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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0450

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MODERNE KUNST.

3 63

renz zu
machen
beginnt,
braucht
man eine
mechani-
scheVor-
richtung,
die sich
glänzend
bewährt.
Mittelst
Rollen
bewegt

Neuer Apparat für den Start. gjc^ zw;_

schen zwei Pfosten auf schräg gespannten Tauen eine aus einem System von
Stricken gebildete Schranke, die beim Ablassen der Pferde in schräger Richtung
aufwärts gezogen wird. Der Starter braucht, um den Apparat in Thätigkeit zu
setzen, nur auf einen an den Pfosten angebrachten Knopf zu drücken.

Der jüngst in London erfoigte Tod des Sultans von Johore erregt weit
über die Grenzen seines Reiches hinaus Interesse. Er gehörte zu den wenigen
indischen Fürsten, die England gegenüber ihre Selbständigkeit gewahrt haben.
Sein auf Ma'akka gelegenes Sultanat hat ungefähr die Grösse von Württemberg
und Baden zusaminen. Abubeker ben Ibrahim wurde im Jahre 1835 geboren
und gelangte nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1861 auf den Thion. Als
Thronfolger schon hatte er grössere Reisen unternommen, die er als Sultan

fortsetzte. Von ungcwöhnlicher Bildung
und neben dcr ma'aiischen auch der cng-
lischen und arabischen Sprache mächtig,
beieiste er Java, Indien, China und Japan
und 1866 zum ersten Mal auch Europa,
wo er besonders in England mit allen ihm
gebührenden Ehren aufgenommen wurde.
In den letzten Jahren wiederholte er seine
Besuche in Europa und war in Karlsbad
ein häufiger Gast. Er erfreute sich der
Freundschaft der Königin von England
und des Prinzen von Wales in hohem
Grade und wurde, wenn er in Europa
weilte, regelmässig an den englischen
Hof geladen. Seine jährlichen Einkünfte
beliefen sich auf acht bis zehn Millionen
Mark, die er grossentheils zum Besten
seines Landes verwendete. Seiner Plaupt-
stadt Johore baru (Alt-johore), an der
Singaporestrasse gelegen, hat er Gas-
beleuchtung, Wasserleitung, Canalisirung,
gute Hafen- und Dockanlagen gegeben,
und sein grosser Palast, die Istana, war
das gewöhnliche Absteigequartier der
fürstlichen Reisenden aus Europa, deren
letzter der Thronerbe von Oesterreich
war. Der Nachfolger des Sultans ist sein
Sohn Ibrahim, ein junger Mann von etwa 25 Jahren, von europäischen Lehrern
erzogen und der engiischen Sprache vollkommen mächtig. Vor einigen Jahren
vermählte er sich mit einer Tochter des Sultans von Pahang, seines Nachbarn.

Das vielbestrittene Epsom-Derby hat wider Eiwarten
Lord Rosebery's Stall eingeheimst. Sir Visto, das siegreiche
Pferd, war kurz vorher im 2000 Guinea Rennen und in dem
Newmarket - Stakes geschlagen worden, so dass man kein
rechtes Vertrauen zu ihm hatte. Der Sprössling von Barcel-
dine aus der Vista hat die Scharte glänzer.d ausgewetzt. Er
siegte rnit drei Viertel-Pferdelängen. Seinem Besitzer brachte
er zurn zweiten Mal die blaue Turf-Schleife ein. Hoffentlich
findet Lord Rosebery in diesem unerwarteten Rennsieg einen
Trost fiir das ebenso unerwartet verlorene Minister-Portefeuille.

In New-York war der Arbeiter Rower von der elektri-
schen Compagnie Rochester gerade damit beschäftigt,
e'ne der Hauptleitungen zu prüfen, als er plötzlich von einem
Nektrischen Schlage getroffen wurde, der nach der Schätzung
fit'eimal so stark war, wie er bei den Hinrichtungen an-
Sevvendet zu werden pflegt. Dreiviertel Stunden lang bot das
Llpfer, welches tiefe Brandwunden aufwies, vollständig den


j'- «


Abubeker ben Ibrahim, Sultan von Johore *j'.
Pliotögraphie von A. Marx, Milnchen.

Cheri Maurice, der Schöpfer und langjährige Leiter des Thalia-Theaters in
Ilambut g, feierte jüngst seinen neunzigjährigen Geburtstag. In dem alten Maurice
verkörpert sich ein Stück deutscher Bühnengeschichte. Von Geburt Franzose,
kam er früh nach Hamburg mit seinem Vater, der das Tivoli-Etablissement Ende
der zwanziger Jahre leitete. Die kleine Bühne wurde für Maurice eine Vorschule
für die Regie, die er in dem wenig beachteten Theater der Wittwe Handje in
der Steinstiasse übernahm. Nach dem grossen Brande baute Maurice ein
geräumigeres Haus am Pferdemarkt, das unter dem Namen Thalia-Theater 1843
eröffnet wurde. Es gelang ihm in rastloser Thätigkeit, eine Musterbühne zu
schaffen, besonders nachdem mit dem Reichstagsbeschluss von 1869 die Theater-
freiheit proclamirt war. Ais Maurice 1881 sein fünfzigjähriges Directions-Jubiläum

feierte, nahm die gesammte
deutsche Bühne daran Antheil.

Grosse Freude hat es dem
Neunzigjährigen bereitet, dass
auch seine Schwiegertochier,
dieWittwe seines verstorbenen
Sohnes Gustav und jetzt Gattin
des Höchstcommandirenden in
Oesterreichisch Polen, des Feld-
zeugmeisters Gaigoczy, zu der
Feier seines Geburtstages ein-
getroffen war.

Es ist ein ganzer Roman,
wie diese Heirath zu Stande ge-
kommen ist. Vor 25 Jahrcn ver-
kehrte Herr Galgoczy im Eltern-
hause der Schwiegertochter des
Director Maurice in Wien. Er
war arm, sie war Kind, und
so dachte damals keines von
Visto, der Sieger im Epsom Derby. Beiden an eine Heirath. Ein

Anblick eines Todten. Dann aber gelang es den fortgesetzten Bemühungen
dreier Kameraden und eines Arztes, Rower in’s Leben zurückzurufen. Der Athem
war zuerst ganz schwach, die Muskeln völlig steif, und es währte 1 ’/* Stunden,
bis man ihn forttransportiren konnte. An der ganzen linken Seite weist sein
Körper mehrere zolltiefe Löcher auf, jedoch wird er voi aussichtlich am Leben

erhalten werden. s .x.

*

Lord Sholto Douglas, ein
Sohn des aus dem Process Oskar
Wilde bekannt gewordenen Marquis
von Queensberry, hat Loretta Mooney,
eine Sängerin aus einem Variete-
Theater in San Francisco, geheiratet.

Das junge Ehepaar wohnt dortselbst,
und die junge Frau bleibt auch jetzt ihrem Beruf treu. Ausserdem ist sie an dem
Theaterbuffet beschäftigt und verschafft ihrem Hausstand dadurch einen monat-
lichen Zuschuss von 400 Mark. Lord Sholto hat seine Frau in Bakersfield in
Californien kennen gelernt, wo sie ebenfalls Buffetdame in verschiedenen Variete-
Theatern war. „

Ibrahim, der neue Sultan von Johore.
Pliotographie von A. Marx, München.

Die Stadt Gilgit, welche im nördlichsten Theile Vorderindiens, weitab
vom grossen Weltverkehr hoch oben im Himalaya liegt, ist in jüngster Zeit durch
eine Telegraphenlinie an das Welttelegraphennetz angeschlossen worden.
Dem Bau der Linie stellten sich erhebliche Schwierigkeiten entgegen; sie führt
durch zwei Engpässe hindurch, den 3500 Meter hohen Pass von Rajdiangan und
denjenigen von Burzil, welcher sich 4000 Meter über die Meeresoberfläche erhebt.
Der Schnee in dem letztgenannten
Pass liegt häufig bis zu 6 Meter hoch.

Um die Leitung ausserhalb des Be-
reichs der Schneedecke zu bringen
und die Linie gegen den Druck des
Windes auf den mit Schnee und
Eis belasteten Draht zu sichern,
mussten ausserordentlich hohe und
starke Stangen verwendet werden,
welche dicht bei einander aufgestellt
wurden. Wegen der durch Witterungs-
verhältnisse erschwerten Aufrecht-
erhaltung eines ununterbrochenen
Betriebes sind in der Nähe der am
häufigsten bedrohten Punkte Beob-
achtungsstationen eingerichtet worden,
welche während der Winterszeit von
dem Verkehr mit der Aussenwelt voll-
ständig abgeschlossen sind.
 
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