Iangsam hinabgleiten, hinabfallen zum gestorbend 1
Land — aber da — da fiel auch ich — unaufhaltsam sauste ich hinab.
ich wollte schreien — ich hatte keinen Athem, keine Luft — ich griff mlt

den Händen um rnich, — da fasste ich etwas, Gott sei Dank-- — "

Aufrecht sass ich in meinem Bett und rieb mir verwundert die Augen — H'h
schaute zum Fenster — grauer, trüber Himmel, wie immer, und da, —j a
lag vor mir auf dem Bettteppich die weisse Umhüllung des Schlafpulv ers'

ie Schlacht von Killiecrankie ist eins der interessantesten Er-
eignisse der romantischen Geschichte der Schottischen Hochlande.
Was die kampflustigen Clans der Macdonald’s und Campbell’s nach
der Entthronung der Stuarts an einander hetzte, war eine Mischung von Glaubens-
eifer, Anhänglichkeit an das vertriebene Herrscherhaus, Stammeshass und Raub-
lust. Den im Anfang siegreicheri Ansturm der Bergbev/ohner gegen die Insassen
der fruchtbaren Thäler schlug der kluge Oranier Wilhelm nieder und befestigte
seine Herrschaft in Schottland. „Früh am Morgen des 27. Juli langte Dundee,
der Anführer der jacobitisch und presbyterianisch gesinnten Hochländer in Schloss
Blair an. Dort erfuhr er, dass Mackay’s aus Engländern und niederländischen
Clans zusammengesetzte Truppen die Schlucht von Killiecrankie besetzt hätten;
alles drängte zu einer schnellen Entscheidung. — Frtih am Nachmittag wurden
die „Königlichen“ durch den Ruf aufgeschreckt, dass die Hochländer nahten. In
kurzer Zeit war der Kamm der Anhöhen mit Mützen und Plaids bedeckt. Dundee
ritt vor, um sich von der Stärke des Feindes zu überzeugen. Unterdessen ward
von beiden Seiten ein Musketenfeuer unterhalten. Der Raum zwischen den
Armeen war eine Rauchwolke. Erst nach sieben Uhr gab Dundee den Befehl
zum Angriff. Die Ilochländer legten ihre Plaids ab. Die wenigen, die so üppig
waren, rohe Socken von ungegerbten Häuten zu tragen, warfen sie fort. Die
ganze Linie feuerte im Vorrücken; der Feind antwortete. Als noch ein kleiner
Raum zwischen den Gegnern war, zogen die Hochländer ihre breiten Schwerter
und stürmten mit einem furchtbaren Geheul auf den Feind. Ehe die Niederländer
noch die Bajonette aufpflanzen konnten, war die ganze Fluth der Macdonald's,
Mac Lean’s und Cameron’s heran. In zwei Minuten war das Schicksal der
Schlacht entschieden. Die Reihen der Infanterie waren wie fortgefegt, das breite
Schwert der Hochländer, der Claymore, wüthete in den Reihen der Fliehenden
und ein Strom von Rothröcken und Tartans raste das Thal hinunter nach der
Schlucht von Killiecrankie.“ Das ist der Moment, den Harrington-Mann in
seinem gewaltigen Bilde: „Der Angriff der Macdonald’s“ erfasst und mit wunder-
barer künstlerischer Energie dargestellt hat.

* ■*

*

Im Gegensatz zu dem wilden Schlachtgetümmel unseres grossen Doppel-
bildes sind die übrigen Kunstbeilagen und Textillustrationen von dem unerschöpf-

i 1 d e r.

-Tj

lichen Thema des Weibes beherrscht. Walter Firle schildert in seiner „Gesarir
probe“ ein holländisches Dorfinterieur. Die Backfische des Dorfes sind 11,1

t(i 1

einen alten Flügel versammelt, um irgend einen Kirchenchor zu üben. Kün
Tageslicht umfluthet die von den charakteristischen Häubchen umrahiri terl
Gesichtchen der jungen Schönen, die sich mit vollem Eifer ihrer Aufgabe widm el1
Denn vor der Claviatur sitzt sicher der gestrenge Dorfschulmeister und Canto 1"’

We$

um jeden Misston zu rügen. Bedarf doch das schwächere Geschlecht trotz a*
Strebens nach Gleichberechtigung der Aufsicht, bis es in den sicheren Ha tel
der Ehe eingelaufen. „Scharf beobachtet“ nennt F. Simm sein liebenswürdiä? e
Genrebildchen aus der Wertherzeit. Die altjungferliche Tante würde wirkh c
zu schreckhaft aussehen, wenn wir nicht wüssten, dass die Falten ihrer Sti' 11
sich glätten, sobald sie erkannt, dass der jugendliche Courschneider am traulich etl
Kaffeetisch wirklich mit ernsten Absichten erschienen. Dann ist das Nichtch el1
nach ihrer Meinung reif, um in den sicheren Hafen der Ehe einzulaufen. Freih ctl
giebt es auch da noch manche Stürme, aber die sind hoffentlich alle so harrnl° ?'
wie der Gewitterwind, der auf dem Bildchen von Pötzelberger arge ^ eI"
wüstungen angerichtet hat in dem Blumenschmuck des traulichen Heims, 1
dessen Thiir die junge Hausfrau betriibt mit einem geretteten aber arg zerzaust e|1
Pflanzentöpfchen steht. Nur ein wenig Geduld und Pflege, und dcr g allZe
Schaden ist wieder gut gemacht. Dann wird auch das triibe Gesichtchen s 1
wieder aufhellen und Sonnenschein verbreiten im Haushalt.

Da haben die Orientalen sich besser frei zu halten gewusst von den Fesse'®

T1_ A A „ .C ~ ~ 1 ~ ~ Ctunrlnn nnrl

de*

der Ehe. Ihnen wird das Weib zum Spielzeug in müssigen Stunden, und es
zufrieden mit seincin Geschick. Conrad Kiesel’s „Favoritin“ verschweri'
ihren Ueberschuss an Liebesbedürfniss an die Tauben, die am Rande der C\ste {i]e
umherflattern, und vergisst iiber dem anmuthigen Getändel die hohen Mauß 1" 11,
die ihr die Welt jenseits des Harems verschliessen. In der orientalisehen ^ 11
schauung von den Beziehungen der Geschlechter wirkt die antike AuffassUri»
nach, die in der Liebe einen Naturtrieb sah, der mit elementarer Gewalt d eS
Weibes Besitz erkämpft. So stellt Meister Hecht den zottigen. bocksfüssig e|1
Halbgott Pan dar, wie er das Nymphchen festhält, das ihm der Zufall in d ,e
Arme getrieben. Er weiss, dass sie sich ihm ergeben wird, trotz ihres neckisch el1,
lachenden Sträubens.



(JN

ie Vorliebe des Kaisers für England erklärt sich aus seinen seemännischen
und sportlichen Neigungen. Auch für den Sommer dieses Jahres hat er
eine Einladung des Earls von Lonsdale angenommen nach dessen Landsitz
Lowther Castle in Cumberland. Die Grafschaft, in der das Schloss liegt,
gehört zu den höchsten, kältesten und gesundesten Theilen Englands. An der
Nordwestküste übt die See ihren mildernden Einfluss aus, die im Siidosten aut-
ragenden Felsgipfel sind bis
in das Spätfriihjahr hinein
niit Schnee bedeckt, und die
dazwischen liegenden bewal-
deten Thäler zeichnen sich
durch ihren Reichthum an
jagdbarem Wild aus. Low-
ther Castle ist fünf Meilen
von Penrith entfernt und
besitzt einen 1500 Acres
grossen, von allerhand Wild
schwärmenden Park. Das
jetzige Herrenhaus, das im
Jahre 1802 gebaut wurde,
ist 420 Fuss breit. Eine
Menge kleinerer Thürme,
die in der Mitte von einem

grossen, viereckigen iiberragt werden,' verleihen dem Ganzen ein malerisch e
Aussehen. Vor dem Schlosse fliesst der Fluss Lowther.

Alexandre Dumas, der am 28. Juli seinen 71. Geburtstag feierte.

vef'

heirathete sich in Paris mit Frau Regnier. Dumas hat bekanntlich erst v°

seine
übrigens

kurzer Zeit
von der er
trennt lebte, durch den
verloren. Die
waren Victorien Sardou,
Vice-Admiral Duperre
Ernest Legouve.

Gatt' 11’

cfC'

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fod

Trauzeug el1

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Ein guter Start ist b e‘
Pferderennen nicht so leicht
zu erzielen. Das gleich'
mässige Ablassen der t el1
rigen Thiere erfordert seh r
viel Geduld und Mühe


Iri
 
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